Es war ein emotionaler Treffer für die türkische Nationalmannschaft - und ein wichtiger noch dazu: Der Düsseldorfer Kaan Ayhan hat mit seinem Treffer zum 1:1 (0:0) gegen Frankreich verhindert, dass der Weltmeister die Mannschaft von Trainer Senol Günes vom ersten Platz der Gruppe H verdrängen konnte - und so dem insgesamt dominanten Gastgeber mit seinem Treffer die mögliche vorzeitige EM-Qualifikation vermiest. Doch das Tor des Ex-Schalkers wird nicht nur deshalb heiß diskutiert - sondern auch wegen des unmittelbar folgenden kontroversen Jubels.



Denn nach dem Treffer in der 81. Minute - erzielt vor der türkischen Fankurve und wenige Minuten nach Frankreichs Führung - ließen sich einige Spieler zum wiederholten Mal zu einem einem wohl politisch motivierten Gruß an die aktuell an der umstrittenen türkischen Militäroperation gegen die Kurden in Syrien beteiligten Soldaten ihres Landes hinreißen. Diesen "Salut-Jubel" hatten die Spieler in größerem Umfang bereits nach dem Treffer von Everton-Stürmer Cenk Tosun zum 1:0 gegen Albanien in der vergangenen Woche gezeigt.
Mindestens sechs Türkei-Spieler zeigen erneut Salut-Jubel
Nach dem Spiel am Freitag zeigte sich in den Katakomben zu später Stunde sogar die gesamte Mannschaft samt Trainerstab mit der entsprechenden Pose. Daraufhin hatte es europaweit einen Sturm der Entrüstung gegeben - die UEFA eröffnete mittlerweile ein Verfahren gegen den türkischen Verband. Auch beim DFB wurde der Jubel unfreiwillig Thema, weil die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can einen Instagram-Beitrag von Tosun über den Jubel mit einem "Like" versehen haben - offenbar, ohne sich der politischen Dimension des Jubels bewusst gewesen zu sein, wie beide später beteuerten.
Europameisterschaft 2020: Diese Teams sind qualifiziert
Die aktuelle Kontroverse kümmerte einige Spieler der Türken offenbar nicht. Vor dem türkischen Block nahmen die Profis Mahmut Takdemir, Irfan Kahveci, Merih Demiral, Umut Meras, Mert Günok und Cenk Tosun erneut zum "Salut" Aufstellung. Anders Torschütze Kaan Ayhan, der auf den brisanten Jubel verzichtete. Wohl aus einem guten Grund, denn Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel hatte bereits nach dem Albanien-Spiel eine interne Aufarbeitung mit dem Innenverteidiger und dem zweiten türkischen Fortuna-Profi Kenan Karaman angekündigt.
Der Klub sei „davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politisches Statement abzugeben“, wurde Pfannenstiel in einer Mitteilung der Düsseldorfer zitiert. Der türkische Fußballverband teilte zu den Szenen nach dem Siegtreffer gegen Albanien mit: „Die Fußballer haben dieses Tor mit dem Militärgruß den Soldaten geschenkt, die in der "Operation Friedensquelle" dienen.“ Der türkische Militäreinsatz hatte am Mittwoch begonnen und richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien. Der Einsatz wurde international scharf kritisiert.