Das Hochgefühl, das den SC Potsdam über weite Teile der bisherigen Saison getragen hat, verfliegt. „Wir haben aktuell Probleme – und ich vermute, sie werden uns auch noch ein bisschen begleiten”, sagte Toni Rieger, der Sportdirektor des Volleyball-Bundesligisten am Mittwochabend in der MBS-Arena. Unmittelbar zuvor hatte sein Club mit 0:3 (15:25,23:25, 14:25) gegen den Schweriner SC verloren und so die fünfte Pflichtspielniederlage in Folge kassiert. In der Liga war es die dritte Saisonschlappe, zugleich die höchste. „Wir wussten, dass es schwer wird. Die Verhältnisse waren für uns im Vorfeld klar, leider haben sie sich auch so deutlich bestätigt”, sagte Rieger.
Keine Wechseloption im Außenangriff
Die von ihm thematisierten Probleme sind vor allem personeller Natur. Insbesondere auf einer Position: Außenangriff. Vanessa Agbortabi durfte kurz vor Jahresfrist gegen eine Ablösezahlung nach Frankreich wechseln. Srna Markovic, die erst im Dezember für Ana Escamilla (Karrierepause wegen Durchblutungsstörungen) nachverpflichtet worden war, fällt derzeit außerdem weg. „Auf Grundlage medizinischer Untersuchungen ist sie aktuell nicht einsetzbar”, erklärte Rieger, ohne ins Detail gehen zu wollen. Damit bleiben für den Moment nur noch zwei Außen-Annahme-Akteurinnen: Kapitänin Laura Emonts und die griechische Nationalspielerin Konstantina Vlachaki. „Dieses personelle Limit macht sich im Training bemerkbar und natürlich auch im Spiel. Es fehlen uns schlichtweg die Wechseloptionen”, erklärte der Sportdirektor.
In Bildern: Der Potsdamer Silvesterlauf 2021
Die wären zum Beispiel in der Endphase des zweiten Satzes am Mittwoch als frische Impulse wichtig gewesen. Beim Stand von 6:5 war das Team von Cheftrainer Guillermo Naranjo Hernandez zunächst erstmalig bei dieser Partie in Führung gegangen und zog – unter anderem durch einen Emonts-Soloblock und ein Vlachaki-Ass – auf sechs Zähler davon. Vor 538 Zuschauern wurde das vermeintliche 13:6 dann per Videobeweis (Blockberührung) zum 12:7 verkehrt. Dadurch bekam auch die Spieldynamik eine Wendung. Schwerin fand zunehmend zurück zur eigenen souveränen Linie des ersten Durchgangs, während sich bei den Gastgeberinnen Nervosität breit machte. Ausdruck dessen waren wieder mehrere schlechte Entscheidungen, wie sie schon im Auftaktsatz getroffen worden waren. Hinzu kamen Fehler, die eine Aufholjagd des deutschen Rekordmeisters begünstigten. „In der Situation hätten wir auf Annahme-Außen reagieren müssen, konnten es aber nicht”, sagte Rieger. „Es fehlte da die Durchschlagskraft.” Bezeichnend, dass im gesamten Spiel Maja Savic (acht) und Anastasia Cekulaev (sieben) am besten für den SCP punkteten – Mittelblockerinnen. Der SSC sicherte sich den zweiten Spielabschnitt und nahm damit der mutlosen Potsdamer Mannschaft die einzige realistische Chance auf einen Satzgewinn an diesem Abend.
Transferfenster bis 31. Januar offen
Ansonsten zeigte sich das Team aus Mecklenburg-Vorpommern schließlich gefestigt und rundum leistungsstärker. Durch die Revanche für das 2:3 im Hinspiel übernahm Schwerin zum Rückrundenbeginn auch den fünften Tabellenplatz des Brandenburger Rivalen, der allerdings noch zwei Matches weniger absolviert hat.
„Für unsere Spielerinnen ist das jetzt alles nicht einfach, gerade vom Kopf her”, sagte Rieger und hofft auf ein Erfolgserlebnis am Samstag (19.30 Uhr) beim Tabellenvorletzten Nawaro Straubing. Zugleich kündigte er an: „Bis zum 31. Januar ist das Transferfenster offen. Auch wenn es schwer ist, werden wir aktiv werden. Müssen wir.” Um die Lage im Außenangriff als derzeit personeller Achillesferse zu entschärfen.
SC Potsdam: Savic (8), Cekluaev (7), Helic (6), Vlachaki (4), Emonts (3), Nemeth (1), Lilley, van Aalen, Jegdic, Stiriz, Wilczek, Page.