Das EM-Stadion in München darf beim Gruppenfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten. "Die UEFA hat gestern eine Anfrage des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter im Namen des Stadtrats erhalten, das Stadion in München beim kommenden UEFA EURO 2020 Gruppenphasen-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn in Regenbogenfarben zu beleuchten. In diesem Schreiben begründet der Oberbürgermeister diesen Antrag mit einer politischen Entscheidung, die vom ungarischen Parlament getroffen wurde", heißt es in einem Statement des Verbandes.
Und weiter: "Die UEFA geht davon aus, dass damit auch ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion gesetzt werden soll - ein Anliegen, das die UEFA seit vielen Jahren unterstützt, indem sie gemeinsam mit europäischen Vereinen, Nationalmannschaften und deren Spielern Kampagnen und zahlreiche Aktivitäten in ganz Europa gestartet hat, um das Leitbild zu fördern, dass der Fußball für alle offen sein sollte, und deshalb hat die UEFA alternative Termine für die Illumination vorgeschlagen, die besser mit bestehenden Veranstaltungen übereinstimmen."
So habe man an die Stadt München herangetragen, "das Stadion entweder am 28. Juni - dem Christopher Street Liberation Day - oder zwischen dem 3. und 9. Juli, der Christopher Street Day Woche in München, mit den Regenbogenfarben zu beleuchten". An diesem Tag findet in der bayerischen Metropole allerdings kein EM-Spiel statt. Zur Begründung hieß es: "Die UEFA ist jedoch aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage - eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt - muss die UEFA diese Anfrage ablehnen."
Regenbogen-Beleuchtung für Stadien in Köln und Frankfurt
Angesichts des UEFA-Verbots wollen zumindest andere deutsche Stadionbetreiber Zeichen setzen. So sollen wohl die Fußball-Arenen in Frankfurt am Main und Köln am Mittwoch während der EM-Partie der deutschen Mannschaft gegen Ungarn bunt erstrahlen. "Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga", twitterte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann in der Nacht zum Dienstag. Der Klub-Boss kündigte an: "Der Deutsche Bank Park schaltet zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen an. Das Waldstadion bleibt bunt." Ähnliches ist für das Kölner Bundesliga-Stadion geplant, wie ein Sprecher der Kölner Sportstätten dem WDR bestätigte.
DFB-Keeper Neuer darf bunte Kapitänsbinde tragen
Kein Verbot gibt es indes für die bunte Kapitänsbinde von Manuel Neuer. Der DFB-Keeper wird die deutsche Nationalmannschaft auch gegen Ungarn mit der symbolträchtigen Regenbogen-Binde am Arm auf den Platz führen. Die UEFA hatte am Sonntag das Tragen der Kapitänsbinde genehmigt. Eigentlich müssen die Spielführer beim Turnier eine vom Verband gestellte Binde mit dem Kampagnen-Schriftzug "Respect" tragen. Die Regenbogen-Fahne stehe "dafür, wie wir leben wollen - mit Respekt füreinander" - ohne die Diskriminierung, der Homosexuelle und andere Minderheiten lange Zeit ausgesetzt gewesen seien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. "Dazu können sich sicherlich die Allermeisten bekennen."
Die UEFA betonte am Dienstag: "Die UEFA ist entschlossen, ihren Teil zum positiven Wandel beizutragen und glaubt, dass Diskriminierung nur in enger Zusammenarbeit mit anderen bekämpft werden kann. Als Dachverband des europäischen Fußballs sieht es die UEFA als ihre Pflicht an, die Bemühungen von Fans und Institutionen in ganz Europa zu vereinen und zu koordinieren - denn es liegt in der Verantwortung aller, Diskriminierung aus dem Spiel zu verbannen." Weiter hieß es: "Rassismus, Homophobie, Sexismus und alle Formen der Diskriminierung sind ein Schandfleck für unsere Gesellschaft - und stellen eines der größten Probleme dar, mit denen der Fußball heute konfrontiert ist. Diskriminierendes Verhalten hat sowohl die Spiele selbst als auch außerhalb der Stadien den Online-Diskurs rund um den Sport, den wir lieben, beeinträchtigt."
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