Leipzig. Dieser junge Mann weiß, wo das Tor steht – auf der Konsole und auch im echten Leben. Ben Kettenbeil, 17 Jahre jung, macht für die B-Junioren des JFV Neuseenland seine Buden. „Bis zum Lockdown lief es für uns richtig gut“, so Kettenbeil. Das kann man wohl sagen – Platz vier ist als Aufsteiger aller Ehren wert. Aller Ehren wert sind aber auch die Leistungen des Youngsters im Bereich des E-Sport.
Kettenbeil trainiert zwei Stunden pro Tag
Im ersten Lockdown im vergangenen April hatte der Sächsische Fußballverband erstmals ein Konsolenturnier für das Fußballspiel „FIFA 20“ ausgerichtet, das Ben Kettenbeil prompt gewann. Kürzlich folgte der zweite Coup, auch den ersten virtuellen Sachsenpokal auf der Playstation 4 heimste er ein. Dabei ging es insbesondere im Finale eng zu: „In den ersten Runden waren die Ergebnisse noch recht deutlich, das Endspiel war aber hart umkämpft“, berichtet der Teenager. Das hatte auch seinen Grund, denn auf der anderen Seite des Bildschirm saß mit Marcel Gramann vom FSV Zwickau ein Sportfreund, der die ganze E-Sports-Sache ziemlich ernst nimmt und gemeinhin als Halbprofi gilt.



Gegen Kettenbeils Konsolenkünste war aber kein Kraut gewachsen, am Ende stand ein 3:2-Erfolg und der Turniersieg. Damit verbunden: Die Quali für den DFB-Pokal, der nun am 19. Februar 2021 in die heiße Phase startet.
Für den nationalen Wettstreit schickt der JFV Neuseenland modusgemäß ein Trio ins Rennen. „Mit Luca Kada und Enrico Zürn habe ich zwei Mitspieler gefunden, die auf dem Niveau mitzocken können, das war aber gar nicht so einfach“, erklärt Kettenbeil. In der ersten Runde wartet mit dem SV Eintracht Ihlow ein unbekanntes Kaliber aus dem niedersächsischen Ostfriesland. „Ich halte trotzdem alles für möglich“, spekuliert der B-Jugend-Kicker, der pro Tag rund zwei Stunden an der Konsole trainiert und sich mit anderen FIFA-Spielern online misst. Mehr ist aktuell nicht drin, denn Kettenbeil befindet sich im ersten Lehrjahr zur Fachkraft für Lagerlogistik bei BMW. „Oft komme ich erst gegen 17 Uhr nach Hause, versuche dann aber noch was an der Playstation zu machen.“
Die ganze Familie steht hinter ihm
Und was halten die Eltern von der ganzen Sache? „Sie unterstützen mich, sind dabei, schauen auch bei den Spielen zu. Mein Vater ist ja auch schon mit Computerspielen aufgewachsen.“ Ob eine Karriere im E-Sports-Bereich winkt? Das schließt Ben Kettenbeil nicht aus, „wenn es weiter so läuft, könnte da was gehen“. Was momentan auf jeden Fall nicht geht, ist Fußballspielen auf dem echten grünen Rasen. Gerade auch deshalb steht sein Verein JFV Neuseenland den virtuellen Aktivitäten seines Schützlings wohlgestimmt gegenüber. Nachwuchskoordinator Sebastian Seyffert: „Wir sind natürlich stolz auf Ben. Wir haben schon den Sieg beim Finish-it-Cup im April positiv aufgefasst und begleiten seine Aktivitäten über unsere Social-Media-Kanäle. Wir haben uns im vergangenen Jahr zwecks Bündelung für attraktiven Nachwuchsfußball gegründet, speisen uns aus dem Reservoir von Eintracht Leipzig-Süd und Kickers Markkleeberg.“
Bis Ben Kettenbeil, der auch schon für Jugendteams von RB Leipzig und dem FC Grimma gegen den Ball getreten hat, wieder „in echt“ von der Kette gelassen wird, wird angesichts der Pandemie noch Zeit ins Land gehen. Bis dahin will er weiter bei „FIFA“ auf der Playstation Angst und Schrecken verbreiten – und am Ende möglicherweise mit dem virtuellen Pott dastehen.