Knifflige Elfmeter-Szene im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Werder Bremen und RB Leipzig: Kurz vor der Halbzeit entschied Schiedsrichter Manuel Gräfe auf Elfmeter für die Gastgeber von der Weser - nur, um seine Entscheidung nach Ansicht der TV-Bilder per Videobeweis zurückzunehmen. Eine strittige Entscheidung. Ohne Strafstoß ging es für beide Teams mit 0:0 in die Pause - am Ende gewann RB mit 2:1 nach Verlängerung.
Was war passiert? In einem weitestgehend unspektakulären Halbfinale fehlten die 100-prozentigen Chancen auf beiden Seiten. Bundesliga-Abstiegskandidat Werder zeigte eine engagierte Leistung - und kam in der 43. Minute vermeintlich zu einem Elfmeter. Nordi Mukiele traf Davie Selke, der gerade auf dem Weg aus dem Leipziger Strafraum war, am Bein und brachte ihn zu Fall. Gräfe entschied sofort auf Elfmeter, schaute sich die Szene nach Intervention von Videoassistentin Bibiana Steinhaus-Webb aber nochmal auf dem Videomonitor für gut zwei Minuten an - und nahm seine Elfmeterentscheidung schließlich zurück. Anhand der TV-Bilder war zu sehen gewesen, dass Selke den Kontakt aktiv gesucht hatte.
Clemens Fritz, Leiter Scouting und Profifußball bei Werder, zeigte in der Halbzeit Verständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters. "Unglaublich schwierig" sei die Szene zu bewerten gewesen. "Davie geht zum Ball. Körperkontakt ist da. Der erste Instinkt von Manuel Gräfe ist Elfmeter. Wir hätten uns alle gefreut, wenn es dabei geblieben wäre. Aber ich vertraue seiner Erfahrung als Schiedsrichter", sagte der ehemalige Bremen-Profi und fügte an: "Es ist sicherlich keine einfache Szene zu entscheiden für den Schiedsrichter."
Altersgrenze erreicht: Manuel Gräfe muss nach Saison als aktiver Schiedsrichter aufhören
Für den renommierten Schiedsrichter Gräfe ist nach dieser Saison definitiv Schluss. Der Berliner ist 47 und hat damit die umstrittene Altersgrenze für Bundesliga-Referees erreicht. Gräfe würde gerne weitermachen, das schloss aber Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter des DFB, zuletzt aus. "Die Entscheidung war für uns sehr schwierig, aber letztendlich gaben für uns die Aspekte Weiterentwicklung im Bereich der Elite-Schiedsrichter*innen und Strategie in der Kaderplanung den Ausschlag", sagte Fröhlich in einem DFB-Interview.
Am vergangenen Wochenende hatte Gräfe großen Zuspruch für seine Forderung, weiterhin als Hauptschiedsrichter Spiele leiten zu dürfen, erhalten. "Der Herr Gräfe ist einer der besten Schiedsrichter in Deutschland, wenn nicht sogar der beste“, sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter dem TV-Sender Sky. "Ich würde da mal eine Lanze brechen und sagen: Bitte lasst ihn noch ein bisschen weitermachen."
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