08. Februar 2023 / 14:50 Uhr

Bochum die neue Nummer zwei im Ruhrgebiet? Klub-Boss Kaenzig erklärt VfL-Aufschwung

Bochum die neue Nummer zwei im Ruhrgebiet? Klub-Boss Kaenzig erklärt VfL-Aufschwung

René Wenzel
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Bochum-Boss Ilja Kaenzig hat über den aktuellen Lauf seines Klubs gesprochen.
Bochum-Boss Ilja Kaenzig hat über den aktuellen Lauf seines Klubs gesprochen. © IMAGO/eu-images/Team 2 (Montage)
Anzeige

Sportlich schickt sich der kleine VfL Bochum an, den FC Schalke 04 zu überflügeln. Nun soll im DFB-Pokal der große Nachbar Borussia Dortmund geärgert werden. Bochum-Geschäftsführer Ilja Kaenzig spricht über die neue Wahrnehmung des Klubs im Ruhrgebiet.

Der VfL Bochum ist als ehemals "unabsteigbar", "graue Maus" und spätere "Fahrstuhlmannschaft" in die Bundesliga-Geschichte eingegangen. Inzwischen müsste man über andere Spitznamen nachdenken. Das Projekt, das der VfL seit Jahren anschiebt, ist erfolgreich. Das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen den Reviernachbarn Borussia Dortmund an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky) ist zumindest aus sportlicher Sicht der neue Schlager im Pott.

Anzeige

Die Talfahrt des FC Schalke 04 sorgte im Revier immer wieder für die Frage nach einer neuen Hierarchie. Macht man es an den entscheidenden Zahlen fest, würde aktuell der VfL direkt hinter dem BVB stehen. Bochum spielt das zweite Jahr in Folge in der Bundesliga, rangiert dort zumindest aktuell auf einem Nichtabstiegsplatz und geht in eine aus finanzieller Sicht sorgenfreie Zukunft. In Gelsenkirchen hingegen droht der erneute Abstieg in Liga zwei und in eine noch größere Kohlekrise.

"Ich würde trotzdem nicht sagen, dass wir Schalke abgelöst haben", sagt VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig im Gespräch mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). "Wir werden jetzt vielleicht ernster genommen von unseren großen Nachbarn, aber alles andere ist nur eine Momentaufnahme. Es gibt immer noch die Konstellation, dass Schalke und auch Bochum zusammen absteigen können. Und dann ist es ganz egal, wer die Nummer zwei oder drei im Pott ist. Dann wären beide Klubs und auch das Ruhrgebiet die großen Verlierer."

Der sportliche Abstieg von S04 in den vergangenen Jahren habe dem VfL indes die ein oder andere positive Nachricht beschert. So gab es laut Kaenzig Sponsoren, die einen Wechsel von Königsblau zu Blau-Weiß vollzogen haben. "Bei uns werden die Sponsoren für das gleiche Geld wie in Gelsenkirchen königlich behandelt", sagt der Geschäftsführer. Im Kampf um Geldgeber spricht der 49-Jährige von einem "sehr gewichtigen, aber geografisch eher kleinen Markt" – und zählt neben dem BVB und S04 auch Drittligist Rot-Weiss Essen zu einer "Bedrohung" in diesem Sektor.

Anzeige

Was die Vereine im Pott verbindet, ist die Liebe der Fans zu ihnen. Knapp 23.000 Mitglieder zählt der VfL mittlerweile, die Zahl hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Das Ziel bis 2028 lautet 40.000.

Kaenzig: "Teilweise lachen sich die Berater über unsere Angebote schlapp"

In Deutschland ist die Bewunderung groß, was der VfL mit wenig Geld auf die Beine stellt. In dieser Saison verzeichnet er mit rund 31 Millionen Euro den niedrigsten Lizenzspieleretat der Bundesliga. Spielerverkäufe spülten knapp 16 Millionen Euro in die Kasse, reinvestiert wurden nur 1,8 Millionen Euro – und das vorwiegend in Leihtransfers. "Wir können keine Gehälter und Ablösesummen für sogenannte Unterschiedsspieler zahlen, selbst wenn wir es wollten. Teilweise lachen sich die Berater über unsere Angebote schlapp. Aber wir sind da konsequent und ziehen unsere Linie durch. Wir wollen schließlich nicht wie vor zehn Jahren am Abgrund stehen", sagt Kaenzig.

Bochum scheint sich wie in den erfolgreichen 1970er- und 1980er-Jahren wieder in der Bundesliga zu festigen – und peilt dabei in den nächsten zwei bis vier Jahren einen Umsatz von 100 Millionen Euro an. Es ist eine Summe, die man aus Sicht des Geschäftsführers benötigt, um sich "in der ersten Liga etablieren zu können". Möglich scheint auch der Einstieg eines Investors, der vom Großteil der Mitglieder "seit Jahren gefordert" werde. Doch würde dieses Modell zur Klubgeschichte passen? "Tradition schließt nicht aus, dass man innovativ ist", meint ­Kaenzig.

Die große Bühne im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den BVB möchte der VfL auch nutzen, um sich bei möglichen Investoren ins Spiel zu bringen. Aber erst mal denkt Bochum an eine mögliche Viertelfinalprämie in Höhe von fast 1,7 Millionen Euro. "Wir wollen diesen Abend genießen", sagt Kaenzig. "Und danach könnten uns einige noch attraktiver finden."