10. Dezember 2019 / 16:17 Uhr

Anerkennungsproblem: U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz brauchte psychologische Hilfe

Anerkennungsproblem: U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz brauchte psychologische Hilfe

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat öffentlich über persönliche Anerkennungsprobleme gesprochen.
U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat öffentlich über persönliche Anerkennungsprobleme gesprochen. © imago images / eu-images
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U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat sich mit offenen Worten erstmals öffentlich dazu geäußert, dass er beim Verlangen nach Anerkennung psychologische Hilfe in Anspruch genommen hat. Eine Mentaltrainerin half ihm durch die schwere Zeit vor einigen Jahren.

U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz hat beim Leadership-Festival des DFB in Frankfurt offen wie nie über die beruflich wohl schwierigste Zeit in seinem Leben berichtet. Viermal wurde der 57-Jährige zwischen den Jahren 2000 und 2003 bei seinen Vereinen (Neunkirchen, Karlsruhe, Mannheim und Ahlen) als Trainer entlassen. Anschließend musste er mit einer Mentaltrainerin daran arbeiten, sein Streben nach Anerkennung in den Griff zu bekommen.

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Diesen Drang erklärte der ehemalige Topstürmer mit seiner Karriere als Profi-Fußballer. "Diese Sucht nach Anerkennung hat sich erfüllt, wenn ich ein Tor schießen konnte. Wenn du dich vor die Kurve stellst, und alle jubeln dir zu – das kannst du nicht kaufen. Ich hatte nie genug davon." Der deutsche Europameister von 1996 bekam zudem Unterstützung von seiner Frau. „Irgendwann saß ich in der Küche und habe meiner Frau Verbesserungsvorschläge gemacht, wie man die Spülmaschine einräumt. Dann hat meine Frau zu mir gesagt: 'Mein Freund, du musst ein Ersatz für geschossene Tore finden.' Das war der richtige Ansatz.“

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So arbeitete Kuntz mit der Mentaltrainerin

Bei der Veranstaltung gab Kuntz auch Einblicke in die Übungen, die er mit der Trainerin absolvierte: „Ich schließe die Augen, stelle mir vor, dass ich an einem tollen Platz bin. Ob das eine Berghütte ist oder am Strand, jeder wie er will. Dann soll ich mir den kleinen Stefan vorstellen, der zu mir – dem großen Stefan – kommt, der offensichtlich dieses Anerkennungsproblem hat und dann soll ich, also der große Stefan, den kleinen in den Arm nehmen", so der Coach, "das funktioniert.“

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Erst am Montag hatte Kuntz seinen Vertrag als U21-Nationaltrainer beim DFB bis 2023 verlängert. "Wir haben in den vergangenen Jahren mit unserem gesamten Team sowohl auf als auch neben dem Platz viel erreicht. Diese Arbeit wollen wir kontinuierlich fortsetzen und weiterhin viele künftige Nationalspieler entwickeln", so der 57-Jährige, der die Mannschaft 2016 übernommen und mit ihr 2017 den Europameistertitel gewonnen hatte.

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Kuntz fährt im Sommer mit dem DFB-Team zu Olympia

DFB-Direktor Bierhoff lobt den ehemaligen Profi (unter anderem VfL Bochum, 1. FC Kaiserslautern und Besiktas Istanbul). "Stefan genießt hohes Ansehen bei unseren Spielern und den Vereinen. Er ist ein toller Botschafter des DFB. Als Trainer unserer U 21-Nationalmannschaft leistet er hervorragende Arbeit auf dem Weg zurück an die Weltspitze", erklärte er. Durch die Vize-Europameisterschaft bei der EM im vergangenen Sommer in Italien und San Marino qualifizierte sich Deutschland zudem für das olympische Fußballturnier in Tokio (24. Juli bis 9. August 2020). Kuntz betonte nun, dass er und sein Team "in Tokio um eine Medaille spielen wollen".