„Ich war schon als Kind mit meinem Vater im Stadion am Elsterweg. Ich hätte mir das damals nie träumen lassen, dass ich da mal mitspielen kann“, erinnert sich der 23-Jährige mit einem Leuchten in den Augen. „Das macht mich natürlich stolz, für den VfL spielen zu dürfen, aber meine Mutter noch mehr als mich“, sagt er mit einem Lachen. „Die freut sich für mich und wird öfter mal von alten Weggefährten darauf angesprochen.“
Und gab es zu Hause keine Einwände à la: „Fußballprofi? Junge, lern’ doch bitte was Vernünftiges?“ – „Doch natürlich“, sagt Klinger schmunzelnd. „Vor allem mein Vater war da sehr hinterher, gerade deshalb habe ich auch eine Ausbildung zum Industriemechaniker im Werk gemacht.“
Vorher beim SV Reislingen/Neuhaus
Vor seiner Zeit beim VfL spielte Klinger nur beim SV Reislingen/Neuhaus – eine reine Wolfsburger Fußball-Vita. 2003 zog es ihn dann zum großen Nachbarn. „Ich war mit meinem besten Kumpel bei einem Talenttag. Da waren 1000 kleine Jungen, die alle Fußballprofi werden wollten“, erinnert sich Klinger.
„Wir sind dann da verschiedene Stationen durchgegangen, das hat auch Spaß gemacht, aber ich habe mir natürlich nichts erwartet.“ Allerdings: „Eines Tages kam ich aus der Schule und meine Mutter meinte, dass jemand vom VfL angerufen hat und ich zum Probetraining kommen soll. Da war ich dreimal, und dann wollte der VfL mich haben.“
Regionalliga: VfL Wolfsburg II gegen Hamburger SV II



Die Freude war riesig. Interessant: Damals spielte er noch im Feld. Als Stürmer. „Doch der Trainer wusste schon, dass ich unbedingt ins Tor wollte.“ Eine gute Wahl. „Aber ich habe, bis ich 15 war, noch ab und zu auf dem Feld gespielt. Das hat mir im Nachhinein allerdings enorm geholfen, ich kann mich besser in Stürmer hineinversetzen“, sagt Klinger.
Training mit den VfL-Profis
Er trainiert regelmäßig bei den Profis mit, wechselt sich mit Phillip Menzel im Tor der U23 ab. „Bei den Profis zu trainieren, bringt dich enorm weiter: Das Tempo ist viel höher, die Qualität ist eine andere und gestandene Bundesliga-Spieler können dir unheimlich viel beibringen“ – allen voran Koen Casteels (Klinger schmunzelnd: „Für mich der beste Torhüter der Liga, auch wenn ich da für andere vielleicht ein bisschen die Fan-Brille aufhabe.“).
Und Maximilian Arnold sowie Wout Weghorst fordern ihn ordentlich heraus: „Arnold hat schon einen richtigen Wumms aus der zweiten Reihe und Wout ist vorm Tor überragend.“
Von den Abläufen im Spiel und dem Training habe sich nach der Unterschrift seines Profi-Vertrages nicht viel geändert. „Aber ich fühle mich anders wahrgenommen“, sagt er und bezeichnet den Konkurrenzkampf mit Menzel als „sportlich fair“: „Wir sind ganz bestimmt nicht wie Oliver Kahn und Jens Lehmann, die sich damals nicht mal angeguckt haben“, sagt er und lacht.
Ansprüche in der Bundesliga zu spielen, stelle Klinger erstmal nicht, auch, wenn das sein Traum bleibe – natürlich für den VfL. „Es ist für mich top, Spielpraxis zu bekommen, egal, ob in der Bundesliga oder der Regionalliga.“