So richtig freuen dürfte sich Jürgen Klopp nicht auf das Wiedersehen mit Thomas Tuchel - wenngleich die Statistik im direkten Duell deutlich für ihn spricht. In den 14 bisherigen Duellen der beiden Trainer ging Klopp gleich neun Mal mit seinen Mannschaften als Sieger hervor. Tuchel, der sowohl beim FSV Mainz 05 als auch bei Borussia Dortmund auf Klopp folgte, schaffte nur zwei Siege gegen seinen Landsmann. Doch wenn der FC Liverpool am Donnerstagabend (21.15 Uhr, Sky) den FC Chelsea in der Premier League empfängt, deutet einiges daraufhin, dass es für Klopp eine weitere Pleite geben könnte.
"Die Vorzeichen könnten nicht unterschiedlicher sein. Der FC Liverpool strauchelt, Chelsea hat seit dem Trainerwechsel zu Thomas Tuchel wieder in die Spur gefunden", sagt Sky-Experte Dietmar Hamann dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Das zeigt sich inzwischen auch in der Tabelle. Seitdem Tuchel die "Blues" übernommen hat, ist er weiter ungeschlagen, hat sein Team inzwischen auf den fünften Platz geführt. Liverpool, bei Tuchels Amtsantritt noch in Schlagdistanz zur Titelverteidigung, ist nach einer Pleiten-Serie nur noch Sechster. Es wird also auch ein Duell um die Zukunft: Bei einer Niederlage könnte das Erreichen der Champions-League-Plätze zumindest vorerst in weite Ferne rücken. Besonders Klopp und der LFC stehen unter Druck.



"Für Liverpool steht viel auf dem Spiel", sagt Hamann vor dem Duell (So könnt ihr das Spiel live sehen!). Denn das Verpassen der Champions League würde einen großen Einnahme-Verlust bedeuten. In den Corona-Zeiten, in denen auch Zuschauer nicht zugelassen sind, wäre es ein weiterer heftiger finanzieller Rückschlag für die "Reds". "Die Besitzer haben schon im Sommer gescheut, viel Geld auszugeben und das dürfte beim Verpassen der Champions-League-Plätze im kommenden Sommer dann erst recht der Fall sein", schätzt Hamann die Lage ein. "Deshalb muss Liverpool zwingend unter die ersten vier. Da mache ich mir aber Sorgen", so der Sky-Experte.
Verloren ist freilich noch lange nichts. Mit einem Heimsieg könnten Klopp und der LFC nicht nur die Londoner überholen, sondern auch West Ham United zumindest vorläufig vom vierten Tabellenplatz verdrängen. Tuchels Blues mit den deutschen Fußball-Nationalspielern Timo Werner, Kai Havertz und Antonio Rüdiger würde ein Unentschieden in Anfield reichen, um sich vorerst auf Platz vier zu verbessern. Doch damit wird sich niemand zufrieden geben - vor allem nicht der ehrgeizige Tuchel.
Hamann: Tuchel-Handschrift bei Chelsea schon zu erkennen
Er hat Chelsea in kürzester Zeit neues Leben eingehaucht. Für Hamann kein Zufall. "Tuchel passt wunderbar zu Chelseas Mannschaft. Sie ist jung und talentiert, er entwickelt gern solche Spieler, eine Handschrift ist schon zu erkennen“, sagt der ehemalige Spieler des FC Liverpool und heute TV-Experte. Dass es bei Chelsea unter Frank Lampard schleppend lief, hatte seiner Meinung nach vor allem mit den Sommer-Neuzugängen zu tun. Unter anderem wechselten Werner und Havertz aus der Bundesliga in die Premier League. "Um in England Schritt zu halten, benötigt man eine gewisse Anpassungszeit. Das merkt man den Spielern jetzt an: Timo Werner und Co. kommen immer besser klar", sagt Hamann, der es selbst erlebte.
Deshalb sei für den FC Chelsea unter Tuchel schon in dieser Saison noch eine Menge drin, ist der ehemalige Nationalspieler sich sicher. "Sie sind auf allen Schlüsselpositionen doppelt besetzt, haben viel Qualität im Kader, kaum mit Verletzungen zu kämpfen. Ich sehe sie unter Tuchel im Vorteil im Kampf um einen Champion-League-Platz. Es mischen aber sicher sechs, sieben Mannschaft lange mit", so Hamann.
Die Meister der Premier League seit 1992
Zwar gehöre aus seiner Sicht auch der FC Liverpool zu diesen Klubs, am Ende wäre es für Hamann aber nicht überraschend, wenn es eben nicht reichen würde. "Bei Liverpool ist es viel Stückwerk, man hängt sich immer noch an der Verletzung von Virgil van Dijk auf. Es braucht jetzt vier, fünf, sechs Siege am Stück. Das sehe ich momentan aber nicht", so der Sky-Experte. Die Kritik an Klopp, die zuletzt immer wieder aufkam, könne er aber nicht nachvollziehen. "Durch die Meisterschaft hatte er die Latte hochgelegt. Aber mit dem Kader muss man erst einmal unter die ersten vier kommen, wenn es Verletzungen gibt. Das ist schwierig", so Hamann.