Uli Hoeneß hat sich auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern von den Fans und Mitgliedern des deutschen Rekordmeisters verabschiedet. Emotional und den Tränen nahe dankte er den 6088 anwesenden Mitgliedern in der Olympiahalle in München für die Unterstützung in den letzten Jahren. Hoeneß, der 40 Jahre lang die Geschicke des Klubs als Manager und Präsident geleitet hatte, hatte bereits vor Monaten verlauten lassen, seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzen nieder zu legen. Er wird von nun an als einfaches Mitglied im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzen.
Die Karriere von Uli Hoeneß beim FC Bayern in Bildern
Uli Hoeneß schon zu Beginn der Bayern-JHV emotional
Schon zu Beginn der großen Abschiedsshow nach fast einem halben Jahrhundert als prägendste Persönlichkeit des FC Bayern presste der 67-Jährige auf dem Podium die Lippen fest zusammen. Der scheidende Präsident verneigte sich vor tausenden Mitgliedern, die ihn mit einem donnernden und nicht enden wollenden Applaus feierten. "Vielen, vielen Dank", sagte der ergriffene Hoeneß, der tief durchatmen musste. Ohne die Mitglieder und deren überwältigende Unterstützung, das betonte er am Freitagabend gleich zu Beginn in der Münchner Olympiahalle, wäre er nach seiner Zeit im Gefängnis nicht mehr an die Spitze seines Herzens-Klubs zurückgekehrt. „Sie haben mir wunderbare Jahre geschenkt“, sagte der Vereinspatron.



Im weiteren Verlauf der Veranstaltung am Freitagabend wird der neue Präsident des FC Bayern gewählt. Der 67-Jährige hatte seinen designierten Nachfolger Herbert Hainer selbst vorgeschlagen. 15 Jahre und sieben Monate stand Hainer Adidas zwischen 2001 und 2016 als Chef vor, niemand „regierte“ länger an der Spitze eines DAX-Konzerns. Während Hoeneß nach der von ihm geprägten Ära seinen Hut nimmt, tritt der wesentlich unbekanntere Hainer in dessen Fußstapfen.
Hoeneß lobt FC Bayern: "Wenn wir so spielen wie letzten Samstag, gibt es wenige Mannschaften auf der Welt, die uns schlagen können"
Der Fußball-Mannschaft des FC Bayern, die am Wochenende mit 4:0 gegen Borussia Dortmund gewonnen hatte, dankte Hoeneß vor Beginn seiner Dankesrede ausdrücklich und adressierte Interimstrainer Hansi Flick direkt: "Unsere Mannschaft hat Borussia Dortmund attackiert und deklassiert. Das hat mir sehr gut gefallen", so der scheidende Präsident. "Ich möchte mich bei unserer Mannschaft und den Trainern bedanken, dass sie die Tür für eine fantastische Jahreshauptversammlung geöffnet haben", sagte Hoeneß und kündigte an: "Wenn wir so spielen wie letzten Samstag gibt es wenige Mannschaften auf der Welt, die uns schlagen können."
Hoeneß sprach zunächst emotional über seine Anfänge beim FC Bayern, sein frühes Karriereende als aktiver Spieler und seine Manager-Karriere. Der scheidende Präsident gab die Marschroute für die Zukunft vor: "Dieser Verein soll immer den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Der Verein muss sozial sein. Selbstbewusst, nicht arrogant. Er muss auch an die Kleineren denken. Wenn man oben ist, muss man an die denken, die unten sind", so Hoeneß.
Uli Hoeneß mit bewegendem Abschluss: "Das war's! Ich habe fertig! Danke!"
Seinen Verein rief Hoeneß zu Zusammenhalt auf: "Dass Oliver Kahn bereit ist, in zwei Jahren auf Karl-Heinz Rummenigge zu folgen, ist etwas ganz Besonders. Aber auch da muss man Geduld haben. Das wird nicht von heute auf morgen gehen", warnte der Bayern-Macher. Wichtig für ihn: Es soll Einigkeit herrschen: "Die Gegner sitzen draußen. Die dürfen nicht zuhause sein. Ihr müsst ein starkes Team sein, dann können den FC Bayern nur ganz wenige Vereine schlagen."



Seine Rede schloss Hoeneß mit Dank an alle Fans, Mitglieder und Mitarbeiter des Vereins ab: "Es war eine wunderschöne Zeit. Das war's! Ich habe fertig! Danke!“, lauteten die letzten Worte seines 18 Minuten dauernden Vortrags auf der Jahreshauptversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Freitagabend in der Münchner Olympiahalle. Beim minutenlangen Beifall der 6091 Mitglieder hatte der 67-Jährige Tränen in den Augen. Es fiel ihm auf dem Podium sichtlich schwer, die Fassung zu bewahren.
"Nochmals vielen Dank für diese Zuneigung", sagte Hoeneß. Seine Frau Susi küsste er. Diese bekam von Ex-Spieler Franck Ribéry einen Blumenstrauß überreicht. Hoeneß äußerte sich nicht im Detail dazu, wie er sein künftiges Leben ohne Führungsamt beim FC Bayern führen wolle. Er werde auf jeden Fall "irgendetwas im sozialen Bereich machen“.
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Hoeneß will Verein "wie eine Glucke bewachen"
Zwar tritt Hoeneß formell von der ganz großen Fußballbühne zurück. Doch wer denkt, dass sich der langjährige Funktionär nun aus der Öffentlichkeit zurückziehen werde, der täuscht sich. Eine kleine Kostprobe von seiner emotionalen Art, für die er so berüchtigt ist, zeigte er zuletzt im Free-TV. Die Kritik im Sport1-Doppelpass an Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic missfiel Hoeneß so sehr, dass er im Studio anrief und die an "Brazzo" gerichteten Worte unter anderem als "unverschämt" bezeichnete. Zudem kündigte er für die Zukunft an, "den Verein wie eine Glucke bewachen" zu wollen. Daher ist nicht davon auszugehen, dass Hoeneß sich in seinem Ruhestand auch tatsächlich zur Ruhe setzen wird.