Der Jubel war kurz, nicht euphorisch. Dabei hätte er lang und frenetisch sein können. Vermutlich waren die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam aber auch selbst ein wenig davon überrascht, was ihnen am Dienstagabend gelungen war – und vor allem wie. Mit 3:0 (25:19, 25:22, 25:18) gewann der märkische Club sein historisch erstes Finalspiel in der deutschen Meisterschaft beim großen Favoriten MTV Stuttgart. „Es ist alles aufgegangen heute“, sagte SCP-Kapitänin Laura Emonts nach der Partie im Interview bei Sport1.
Wieder ein 3:0 gegen Stuttgart
In nunmehr 13 Jahren Erstligazugehörigkeit zeigte Potsdam seine wohl bisher beste Leistung. Dass der Finaldebütant nicht als Tourist an der Endspielserie gegen den Hauptrundenprimus teilhaben möchte, machten die Brandenburgerinnen sofort klar. Aufschlag, Zuspiel, Angriff, Annahme, Block- und Feldabwehr – in allen Elementen agierte das von Cheftrainer Guillermo Naranjo Hernandez bestens eingestellte Team stark. Im ersten Satz zogen die Gäste zwischenzeitlich auf acht Punkte davon. Fünf Zähler waren es in Durchgang zwei beim Stand von 23:18, ehe Protokollfehler zu längeren Klärungspausen und Unmut bei Hernandez führten. Seine Mannschaft hielt aber Kurs und ging 2:0 in Führung. Stuttgart schien ob der herausragenden Potsdamer Vorstellung beeindruckt, machte ungewohnt viele Fehler und kassierte letztlich seine erst zweite Saisonniederlage in einem nationalen Wettbewerb. Wieder gegen Potsdam, wieder ein 0:3.



Das Hernandez-Team indes setzte seine Auswärtsstärke weiter fort. 13 von 14 Ligaspielen in der Fremde wurden gewonnen. Vor 1543 Zuschauern, denen etliche spektakuläre Ballwechsel geboten worden waren, überzeugte der SCP abermals durch seine Ausgeglichenheit und damit einhergehender Unberechenbarkeit. Unter Emonts (15 Punkte), Valeria Papa (13), Anett Nemeth (10), Maja Savic (8), Anastasia Cekulaev (6) und Sarah van Aalen (5) waren die Punkte breit verteilt. Auf der Gegenseite tat sich hinter den Stuttgarter Starspielerinnen Krystal Rivers (19) und Simone Lee (15) ein riesiges Loch auf.
Heimspiel am Freitag
Trotz des imposanten Auftakts in die Best-of-5-Serie sah Emonts keine Rollenveränderung. Ihr Team bleibe der „klare Underdog“, der nichts zu verlieren habe. „Wir gehen All-in“, nutzte die SCP-Kapitänin eine Poker-Vokabel. Volles Risiko mit der Hoffnung auf zwei weitere Siege, die den Titel bringen würden.
Die Chance zur nächsten Überraschung – nichts anderes sind Erfolge gegen den diesjährigen DVV-Pokalgewinner und Europacupfinalisten Stuttgart – bietet sich am Freitag (18.30 Uhr/live auf Sport1) daheim. In der rund 2000 Zuschauer fassenden Potsdamer MBS-Arena sind die Sitzplätze bereits restlos ausverkauft. Der Jubel dort könnte lang und frenetisch werden.
SC Potsdam: Laura Emonts (15), Valeria Papa (13), Anett Nemeth (10), Maja Savic (8), Anastasia Cekulaev (6), Sarah van Aalen (5), Aleksandra Jegdic, Madison Lilley, Adela Helic, Natalie Wilczek, Lauren Page, Konstantina Vlachaki.
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