Das Jubiläum kommt! Egal, wie der VfL Wolfsburg abschneidet. Am Ende der Saison hat der VfL 25 Jahre Fußball-Bundesliga hinter sich! Am Stück. Das können von den aktuellen Bundesligisten nur wenige von sich behaupten. Nie abgestiegen aus dem Oberhaus sind aber neben Wolfsburg nur Leverkusen und München. 25 Jahre Bundesliga – bevor das Jubiläum kommt, nehmen wir Sie mit auf eine kleine Zeitreise. Spieltag für Spieltag. In die letzte Zweitliga-Saison.
Alle bisherigen Teile der Zeitreise
- Teil 1: Fortuna Köln - Alles wie immer
- Teil 2: Hertha BSC - Rot für Meißner, immer noch kein Sieg
- Teil 3: Spieltag 3 bricht den Bann
- Teil 4: Traurige Kulisse, aber der nächste Sieg
- Teil 5: Zwei Gegner in Essen, aber locker auf den Aufstiegsplatz
- Teil 6: Rehhagel schimpft, VfL bleibt oben dran
- Teil 7: Keller schießt den VfL ins Dachgeschoss
- Teil 8: Reimann hadert mit den Fans
- Teil 9: Gelb-Rot, Elfer verschossen, Spitze weg
- Teil 10: Meißner gefeiert, aber nur ein Punkt
- Teil 11: Stepi-raus-Rufe beim Spring auf Platz zwei
- Teil 12: Ein Texaner trifft, der VfL jubelt
- Teil 13: Serie reißt beim Köstner-Team
25 Jahre – in vielen Bereichen kein ganz großes Jubiläum. In der Bundesliga eher außergewöhnlich. Außergewöhnlich beständig. Denn nur elf Klubs von insgesamt 56 Bundesligisten seit 1963 haben mehr als 25 Spielzeiten am Stück im Oberhaus gespielt.
Der kleine VfL Wolfsburg. Lange war er die Nummer 5 im Norden gewesen – hinter Bremen, dem HSV, Braunschweig und Hannover. In der Oberliga gefürchtet, doch in der 2. Bundesliga war das Team vom Elsterweg nur sechs Jahre seiner Geschichte gewesen, in der Bundesliga waren die Wölfe überhaupt kein Begriff. Wolfsburg stand für Volkswagen. Punkt. Bis es mit Trainer Uwe Erkenbrecher, Manager Peter Pander sowie Funktionären wie Wolfgang Heitmann oder Manfred Aschenbrenner Visionen gab und 1992 erneut der Aufstieg in die 2. Liga gelang.
Ein einstelliger Platz war das Ziel des VfL für die Saison 1996/1997 gewesen. Eine vorsichtige und realistische Herangehensweise nach unruhigen 18 Monaten, in denen erst Gerd Roggensack den VfL ins Pokalfinale 1995 als Nachfolger von Eckhard Krautzun geführt hatte, mit dem es bis ins Viertelfinale gegangen war. Das Halbfinal-1:0 beim klassenhöheren 1. FC Köln durch ein Tor von Siggi Reich blieb das Highlight unter Roggensack. Zum Aufstieg führte er das Team, das lange einen Aufstiegsplatz bekleidet hatte, nicht mehr.
Roggensack war bereits im Oktober 1995 nach einem Heim-0:5 gegen Bochum von Ex-HSV-Profi Willi Reimann abgelöst worden. Eine auf dem Papier sehr namhafte Mannschaft konnte der knorrige Hanseate immerhin mit seiner stoischen Art voranbringen, sodass sie dann in der Rückrunde 95/96 bis zum Ende 14 Mal in Folge ungeschlagen blieb. Danach ging es in eine ganz besondere Saison.




Der 14. Spieltag der Zweitliga-Saison 1996/97
Was zuvor so war: In der Nähe von Neu-Dehli in Indien kollidieren eine saudi-arabische Boeing 747 und eine Iljuschin-Passagiermaschine aus Kasachstan in der Luft, alle 350 Insassen kommen ums Leben. In Wolfsburg läuft der 17millionste VW Golf (ein flashroter TDI) vom Band.
Das Spiel: Das Engagement stimmte, doch in diesem vermeintlichen Spitzenspiel war der VfLnoch nicht reif genug. Die Gäste, trainiert vom späteren langjährigen Wolfsburger Coach Wolfgang Wolf und mit den späteren Wolfsburger Bundesliga-Profis Zoltan Sebescen und Tomislav Maric, stellten sich in dem Flutlichtspiel an einem Freitagabend erwartungsgemäß hinten rein. Sie hatten enorm viele Ausfälle in ihrer Stammformation. Der VfL war vor der Pause nicht druckvoll und nach der Pause nicht ideenreich genug gewesen. Coach Willi Reimann hätte sich mehr Flügelspiel gewünscht, der routinierte Michael Spies, der immer wieder angetrieben hatte, analysierte: "Wir haben die Ruhe nicht gehabt, haben zu früh die Brechstange herausgeholt. Topmannschaften spielen in so einer Situation ihren Stiefel runter und warten auf ihre Chance. Diese Geduld hatten wir nicht." Der Druck führte zu einigen Chancen, doch was den Weg aufs Gehäuse fand, hielt der starke Thomas Walter. Wolf streute auch noch Salz in die Wunde, meinte: "Wir haben uns zwar zu weit hinten reindrängen lassen, aber es zeigte sich ja schon in der ersten Hälfte - aus dem Spiel heraus wird Wolfsburg nicht gefährlich." Als der 14. Spieltag komplett war, war der Aufstiegsplatz für den VfL als Viertem erst einmal futsch - in einer Spitzengruppe allerdings, die bis Platz elf reichte.
Die Statistik
VfL Wolfsburg - Stuttgarter Kickers 0:0
(15. Nov. 1996)
- VfL: Zimmermann - Maucksch, Jensen, Tomic - Präger, Spies, Ballwanz, Deering (78. Kapetanovic), Keller - Tyszkiewicz (70. Mihtarski), Meißner (70. Ratke).
- Kickers: Walter - Lösch, Pfuderer, Strogies - Nylen, Raspe, Sebescen (84. Wüllbier), Chatzis, Hofacker - Labak, Maric (46. Sirocks).
- Schiedsrichter: Prengel (Düsseldorf). Zuschauende: 4800.
- Gelbe Karten: Präger (5), Ballwanz - Lösch.
- WAZ-Spieler des Spiels: Spies.
Tabelle nach dem 14. Spieltag der Zweitliga-Saison 1996/97
1. FC K'lautern.....26:7..30
2. Fortuna Köln.....28:16..23
3. Hertha BSC.......22:14..22
4. VfL Wolfsburg..16:8..22
5. St. Kickers....... 19:15..22
6. Uerdingen........22:16..21
7. Mainz 05...........23:18..21
8. VfB Leipzig.......27:26..21
9. SV Meppen......17:16..20
10. Gütersloh.........16:19..20
11. Unterhaching....10:10..19
12. Carl Z. Jena......18:18..18
13. E. Frankfurt......18:20..16
14. Mannheim........20:27..14
15. RW Essen........20:33..13
16. Zwickau............14:21..12
17. Lübeck...............9:24..11
18. Oldenburg........16:33..10
In einer AZ/WAZ-Serie zeichnen wir den Weg zum Aufstieg nach – gehen ihn Spieltag für Spieltag parallel zur neuen Bundesliga-Saison mit. Was 2021/22 am Ende stehen wird, wissen wir noch nicht, was 1997 am Ende der Saison stand, wissen alle Fans. Manche aber waren damals noch jung, manche noch gar nicht geboren.
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