Bislang habe er das noch nie gemacht, meinte der Fußball-Trainer Pal Dardai, „aber das würde ich gern mit dem Schiedsrichter diskutieren“. Mit das spielte der Ungar nach dem 2:2-Unentschieden seiner Hertha beim VfL Wolfsburg auf die Szene an, die noch weit nach Schlusspfiff für reichlich Gesprächsbedarf sorgte: „Die Elfmeterentscheidung, die in meinen Augen kein Foulspiel war“, so Dardai – und er sagte das nicht nur als Trainer sondern auch als ausgewiesener Fachmann, denn: „Ich habe auch einen Schiedsrichterschein.“
(Trainer-)Kollege Bruno Labbadia nahm die Vorlage diplomatisch auf: „Da ich keinen Schein habe, kann ich mir da kein Urteil bilden. Den hat nur der Pal.“ Ein Lachen brach aus dem Berliner Dardai auf dem Pressekonferenzpodium heraus, es folgte eine kurze Kontaktaufnahme seinerseits („He, Bruno!“) – und ein versöhnliches Abklatschen, trotz der Streitszene der Partie.
In dieser geriet Arnold in der 85. Minute mit Maier auf der Strafraumgrenze in einen Luftzweikampf, der Wolfsburger ging zu Boden, Schiedsrichter Christian Dingert entschied auf Foul – allerdings in der Annahme, dass sich das Vergehen außerhalb des Sechzehners ereignete. Eine Sache für den Videobeweis, der den tatsächlichen Tatort ermittelte – und folgerichtig gab es einen Elfmeter, den der eingewechselte Yunus Malli zum zwischenzeitlichen 1:1 verwandelte.



Die Berliner plädierten allerdings ausdrücklich dafür, dass es nicht mal ein Foul war. Dardai, der Experte, erklärte sogar: „Beide Spieler gehen hoch, schauen den Ball an – mein Spieler geht auf den Ball und Wolfsburgs Spieler geht auf den Mann. Wer gibt da Freistoß? Entweder wir kriegen Freistoß oder der Schiri lässt das Spiel weiterlaufen. Stattdessen gibt es Elfmeter. Wir akzeptieren das.“
Verursacher Maier (21 Bundesligaspiele) tat sich da etwas schwerer, sagte: „Klare Fehlentscheidung. Er wartet darauf, dass ich ihn berühre und guckt gleich zum Schiri.“ Töne, die dem gefoulten Arnold (158 Bundesligaspiele) gar nicht schmeckten: „Wie alt ist er?“ – 19. „Da muss er noch lernen, wie ich es auch gelernt habe, dass man so im Sechzehner nicht hingehen darf. Vor allem nicht, wenn man mit dem Rücken zum Tor steht. Deswegen ist die Sache für mich abgehakt. Er darf sich nicht so blöd anstellen, ganz ehrlich“, machte der 24-Jährige deutlich.
Dass das Foul im Strafraum stattgefunden hatte, habe er gar nicht bemerkt, zumal es auch kaum Wolfsburger Reklamationen gab. „Dann ist es ja gut, dass der Videobeweis da ist – und es war ja auch die richtige Entscheidung“, meinte Arnold, um seine Lehrstunde für den (noch) jüngeren Maier dann noch mal auszuweiten: „Wenn man sieht, wie er reingeht – was soll ich dann machen? Da muss er auch ein bisschen cleverer sein.“ So setzte sich das Foul, sagte das VfL-Eigengewächs, aus 50 Prozent Cleverness seinerseits und 50 Prozent Blödheit Maiers zusammen.
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Und während der eine Wolfsburger den einen Berliner rüffelte, sprach ein anderer Wolfsburger einem anderen Berliner übrigens noch seinen Respekt aus. VfL-Coach Labbadia: „Hut ab vor Pál. Ich hatte ihm viel zugetraut und weiß, dass er Weinkenner ist. Aber dass er nun auch noch Schiedsrichter ist, macht mir ein bisschen Sorgen.“
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