12. November 2020 / 16:35 Uhr

Ungarn-Trainer Marco Rossi vor Playoff-Duell mit Island: "Unsere besten Spieler sind in der Bundesliga"

Ungarn-Trainer Marco Rossi vor Playoff-Duell mit Island: "Unsere besten Spieler sind in der Bundesliga"

Roman Gerth
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Marco Rossi ist seit Juni 2018 als Nationaltrainer Ungarns im Amt.
Marco Rossi ist seit Juni 2018 als Nationaltrainer Ungarns im Amt. © imago images
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Ungarn duelliert sich am Donnerstag mit Island um eines von vier verbleibenden EM-Tickets – der Sieger landet in der Gruppe mit Deutschland, Frankreich und Portugal. Der ungarische Nationaltrainer Marco Rossi spricht im SPORTBUZZER-Interview über die Bedeutung der Partie und die ungarischen Bundesliga-Profis.

Drei Jahrzehnte lang musste Ungarn bei großen Turnieren zuschauen – bis zur Europameisterschaft 2016, wo es sogar für das Achtelfinale reichte. Im Playoff-Spiel gegen Island am Donnerstag (20.45 Uhr, DAZN) geht es nun um die zweite EM-Teilnahme in Folge. Vorab sprach Nationaltrainer Marco Rossi mit dem SPORTBUZZER über hohen Druck, die Stärken des Gegners und Ungarns Bundesliga-Profis. Bitter für den Coach: Aufgrund einer Corona-Infektion wird er seinem Team wohl fehlen.

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SPORTBUZZER: Ungarn spielte bei der Europameisterschaft 2016 mit – es war die erste Teilnahme am Turnier seit 44 Jahren und das erste Großturnier seit 30 Jahren. Wie groß ist der Druck, sich wieder qualifizieren zu müssen?

Marco Rossi (56): Hier im Land ist der Druck schon groß. Das hat verschiedene Gründe – aber vor allem liegt es an den Fans, die es kaum erwarten können, dass wir uns wieder qualifizieren. Aber es wird definitiv nicht einfach. Wir treffen auf ein Team, das auf dem Papier etwas besser ist als wir. Wir spielen allerdings vor heimischer Kulisse, wir werden auf große Unterstützung unserer Fans setzen können. Die Chance, dass wir es zur EM schaffen, liegt bei fünfzig-fünfzig.

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Es ist ein Team mit viel internationaler Erfahrung, weil es bei der EM 2016 und WM 2018 dabei war. Dahinter gibt es einige gute junge Spieler. Island spielt sehr körperbetont. Es ist nicht einfach, Räume zu finden, um Tore zu erzielen. Man muss bei Kontern und Standardsituationen sehr wachsam sein.

"Auf das Spiel gegen Deutschland würde ich mich freuen"

Im Playoff-Halbfinale haben Sie mit ihrer Mannschaft gegen Bulgarien gewonnen. Wird eine solche Leistung reichen, um Island zu schlagen?

Von allen Spielen, die wir seit September gespielt haben, war das 3:1 gegen Bulgarien aus meiner Sicht das schwächste. Die Siege gegen die Türkei und Serbien sowie die das Unentschieden und selbst die Niederlage gegen Russland (alles in der Nations League, d. Red.) – dort waren wir immer besser drauf. Gegen Bulgarien hatten wir einige Schwierigkeiten. Das war aber nicht überraschend, denn das Spiel war einfach extrem wichtig. Gegen Island wird es wieder so sein. Da müssen wir verhindern, dass der Druck unsere Spieler zu sehr hemmt.

Wenn Ungarn sich für die EM qualifizieren sollte, würde es in Gruppe C gegen Deutschland, Frankreich und Portugal gehen – eine echte Hammergruppe. Denken Sie daran zu diesem Zeitpunkt schon?

Naja, unser Fokus liegt natürlich erstmal voll auf dem Playoff-Finale. Erst danach sehen wir weiter. Es ist wie angesprochen sehr wichtig für uns, dass wir uns qualifizieren. Bis zur EM im kommenden Sommer ist dann noch ausreichend Zeit, wenn wir es geschafft haben. Klar wissen wir schon jetzt, dass wir in einer unglaublich schweren Gruppe landen würden. Vor allem auf das Spiel gegen Deutschland würde ich mich aber sehr freuen (lacht).

Sie haben selbst von 1996 bis 1997 bei Eintracht Frankfurt in der 2. Bundesliga gespielt. Wie denken Sie über die ungarischen Spieler, die aktuell in Deutschland aktiv sind?


Keine Frage, unsere besten und erfahrensten Spieler sind in der Bundesliga: Adam Szalai in Mainz, Peter Gulacsi und Willi Orban in Leipzig sowie Roland Sallai in Freiburg. Adam hat in Mainz derzeit schwer zu kämpfen. Willi kam im Sommer aus seiner langen Verletzung zurück und spielt seitdem wieder regelmäßig. Über Peter brauchen wir gar nicht reden, er macht einen überragenden Job. Auch Roland spielt in Freiburg sehr oft. Alle spielen dadurch, dass sie in der Bundesliga aktiv sind, jedes Wochenende auf hohem internationalem Level. Wilii und Peter sind zudem in der Champions League dabei. Es ist sehr wichtig, dass alle unsere Spieler regelmäßig auf starke Gegner treffen – auch international. Das spielt für die Weiterentwicklung unserer Nationalmannschaft eine wichtige Rolle.

Es gibt auch noch einen ungarischen Youngster, der ebenfalls in der Champions League spielt und über den in Europa derzeit viel gesprochen wird: Dominik Szoboszlai von Red Bull Salzburg.

Richtig! Er ist der aktuell wohl talentierteste Spieler in Ungarn. Er hat den höchsten Marktwert und viele europäische Klubs haben ihn auf dem Zettel. Ich denke, er sollte Salzburg im nächsten Sommer verlassen, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen. Vielleicht geht er nach Deutschland, auch Italien und England könnten interessante Ziele für Dominik sein. Für ihn ist es sehr wichtig, diesen Schritt jetzt zu machen.

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