Sofian Chahed wusste schon vor dem Anpfiff um die Ausgangslage: Die TSG Hoffenheim (3.) war schon am Freitagabend nicht über ein 1:1 gegen den 1. FC Köln hinausgekommen, Eintracht Frankfurt (4.) verlor am frühen Sonntagnachmittag 1:2 gegen den SC Freiburg. Da konnte der Tabellenfünfte aus Potsdam der Konkurrenz mit einem Pflichtsieg bei Schlusslicht Carl Zeiss Jena wieder richtig auf die Pelle rücken. "Jena wird viel hinten drin stehen, aber wir haben uns da die eine oder andere Sache überlegt", sagte der Turbine-Trainer vor der Partie bei MagentaSport. Und seine Elf zeigte beim 6:0 (1:0) eindrucksvoll, was der Coach damit meinte.
Keine 120 Sekunden war die Partie im stürmischen Ernst-Abbe-Sportfeld alt, als die Potsdamer Top-Torjägerin Selina Cerci zum ersten Mal einnetzte. Anna Gerhardt brachte den Ball hoch rein, Malgorzata Mesjasz verlängerte per Kopf und die 21-jährige Torschützin umkurvte eiskalt Ex-Turbine Inga Schuldt im Carl-Zeiss-Tor.
Inga Schuldt hält Strafstoß von Merle Barth
Chaheds Potsdamerinnen waren danach zwar die optisch bessere Mannschaft, aber Jena versteckte sich nicht. Melissa Kösslers Versuch aus dem Rückraum wurde in der 16. Minute noch von Julia Arnold und unter Mithilfe der Querlatte geklärt. Dann blockte Denise Landmann einen Volleyschuss von Selina Cerci mit dem Arm, es gab folgerichtig Strafstoß. Merle Barth scheiterte jedoch mittig an Schuldts Fußabwehr und die FC-Keeperin war auch bei Maria Plattners Nachschuss zur Stelle (26.). "In der ersten Halbzeit haben wir uns ein bisschen schwer getan, da sind wir nicht so gut reingekommen", sagte Cerci später bei MagentaSport. Sie selbst und Sturmkollegin Melissa Kössler überboten sich geradezu im Auslassen bester Gelegenheiten.

Nach der Pause löste sich die Potsdamer Ladehemmung früh. Gina Chmielinski spielte flach in die Mitte, wo Selina Cerci nur den Fuß hinhalten musste (48.). Weiter ging's jetzt nur noch in Richtung Jenaer Tor. Der gut aufgelegten Inga Schuldt war es zu verdanken, dass die Niederlage für das Bundesliga-Schlusslicht nicht noch höher ausfiel. In der 56. Minute bekamen ihre Vorderleute den Ball nicht raus, Malgorzata Mesjasz bedankte sich mit dem 3:0. Gegen Maria Plattner, die in Turbines Startelf im Vergleich zum Nachholspiel gegen Wolfsburg (0:3) den Vorzug vor Sophie Weidauer bekommen hatte, war Schuldt dann wieder glänzend zur Stelle (66.). Die folgende Ecke brachte aber schon den nächsten Treffer: Innenverteidigerin Teninsoun Sissoko staubte zu ihrem ersten Bundesliga-Tor ab.
Selina Cerci setzt sich an die Spitze
Keine Minute später gelang Selina Cerci der dritte Streich des Tages: Aus Nahdistanz erzielte die Angreiferin, die eine heiße Anwärterin auf eine Nominierung für die Nationalmannschaft ist, wenn Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Dienstag (8. Februar) ihren Kader für ein Vier-Länder-Turnier in England benennt, bereits ihren 11. Saisontreffer. Damit ist die Potsdamerin nun alleinige Führende der Torschützenliste vor Bayern Münchens Lea Schüller (neun Saisontore). Das Selbstbewusstsein mache sie aktuell so stark, gab Cerci nach Spielende zu Protokoll. "Aber letztlich ist es egal, wer trifft. Am Ende hätten wir sogar noch mehr Chancen nutzen müssen."
Eine jedenfalls konnten die Gäste aus der Brandenburger Landeshauptstadt noch verwerten. Nach Flanke von Maria Plattner nahm die eingewechselte Dina Orschmann den Ball direkt und versenkte ihn zum 6:0-Endstand im Tor der Gastgeberinnen. Turbine Potsdam bleibt nach dem Pflichtsieg in Thüringen zwar Tabellenfünfter, ist nun aber wieder auf Tuchfühlung mit Hoffenheim und Frankfurt.
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