Der Traum vom ersten Finaleinzug im DFB-Pokal seit sieben Jahren wird für den 1. FFC Turbine Potsdam wahr. Die Brandenburgerinnen gewannen am Montagabend das Halbfinalspiel bei Bayer 04 Leverkusen mit 5:4 (0:0, 1:1) nach Elfmeterschießen. Kapitänin Sara Agrez verwandelte den entscheidenden Versuch und konnte sich danach mit ihren Mitspielerinnen die Finalshirts überstreifen. Turbine trifft nun am 28. Mai in Köln im Endspiel wie 2015 auf Seriensieger VfL Wolfsburg.
Für die erkrankte Malgorzata Mesjasz rückte Maria Plattner in die Startelf von Potsdams Coach Sofian Chahed. Und obwohl die Österreicherin in der 34. Minute die beste Chance der ersten Hälfte hatte, als sie freistehend an der herausstürzenden Anna Klink scheiterte, fehlten den Gästen oft Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit. „Es war kein Spiel mit hoher Qualität. Aber defensiv standen wir trotzdem gut, das war die Basis“, analysierte Chahed, der seinen 39. Geburtstag feierte, am Sky-Mikrofon.
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Die 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Leverkusener Ulrich-Haberland-Stadion sahen jedenfalls keine hochklassige Partie. Zu groß war die Sorge auf beiden Seiten, den entscheidenden Fehler zu machen. Bezeichnend, dass alle Treffer an diesem Pokalabend vom Punkt fielen.
Denn Torraumszenen waren auch nach der Pause Mangelware – bis zu Elfmetersituation Nummer eins in der 66. Minute: Dora Zeller kam nach einer Berührung mit Teninsoun Sissoko auf der linken Seite des Potsdamer Strafraums zu Fall. Schiedsrichterin Riem Hussein zeigte sofort auf den Punkt. Verlässliche Aufklärung konnten selbst die TV-Bilder nicht liefern und einen Videoreferee gibt es bei den Frauen ohnehin nicht. Also ließ sich Dina Blagojevic nicht beirren und versenkte sicher unten links zum 1:0.
Potsdam bemühte sich im Anschluss um mehr Torgefahr, aber richtig gelingen wollte das dem Bundesligadritten nicht. Auch das Debüt der 17-jährigen Pauline Deutsch hatte keinen Effekt. Einmal köpfte Melissa Kössler den Ball zwar ins Netz, hatte sich dabei aber gegen Melissa Friedrich etwas zu vehement Platz verschafft – Offensivfoul (81.).



Kurz darauf lag der Ball doch im Tor. Bei Elfmetersituation Nummer zwei fiel die Bewertung leichter: Die Ex-Potsdamerin Jessica Wich blockte im Bayer-Strafraum einen Schuss von Luca Maria Graf mit den Händen. Die eingewechselte Isabel Kerschowski übernahm Verantwortung, hatte aber Glück, dass ihr scharf geschossener Ball nach Anna Klinks Abwehrversuch doch noch ins Tor trudelte (82.). Weil Sara Holmgaard weit in der Nachspielzeit in höchster Not die Hereingabe von Leverkusens Zeller bereinigte, ging es in die Verlängerung. In der zusätzlichen halben Stunde machten die Bayer-Frauen den deutlich fitteren Eindruck, während Potsdam müde wirkte. So musste Turbine-Keeperin Anna Wellmann bei ihrer Fußabwehr gegen Milena Nikolic Kopf und Kragen riskieren (108.), um ihre Elf ins Elfmeterschießen zu retten.
Nach Kristin Kögels Treffer, prallte Melissa Kösslers Versuch an den Pfosten. Aber weil Milena Nikolic vorbeischoss und Ex-Turbine Caroline Siems nur die Querlatte traf, hatte Agrez den Finaleinzug nach Treffern von Isabel Kerschowski, Sara Holmgaard und Sophie Weidauer auf dem Fuß und behielt die Nerven. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir es nach 90 Minuten entscheiden", sagte ein sichtlich erleichterter Sofian Chahed. "Man hat gesehen, dass beide Teams nicht so oft solche K.o.-Spiele machen."
Turbine Potsdam: Wellmann – Gerhardt, Sissoko, Barth, Agrez – Orschmann (60. Kerschowski), Weidauer, K. Holmgaard (52. S. Holmgaard), Chmielinski (77. Deutsch) – Kössler, Plattner (77. Graf)
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