Der Trainer selbst hat die Diskussion um seine Zukunft beendet: Bruno Labbadia wird seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag beim VfL nicht verlängern. Gestern teilte der 53-Jährige erst der Geschäftsführung und dann der Mannschaft seine Entscheidung mit. Eine Entscheidung, mit der er Jörg Schmadtke überrascht hat - und damit erneut offenbarte, wie groß beim Wolfsburger Fußball-Bundesligisten die Kluft zwischen Trainer und Manager sein muss.
Labbadias Entscheidung und ihre Verkündung war ein Alleingang des Trainers. „Der Zeitpunkt der Entscheidung von Bruno Labbadia hat uns überrascht, da wir gerne das von beiden Seiten geplante ergebnisoffene Gespräch mit ihm geführt hätten“, so Schmadtke in einer VfL-Mitteilung. „Dass es dazu jetzt nicht kommt, ist schade, aber wir respektieren seine Entscheidung.“ Bemerkenswert: In derselben Mitteilung übt Wolfsburgs Noch-Trainer vergleichsweise unverhohlen Kritik an seinem Vorgesetzten: „Eine weitere Zusammenarbeit wäre für den VfL nur zielführend und sinnvoll, wenn ein konsequenter fachlicher Austausch zwischen den sportlichen Verantwortlichen über die gesamte Saison gegeben wäre.“
Bruno Labbadias Jahr beim VfL Wolfsburg in Bildern:
Kein konsequenter fachlicher Austausch? Dass Labbadia und Schmadtke verschiedene Vorstellungen davon haben, wie sich der VfL entwickeln soll und wie groß die finanziellen Kraftanstrengungen dafür sein müssten, ist nichts Neues. Schon in der Winterpause, als Labbadia gern Verstärkungen gehabt hätte, am Ende aber kein neuer Spieler kam, wurden die Differenzen sichtbar. Und da beide keinen guten persönlichen Draht zueinander haben, fehlten ganz offenbar die Instrumente, um an diesen Meinungsverschiedenheiten zu arbeiten. Auch darum wurde auf Zeit gespielt, nachdem seit mehr als zwei Wochen der Labbadia-Abschied im Raum stand und öffentlich diskutiert wurde.
Schmadtke hat es versäumt, die Deutungshoheit in dieser Angelegenheit zu behalten, die Beendigung der Zusammenarbeit war jetzt eine Entscheidung des Trainers, nicht des Vereins. Die 0:6-Klatsche am vergangenen Samstag bei den Bayern habe, so Labbadia, dabei keine Rolle gespielt. „Ich habe immer gesagt, dass ich mir Gedanken mache“, erklärte er am Dienstagnachmittag, nachdem seine Entscheidung längst durchgesickert war. Ihm sei wichtig gewesen, dass seine Spieler die Entscheidung noch vor der anstehenden Länderspielpause erfahren. „Ich wollte nicht“, sagte er in einer etwas sperrigen Doppel-Verneinung, „dass es meine Mannschaft nicht von mir selbst erfährt.“
Für viele Beobachter bleibt das Ende der Labbadia-Ära (auch die Assistenztrainer Eddy Sözer, Olaf Janßen und Günter Kern gehen) unverständlich. Der ehemalige Bundesliga-Torjäger hatte im Februar 2018 einen sportlich desolaten und strukturell bemitleidenswert schlecht aufgestellten VfL übernommen, konnte die Relegation nicht verhindern, gewann diese aber souverän. Anschließend brachte er die Mannschaft auf Kurs, schraubte an Taktik und Laufbereitschaft – und machte die VW-Tochter zu einem Kandidaten für die internationalen Plätze. Diese Saison will Labbadia „mit Vollgas zu einem erfolgreichen Ende bringen“. Es sei denn, die an Überraschungen nicht arme Geschichte zwischen Labbadia und dem VfL Wolfsburg bekommt noch ein weitere, vorgezogene Pointe.




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