24. Dezember 2022 / 11:30 Uhr

Umstrittene WM in Katar, Bundesliga, Frauen-EM: Das ist die TV-Bilanz 2022 von ARD, ZDF, Sky und Co.

Umstrittene WM in Katar, Bundesliga, Frauen-EM: Das ist die TV-Bilanz 2022 von ARD, ZDF, Sky und Co.

Roman Gerth
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Das Fußball-Jahr 2022 im TV war geprägt von der WM in Katar, der Bundesliga und der Frauen-EM in England.
Das Fußball-Jahr 2022 im TV war geprägt von der WM in Katar, der Bundesliga und der Frauen-EM in England. © IMAGO/Beautiful Sports/Kirchner-Media/Kyodo News (Montage)
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Das Sportjahr 2022 wurde von der höchst umstrittenen Fußball-Weltmeisterschaft in Katar bestimmt. Für hohe Einschaltquoten sorgte das Event erwartungsgemäß nicht – dafür war die Frauen-EM im vergangenen Sommer ein Highlight. Der SPORTBUZZER blickt auf die Bilanz der TV-Sender.

Wie erwartet hat die Weltmeisterschaft in Katar weit weniger Zuschauer vor die TV-Bildschirme gelockt, als bei vergangenen Events. Die heftige Kritik am Gastgeber, die vielen gesellschaftlichen und politischen Debatten sowie die Austragung im Winter hatten zur Folge, dass das Turnier im Wüstenstaat kein Quoten-Hit war. Das sportlich hochklassige Finale zwischen dem neuen Weltmeister Argentinien um Superstar Lionel Messi und dem alten WM-Champion Frankreich sahen nur 13,86 Millionen Menschen in der ARD. Zum Vergleich: 21,32 Millionen Zuschauer schalteten 2018 beim weniger klangvollen Final-Duell zwischen Frankreich und Kroatien ein.

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Das WM-Spiel mit der höchsten Einschaltquote war das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Costa Rica, in dem es für das DFB-Team um den Einzug ins Achtelfinale ging, der trotz eines 4:2-Sieges misslang. Die Partie verfolgten 17,5 Millionen Fans in der ARD – und damit exakt zehn Millionen weniger als das aus TV-Sicht beste Spiel der WM 2018 zwischen Deutschland und Schweden. ARD-Sportchef Axel Balkausky nennt als Grund, dass das Turnier in Katar "ein sehr spezielles Ereignis mit sehr besonderen Rahmenbedingungen" gewesen ist, sagt er dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). ZDF-WM-Teamchef Christoph Hamm betont: "Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Turnier – mit vielen Themen, die den Sport überlagerten. Insofern war es zu erwarten, dass die Zuschauerzahlen hinter den sehr guten Werten der WM 2018 zurückstehen."

ARD und ZDF verwiesen derweil auf steigendes Interesse an Livestream-Abrufen statt der klassischen Nutzung des linearen Fernsehens. Die höchste Nutzung registrierte das Erste am 23. November, als die deutsche Mannschaft gegen Japan ins Turnier startete: Da das Spiel bereits um 14 Uhr angepfiffen wurde, gab es 12,6 Millionen Abrufe des Online-Streams, den viele Fans neben der Arbeit oder von unterwegs eingeschaltet hatten.

Quoten-Sieg für Frauen bei der EM

Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender hatten nur eine Sublizenz von 48 der 64 WM-Spiele vom Telekom-Sender Magenta TV erworben, der die kompletten WM-Rechte in Deutschland hielt. Beim Streamingangebot zeigt man sich sehr zufrieden mit Blick auf das Turnier. Telekom-TV-Chef Arnim Butzen berichtete in einer Mitteilung von regelmäßig mehr als einer Million Zuseher – bei den Partien, die nur bei Magenta TV liefen, waren es "sogar mehr als 1,5 Millionen", sagte Butzen.

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Den Quoten-Sieg im Jahr 2022 landeten andere schon im Sommer: Die Frauen-Nationalmannschaft verlor zwar das Finale der EM gegen Gastgeber England, liegt mit 17,95 Millionen Zuschauern aber auf dem TV-Thron. "Es war ein kleines Sommermärchen", kommentierte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegenüber der dpa. Für ARD-Sportchef Balkausky ist das ein Zeichen dafür, "wie sehr die Sportart die Zuschauerinnen und Zuschauer auch begeistern und vor den TV locken kann" – trotz schwacher Zahlen bei der WM sei im Fußball "auf jeden Fall kein Rückgang des Interesses zu verzeichnen". Der Blick auf die Quoten-Bilanz zeigt: Erst auf Platz 41 folgt mit Skispringen eine andere Sportart. Das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee sahen 5,44 Millionen Menschen.

Trotzdem kämpfen auch Sky und DAZN bei ihren Bundesliga-Übertragungen um die Fans vor den Bildschirmen. Sky-Sportchef Charly Classen sagt dem SPORTBUZZER: "Das Interesse an der Fußball-Bundesliga und auch der 2. Bundesliga ist auch bei Sky ununterbrochen hoch geblieben." Als Gradmesser kann das Duell der beiden Branchenführer FC Bayern München und Borussia Dortmund dienen – doch dort ist die Entwicklung negativ. Sahen in der Vorrunde der Saison 2021/22 noch rund 2,6 Millionen Zuschauer das Duell beim Pay-TV-Sender, schalteten am 31. Spieltag der vergangenen Spielzeit im Mai dieses Jahres 2,3 Millionen Menschen ein. Die Partie zwischen Bayern und dem BVB am 9. Spieltag dieser Saison sahen nur noch knapp 2,1 Millionen Menschen. Classen meint: "Ich bin davon überzeugt, dass die Fußballfans sich auf den Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga freuen und entsprechend zahlreich einschalten werden."

Sky und DAZN um Optimismus bemüht

Bei DAZN, das alle Freitags- und Sonntagsspiele der Bundesliga zeigt, ist die Bewertung deutlich schwieriger, weil der Streamingdienst keine Reichweiten bekanntgibt. Auf SPORTBUZZER-Nachfrage sagt Alice Mascia, Deutschland-Chefin von DAZN: "Wir haben kein rückläufiges Interesse am Live-Fußball bei DAZN festgestellt." In der Champions League hält die Plattform hierzulande bis auf eine Begegnung pro Spieltag die gesamten Übertragungsrechte – und hat gerade bis 2027 verlängert. Bei den Spielen der Königsklasse war die Nachfrage laut Mascia "auf einem konstant hohen Niveau". Ohne die konkreten Zahlen zu kennen bleibt offen, ob – abgesehen von wenigen wichtigen Partien mit deutscher Beteiligung – das Interesse an Live-Fußball ungebremst hoch ist.

Amazon Prime Video zeigt dienstags jedes Top-Spiel der Champions League exklusiv, ebenfalls bis 2027. Das Streamingangebot des US-Riesen hält seine Zahlen ebenfalls unter Verschluss. "Schon die ersten sechs Spiele der Gruppenphase der Saison 2022/23 haben gezeigt, dass die Übertragungen des Topspiels am Dienstagabend auch in der zweiten Saison bei Prime Video von unseren Zuschauer:innen sehr gut angenommen werden", sagt Clemens von Thielmann, der die Geschicke bei Prime Video in Deutschland leitet, dem SPORTBUZZER.

Sat.1 und RTL mit positiver Bilanz im Free-TV

Außerhalb der kostenpflichten Anbieter zeigt Sat.1 ausgewählte Bundesliga-Spiele live. Drei Partien der laufenden Saison waren dort im Free-TV zu sehen. Die Auftaktpartie zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern sahen 5,68 Millionen Zuschauer. Vor der WM-Pause liefen die Partien zwischen dem FCB und Werder Bremen sowie dem BVB und Gladbach beim Privatsender. "Zuletzt bei den Spielen im November hat das Zuschauerinteresse erwartungsgemäß etwas nachgelassen", bilanziert Sat.1.-Sportchef Alexander Rösner gegenüber dem SPORTBUZZER, fügt aber an: "Die Lust auf Fußball wird es auch im Jahr 2023 geben."

Bei RTL, wo 2022 die deutschen Länderspiele abseits der WM sowie mit der Europa League und Europa Conference League zwei europäische Klub-Wettbewerbe zu sehen waren, ist man zufrieden. "Das Finale Eintracht Frankfurt gegen Glasgow Rangers im Mai war mit 9,05 Millionen Zuschauer:innen die erfolgreichste TV-Sendung des Jahres bei RTL", sagt Andreas von Thien, Ressortleiter Sport des Senders, dem SPORTBUZZER.

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