Vor dem Champions-League-Halbfinale der Frauen am Freitag (18.45 Uhr, DAZN) beim FC Barcelona spricht Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter des Bundesligisten VfL Wolfsburg, im Interview mit dem SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), über die Bedeutung des ausverkauften Stadions Camp Nou in Barcelona für den Frauenfußball, die Chancen auf das Triple sowie den Abschied von Torhüterin Almuth Schult.
SPORTBUZZER: Herr Kellermann, das Stadion Camp Nou ist ausverkauft. Haben die Katalanen nach dem Europa-League-Aus der Männer gegen Frankfurt zu befürchten, dass ihre Heimstätte erneut in deutsche Hände gerät?
Wir haben vergangenen Donnerstag alle mitgefiebert, weil es etwas Besonderes für den deutschen Fußball war. Es ist beeindruckend, was die Eintracht-Frankfurt-Fans auf die Beine gestellt haben, aber man kann es nicht mit den Rahmenbedingungen im Frauenfußball in Wolfsburg vergleichen. Wir wollen aber ähnlich sportlich performen, denn die Rollenverteilung ist durchaus vergleichbar.
Hätten Sie sich jemals erträumen lassen, ein Frauenfußballspiel vor 90.000 Zuschauern zu erleben?
Als ich 2008 meinen Vertrag bei den Frauen beim VfL Wolfsburg unterschrieben habe, war bereits klar, dass Wolfsburg ein Standort der Frauen-WM 2011 und das Eröffnungsspiel im ausverkauften Berliner Olympiastadion sein würde. Da konnte man das Potenzial aber erst erahnen. Jetzt setzt der FC Barcelona zum zweiten Male binnen kürzester Zeit ein Mega-Ausrufezeichen. Dadurch bestreiten wir wahrscheinlich das Spiel mit der größten Zuschauerzahl in der VfL-Geschichte.
91.553 Besucher bedeuteten vor einem Monat im spanischen Clásico gegen Real Madrid einen Zuschauerweltrekord für den Frauenfußball. Kann das Ihr Team einschüchtern?
Ich hatte bei der WM 2011 das Gefühl, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft nicht wirklich darauf vorbereitet war. Ich hatte hinterher von Spielerinnen gehört, dass sie von der Euphorie, dem Medienrummel und den Massen völlig erschlagen waren. Ich mache mir jetzt aber keine Sorgen, dass irgendeine Spielerin nicht ihre Leistung abliefern wird.
Pokalfinale, Vorsprung in der Bundesliga, Halbfinale in der Champions League: Ist das Triple – wie 2013 – möglich?
Das Triple ist natürlich wieder möglich, aber das möchte ich nicht groß thematisieren. Wir werden aber keine Spielerin bremsen, sich zu einem möglichen Triple zu äußern. Vor drei Wochen war alles offen, wir hätten in den Cupwettbewerben ausgeschieden und in der Liga aussichtslos zurückliegen können. Dass wir jetzt so gut dastehen, ist ein bisschen verrückt.
Können Sie verstehen, dass Nationaltorhüterin Almuth Schult ihre Karriere in den USA fortsetzen möchte?
Seit nunmehr neun Jahren führen wir beide immer wieder miteinander sehr vertrauensvolle Gespräche. Almuth hat immer gesagt, dass sie zum Ende der Karriere noch einmal ins Ausland gehen möchte. Auch wenn wir eine echte Persönlichkeit auf und neben dem Platz verlieren, ist es doch toll, wenn sie das umsetzen und noch die ganze Familie mitnehmen kann. Ich freue mich wirklich für Almuth, dass sie mit dem Pokalfinale zum Abschied ein großes Spiel bekommt, mit dem unsere Saison am 28. Mai endet.
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