19. Februar 2023 / 13:15 Uhr

Von Tor bis Angriff: Diese Achse von Union Berlin macht die "Eisernen" zum Bayern-Rivalen

Von Tor bis Angriff: Diese Achse von Union Berlin macht die "Eisernen" zum Bayern-Rivalen

Ronald Tenbusch
Märkische Allgemeine Zeitung
Bei Überraschungsteam Union Berlin ragen einige Schlüsselspieler besonders heraus.
Bei Überraschungsteam Union Berlin ragen einige Schlüsselspieler besonders heraus. © IMAGO/Matthias Koch (Montage)
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Union Berlin könnte nach dem 21. Spieltag an dem FC Bayern vorbeiziehen und wieder Tabellenführer werden. Die tolle Entwicklung hat der Hauptstadtklub auch der Tatsache zu verdanken, dass Trainer Urs Fischer eine Achse in seinem Team geformt hat. In Tor, Abwehr, Mittelfeld und Angriff ragen Schlüsselspieler heraus.

Zumindest auf dem Papier trennten den 1. FC Union Berlin und den FC Schalke 04 noch Welten, als sie am 26. Mai 2001 im DFB-Pokal-Endspiel aufeinandertrafen. Während man in Gelsenkirchen gerade als "Meister der Herzen" nur um wenige Minuten an der Bundesliga-Schale vorbeigeschrammt war, wurde in Berlin-Köpenick noch Regionalligafußball gespielt. An diesem Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) treffen beide Teams erneut aufeinander. Vieles hat sich seither auf beiden Seiten verändert, die Vorzeichen der Partie könnten unterschiedlicher kaum sein.

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Während Schalke 04 als Bundesliga-Aufsteiger am Tabellenende mit lediglich zwölf Punkten dem erneuten Abstieg immer näher kommt, haben die Unioner in den vergangenen Jahren den vielleicht größten Aufstieg im Profifußball hingelegt. Viertelfinale im DFB-Pokal, Zwischenrunde in der Europa League und vor allem Platz zwei in der Bundesliga lautet Mitte Februar das herausragende Zwischenzeugnis. Auch wenn es sich rund um das Stadion an der Alten Försterei nur einige waghalsige Anhänger laut auszusprechen trauen: Union ist Bayern-Verfolger Nummer eins im Rennen um die Meisterschaft. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, und bei kaum einem anderen Klub gilt der Berti-Vogts-Satz ("Der Star ist das Team") so sehr wie bei den "Eisernen". Dennoch hat Trainer Urs Fischer eine Achse aufgebaut, die seine Mannschaft zusammenhält und in jedem Mannschaftsteil einen klaren Kopf hat.

Im Tor ist dies ohne Frage Frederik Rönnow, der seine erste Bundesliga-Saison als klare Nummer eins bestreitet. Der Däne ist kein extrovertierter Schlussmann, er lebt eher von seiner Ruhe, die auf seine Vorderleute ausstrahlt. Durchschnittlich 111 Minuten dauert es, bis Rönnow in der Bundesliga ein Tor kassiert – das ist unter den Stammtorhütern der Liga Spitzenwert. Vor Rönnow hat sich Robin Knoche in den vergangenen Jahren zum klaren Abwehrchef der "Eisernen" entwickelt. Wie Rönnow mit 30 Jahren im besten Fußballeralter, ist Knoche Unions "Mister Zuverlässig" in der Abwehr. Doch nicht nur defensiv weiß er zu überzeugen, in dieser Saison erzielte Knoche auch schon fünf Treffer.

Eine starke Mentalität hat durch seine Spielweise zweifelsohne auch Rani Khedira, der im defensiven Mittelfeld der "Eisernen" nicht mehr wegzudenken ist. Coach Urs Fischer nannte ihn einst seinen "Gleichgewichtsspieler", weil der 29-Jährige mit seiner Arbeit gegen den Ball und seinem klugen Zustellen der gegnerischen Passwege dafür sorge, dass Union selten in gefährliche Konter laufe.

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Der in Amsterdam geborene Angreifer Sheraldo Becker bestritt bereits fünf Länderspiele für Surinam. Aktuell genießt aber vor allem der 1. FC Union seine volle Aufmerksamkeit. Der 28-Jährige wechselte 2019 aus Den Haag nach Berlin, schlug aber nicht sofort bei den "Eisernen" ein. Es dauerte bis zur abgelaufenen Spielzeit, ehe der dynamische Angreifer so richtig Fahrt aufnahm und aktuell wettbewerbsübergreifend schon bei 15 Scorerpunkten steht.

Unions Kader hat auch in der Tiefe Qualität

Es passt zu Union, dass Beckers kleine Torflaute (ein Treffer seit Oktober) nicht allzu sehr ins Gewicht fällt, weil Spieler aus der zweiten Reihe nach vorne treten. Bestes Beispiel dafür ist Kevin Behrens, der 2021 vom Zweitligisten SV Sandhausen in die Hauptstadt wechselte und sich eineinhalb Jahre stets mit der Jokerrolle begnügen musste. Ohne öffentlich zu murren, nahm der Modellathlet diesen Part an und wurde in den vergangenen Wochen mit sechs Treffern belohnt.

Das Besondere an Union Berlin ist neben der hohen Effektivität vor dem gegnerischen Tor und der kompakten Abwehrarbeit der hohe Stellenwert, den jeder Spieler genießt und, wenn gefordert, im Konstrukt von Mastermind Urs Fischer einspringen und abliefern kann. Eine weitere Kostprobe davon wollen die "Eisernen" am Sonntag gegen Schalke vor heimischem Publikum geben, wo man in der Bundesliga in dieser Saison noch ungeschlagen ist.

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