06. November 2022 / 21:29 Uhr

Videobeweis-Ende bis Einführung von Challenge-System: Das sagt VAR-Chef Jochen Drees

Videobeweis-Ende bis Einführung von Challenge-System: Das sagt VAR-Chef Jochen Drees

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
VAR-Chef Jochen Drees nimmt Stellung zur heftigen Kritik am Videobeweis.
VAR-Chef Jochen Drees nimmt Stellung zur heftigen Kritik am Videobeweis. © IMAGO/Eibner
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Seit Wochen diskutiert Fußball-Deutschland wieder intensiv über den Videobeweis. Nun nimmt Ex-Schiedsrichter Jochen Drees, der nun beim DFB das Thema VAR verantwortet, ausführlich Stellung. Er äußert sich auch zu den Schwierigkeiten der Idee, in der Bundesliga ein Challenge-System wie in der NFL einzuführen.

Jochen Drees, Chef für den Video Assistant Referee (VAR) beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), hat die Grenzen bei der Diskussion über Anpassungen beim Videobeweis in der Bundesliga aufgezeigt. "Wir können als deutscher Verband nicht einfach sagen, wir führen eine Challenge in dem Bereich ein. Wir sind natürlich daran gebunden, was das IFAB (Regelhüter im internationalen Fußball, d. Red.) oder die FIFA uns vorgibt", sagte der ehemalige Schiedsrichter am Sonntag beim TV-Talk Sky90. In den vergangenen Wochen waren einige Fehlentscheidungen heftig kritisiert worden. Als Alternative für den VAR brachten etwa die Trainer Julian Nagelsmann vom FC Bayern München und Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt) das Challenge-System ins Spiel, das bei der NFL im American Football gilt. Dabei darf ein Coach selbst eine begrenzte Anzahl von Überprüfungen bei strittigen Szenen einfordern.

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Drees erklärte, dass der Weltverband "ablehnend" auf Vorschläge zum Thema Challenge reagiere – und der DFB "an die Vorgaben der FIFA gebunden" sei. Er hält es für "sinnvoll, dass man national darüber diskutiert". Dabei bemängelt der Ex-Bundesliga-Referee allerdings, dass Details des möglichen neuen Systems noch nicht ausreichend bedacht werden. "Es ist wichtig, dass man nicht nur an die Ecke denkt, sondern auch um die Ecke herum", merkte Drees an und stellte offene Fragen in den Raum: "Was mache ich in der Situation, wenn der Trainer eine Challenge wirft und die Challenge wird abgelehnt, wie im Football: Muss dann ein Spieler vom Feld? Verliert er eine Auswechslung? Wie gehen wir damit um? Und was machen wir in der 90. Minute, wenn er die Challenge aufgebraucht hat – darf der Videoassistent dann trotzdem noch helfen?"

Für die heftige Kritik am Videobeweis nach der Fehlentscheidung in der Partie zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (1:2) vor einer Woche zeigte Drees Verständnis. "Ich bin Hartes gewöhnt, wenn ich mich mit dem Thema beschäftigte, aber das war schon außergewöhnlich", sagte der für die Technologie zuständige DFB-Mann und räumte ein: "Über die Entscheidungsqualität braucht man nicht groß zu reden. Es war allen Beteiligten klar, dass es falsch ist, was sie da gemacht haben." Ein eindeutiger Schubser von BVB-Profi Karim Adeyemi gegen Frankfurts Jesper Lindström im Strafraum, nach dem es trotz der Bilder des Videoassistent fälschlicherweise keinen Elfmeter gab, hatte die Debatte über den VAR deutlich angefacht. Der Referee Sascha Stegemann war unmittelbar nach der Partie vor die TV-Kameras getreten, um den Fauxpas zu erklären.

Die Begrenzung der Überprüfung von Szenen auf einen bestimmten Zeitraum, etwa auf 60 Sekunden, lehnt Drees ab. "Ich würde es nicht an Zahlen festmachen. Wenn ich in der 61. Sekunde bei Frankfurt gegen Dortmund ein Bild sehe, und sage, 'es tut mir leid, ich kann es nicht mehr machen, weil ich über die 60 Sekunden hinaus bin', dann würde es nicht zielführend sein." Den Fortbestand des VAR zog er trotz der Diskussionen nicht in Zweifel. "Es geht kein SR mehr - im Normalfall - mit einer krassen Fehlentscheidung aus dem Spiel. Die Gewissheit hatten wir früher nicht", sagte der Rheinland-Pfälzer, der in seiner aktiven Schiedsrichter-Laufbahn in der Bundesliga in 142 Spielen zum Einsatz kam: "Das ist ein Riesengewinn. Deswegen glaube ich, werden sie keinen SR mehr treffen, der auf der Ebene Bundesliga oder 2. Bundesliga ohne Videoassistent pfeifen will."

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