"Ich hoffe, dass meine Teamkollegen das vergessen. Im Inneren bin ich nämlich eher schüchtern", gibt der sympathische Mittelfeldmann schmunzelnd zu. Diesen Eindruck machte Camacho bei seiner Vorstellung allerdings nicht. Souverän und selbstbewusst zeigte er sich und vermittelte von Beginn an den Eindruck, in Wolfsburg etwas bewegen zu wollen. "Ich habe von Anfang an zu einhundert Prozent gespürt, dass Trainer Andries Jonker und Sportdirektor Olaf Rebbe mich haben wollen", freut sich der Neu-VfLer und beschreibt seine ersten Tage wie folgt: "Ich wurde sehr gut aufgenommen, habe viele Eindrücke bekommen. Jetzt will ich erst mal Deutsch lernen."
Denn damit hapert es noch. Ein wichtiges Wort kann er aber bereits: "danke." Ansonsten braucht der Abräumer, der für 10 Millionen Euro aus Malaga kam, noch Zeit, um sich einzuleben. Die wollen Rebbe und Jonker dem 27-Jährigen auch geben Am Dienstag absolvierte er die erste Einheit mit dem Team. "Mit Luiz Gustavo haben wir einen respektierten Spieler verloren. Wir haben uns darüber unterhalten, was wir machen müssen. Wir sind uns einig, dass wir mit Ignacio eine sehr gute Lösung gefunden haben", sagte der Coach. Auch der Sportdirektor ist begeistert: "Ich freue mich, dass wir Ignacio in unserer VfL-Familie willkommen heißen können."
In Wolfsburg bekommt er die Rückennummer 4 und Camacho weiß, was diese Zahl beim Bundesligisten bedeutet. Klub-Legende Marcel Schäfer, der diese Nummer bis vor wenigen Monaten zehn Jahre lang getragen hatte, postete bei Facebook: " Ich wurde tatsächlich gefragt und wünsche Ignacio Camacho alles Gute. Was er noch nicht weiß: Die Nummer verpflichtet ihn, dem VfL zehn Jahre die Treue zu halten." Dann wäre Wolfsburgs neue Nummer 4 schon 37 Jahre alt. Doch angesprochen darauf antwortete er: "Das war das Erste, was Olaf mir gesagt gesagt hat, dass es eine große Ehre ist, diese Nummer zu tragen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin auch ein vereinstreuer Spieler. Ich war lange in Malaga und das möchte in Wolfsburg auch sein."
Camacho weiß, was er will. Genaue Ziele formuliert er aber nicht. "Ich habe keine Ziele, ich gehe Schritt für Schritt. Ich möchte die Taktik des Trainers verstehen und mich einleben." Dabei helfen ihm Mario Gomez, Josuha Guilavogui und Vieirinha, mit denen er spanisch sprechen kann. Vorab hat er sich bereits mit Ex-VfL-Leihgabe Borja Mayoral ausgetauscht, der "nur Gutes" erzählt hat. Unterschiede zwischen Malaga und Wolfsburg hat er bisher keine festgestellt, doch von der Bundesliga ist er begeistert. "Wolfsburg ist bekannt in Spanien, vor allem nach dem Madrid-Spiel. Ich verfolge die Liga regelmäßig. Es ist ein Phänomen, dass die Stadien immer voll sind", freut sich der Spanier.
Eine Karriere in Bildern: Das ist Ignacio Camacho.
Sein eineinhalb-jähriger Sohn sowie seine Frau werden nach Wolfsburg nachreisen. Ein Haus hat die Familie noch nicht gefunden. Wenn er da genauso eifrig ist, wie auf dem Platz, dann sollte es schnell gehen. Denn: In seinen sieben Jahren in Malaga sammelte er insgesamt 63 (!) Gelbe Karten. "In der letzten Saison waren es mehr als normal", sagt er schmunzelnd und fügt hinzu: "Es gehört zur meiner Arbeit dazu, aggressiv zu spielen, allerdings ohne Gewalt anzuwenden."