Er war ja lange Favorit für den Kapitänsposten. Pirmin Schwegler, 31 Jahre, 14-maliger Spieler der Schweizer „Nati“, war in Frankfurt und Hoffenheim Bundesliga-Kapitän. Er wäre die logische Wahl gewesen als Spieler im 96-Zentrum. Aber in der Kapitänsfrage spielte Schwegler seinen klügsten Pass: Er überließ Waldemar Anton die Binde. Schwegler klärt das Geheimnis um den mit 22 Jahren jüngsten Kapitän der Liga auf.
Schwegler hatte nicht direkt auf das Amt verzichtet. Hinter der Entscheidung steckt ein schlauer Gedanke. „Ich hatte selbst das Privileg, mit 23 oder 24 Jahren in Frankfurt Kapitän zu werden. Das hat mir einen Riesenschub gegeben“, sagt er. Nun soll die 96-Binde die Karriere des Kollegen Anton anschieben. „Diese Parallelen habe ich auch bei Waldi gesehen“, sagt er. „Ich habe ihm gesagt, dass er meine volle Unterstützung hat, wenn er dazu bereit ist.“
Die Karriere von Pirmin Schwegler in Bildern
„Ich habe mich selbst ein bisschen zurückgenommen, um der Sache zu dienen"
Eine reife Entscheidung des 96-Regisseurs. Zumal Anton ihm Recht gab und die Reife fürs Kapitänspatent bewies in seinen starken Spielen in Bremen und gegen Dortmund. In der U21 beförderte DFB-Trainer Stefan Kuntz ihn prompt zum Vize-Captain, Anton trug in der zweiten Hälfte beim 3:0 gegen Mexiko die schwarz-rot-goldene Binde.
Und Schwegler? „Mir persönlich ist das nicht so wichtig, die Binde zu tragen. Ich brauche die Binde nicht am Arm zu tragen, um Verantwortung zu übernehmen“,. sagt er. „Ich habe mich selbst ein bisschen zurückgenommen, um der Sache zu dienen, weil ich gemerkt habe, dass es die rundere Sache ist und dem Waldi hilft und besser passt, wenn er es wird.“
Außerdem hatte Schwegler in Hoffenheim „gemerkt, dass es nicht gut ankam“, als er nach einem Jahr schon Kapitän dort wurde.



Souveräner Auftritt gegen Dortmund überraschte Schwegler nicht
So viel Rücksicht im Dienste der Sache dürfte im harten Bundesliga-Geschäft selten sein. Bei Schwegler ist es eher Umsicht. Der Blick aufs Ganze zeichnet ihn auch bei der Analyse der ersten beiden Spieltage aus. „Das muss man alles auch mit Demut betrachten. Wir dürfen keinen Prozentpunkt nachlassen. Wir wissen, dass es bisher eben doch nur zwei Punkte sind“, sagt er. Das souverän gestaltete 0:0 von 96 gegen Dortmund „war für mich nicht überraschend. Wir haben die Abläufe drin und das Vertrauen in diese Abläufe.“ Selbst dann, wenn er wegen Problemen am Hüftbeuger fehlte. „Der Arzt hat gesagt, er gibt das Go nicht, aber ich wollte es trotzdem probieren.“ Aber am Ende war es „viel zu knapp“.
Im Sportbuzzer-Stadtderby gegen den HSC machte Schwegler wieder mit. Er ist fit für weitere kluge Pässe am Sonnabend in Leipzig.
Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis