Europa erreicht! Seit dem 3:1-Sieg am Mittwoch in Stuttgart steht fest, dass der VfL Wolfsburg auch in der kommenden Saison international spielt. Denn schlechter als auf Platz sechs kann die laufende Spielzeit für die Niedersachsen nicht mehr enden. "Das ist schön", sagt Manager Jörg Schmadtke. Grund zum Jubeln sieht er aber (noch) nicht. "Ich bin nicht bereit, mich über irgendetwas zu freuen - weil der Wettbewerb noch läuft. Und den wollen wir seriös zu Ende führen, danach können wir uns freuen. Und weil wir das Maximale herausholen wollen - nämlich den Einzug in die Champions League. Von daher gibt es ja noch gar keinen Anlass zur Freude."
Der VfL ist Dritter, liegt einen Punkt vor Eintracht Frankfurt und fünf Zähler vor dem Nicht-Champions-League-Platz fünf. Den hat Borussia Dortmund inne. Und der BVB ist Samstag (15.30 Uhr) in Wolfsburg Gegner des VfL. "Unsere Ausgangslage vor dieser Partie ist sehr positiv", so Schmadtke, "und ich kann verstehen, dass sich alle auf dieses Spiel stürzen werden. Aber wir haben insgesamt noch vier Spiele, aus denen wir möglichst das Maximum an Punkte holen wollen."
Gut für den VfL: Egal, wie das Spiel gegen Dortmund ausgeht, Wolfsburg wird auch nach dem Abpfiff noch einen Champions League-Platz belegen. "So gesehen kann es bestenfalls eine Vorentscheidung zu unseren Gunsten geben", so Schmadtke. Zu einem großen Jubel-Lauf würde er allerdings auch dann nicht starten - denn die drei restlichen Spiele (gegen Union, in Leipzig und gegen Mainz) seien nicht weniger wichtig als der "Showdown" gegen den BVB. "Das sind wir uns selbst, aber auch des Seriosität des Wettbewerbs schuldig". Für Mainz 05 etwa, VfL-Gast beim Saison-Finale, könne es dann "noch um ganz, ganz viel gehen". Und - bei aller Freude über die tolle Ausgangslage - für den VfL eben auch.
Klar ist aber schon jetzt: Diese Saison unterstreicht eine neue Kontinuität des VfL. Lässt man den eher der Sommerunterhaltung dienenden UI-Cup der 90er und Nuller-Jahre außer Acht, ist der dreifache Europa-Einzug der Wolfsburger ein Novum: Nie zuvor hat der Klub dreimal in Folge einen Top-Sieben-Platz in der Fußball-Bundesliga belegt, nie zuvor war er dreimal in Folge in einem ernsthaften europäischen Wettbewerb vertreten. Weil dieser europäische Wettbewerb im vergangenen Jahr allerdings für den VfL bereits in der Qualifikationsrunde beendet war, will Schmadtke die laufenden Spielzeit nicht als Europa-League-Saison werten.
Quali-Runden, Europa League oder die neue Conference League (in die der Sechste einzieht, wenn Bremen oder Kiel den DFB-Pokal gewinnen) - mit diesen Themen muss sich der VfL nicht beschäftigen, wenn er den Top-Vier-Platz verteidigt. "Ob wir dann Zweiter, Dritter oder Vierter werden", so Schmadtke, "macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Unterschied." Für die Außenwirkung und für die Verteilung der Fernsehgelder könne das eine Rolle spielen - für die Bewertung des Saison-Erfolgs nicht.
Und dieser große Saison-Erfolg ist nah - läuft alles optimal, könne der VfL schon am drittletzten Spieltag aus Champions-League-Teilnehmer feststehen. "Es ist schön, vier Spieltage vor Schluss so viel in der eigenen Hand zu haben", hatte Trainer Oliver Glasner schon unmittelbar nach der Partie in Stuttgart gesagt. "Jetzt wollen wir die Saison noch krönen, indem wir sie auf einem Champions-League-Platz zu Ende bringen."