14. Dezember 2022 / 22:50 Uhr

TV-Kritik zum WM-Halbfinale: So lief der letzte Kommentatoren-Auftritt von Béla Réthy

TV-Kritik zum WM-Halbfinale: So lief der letzte Kommentatoren-Auftritt von Béla Réthy

Patrick Strasser
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Das WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko war der letzte Auftritt von <i>ZDF</i>-Kommentator Béla Réthy.
Das WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko war der letzte Auftritt von ZDF-Kommentator Béla Réthy. © IMAGO/Ulmer/Teamfoto/RND (Montage)
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Seit 1994 war Béla Réthy als Live-Kommentator bei allen großen Fußballturnieren im Einsatz. Beim WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko verabschiedet er sich von seinem Publikum. Die TV-Kritik zum letzten Auftritt der legendären ZDF-Stimme von SPORTBUZZER-Reporter Patrick Strasser.

Mit 66 Jahren, da kennt man sich. Und so gestand Béla Réthy an seinem letzten Arbeitstag vor dem Eintritt in die Rente als Kommentator des zweiten WM-Halbfinals zwischen Frankreich und Marokko: "Die Gefühle fahren Karussell, aber ich habe sie alle noch im Griff." An einem Tag, an dem er nicht im Mittelpunkt stehen wollte, aber doch alle Ohren auf diese markante, so wortgewandte und tiefe Stimme gerichtet waren.

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Bei seinem Abschiedsspiel am ZDF-Mikrofon saß der 31 Jahre jüngere Ex-Bayern-Stürmer Sandro Wagner als Experte an seiner Seite. Ein Umstand, der Réthy als taktischer Sidekick im Herbst seiner Karriere eine frische Brise verpasste, aus seinem Kommentar einen Dialog werden ließ. Der schönste verbale Schlagabtausch des Abends entstand, als es um Frankreichs Linksverteidiger Theo Hernández geht, der seinen Bruder Lucas seit dessen Kreuzbandriss im Auftaktspiel ersetzt.

Wagner: "Béla, hast Du auch einen, der Dich ersetzen kann?"
Réthy: "Nee, ich bin Einzelkind."
Wagner: "Schade fürs ZDF. Macht Spaß mit Dir. Echt schade, dass Du aufhörst."

So ist es. Réthy missbrauchte die ihm aufgebaute Bühne nicht, blieb sachlich und bescheiden wie eh und je. Er versteht es, das Spiel für sich sprechen zu lassen. Es ist die hohe Schule der Kommentatoren-Kunst, auch mal zu schweigen. Réthy erklärt, beschreibt nicht, was man sieht. Und ist als Reporter natürlich neutral, "total neutral" sagt er bei dieser Partie mit dem klaren Favoriten, gesteht aber "ein leichtes Augenzwinkern für den Außenseiter".

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Für Réthy ist "Schicht im Schacht" am Mikrofon

Marokko hat am Ende genau wie Réthy Feierabend oder "Schicht im Schacht", wie er es nach 40 Jahren im Journalismus formuliert: "Wir hatten bei den Turnieren auch viele Zuschauer, die nur bei diesen Gelegenheiten geschaut haben. Ich habe versucht, alle Zuschauer zu unterstützen und mitzunehmen. Es freut mich, wenn es gefallen hat und sorry an die, die ich nicht erreichen konnte. Das ist nicht immer einfach. Liebe Zuschauer, es war mir eine große, große Ehre. Tschüss und adieu!"

Wie so oft hatte Réthy, als es in die Halbzeitpause ging, in die Heimat abgegeben mit den Worten: "Die Welt dreht sich weiter, ab nach Mainz zum ´heute Journal`". Auch seine Welt wird sich weiter drehen, die dritte Halbzeit hat begonnen. Auf dass es die schönste Halbzeit in Deinem Leben wird, Béla!

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