Leipzig. Während das Kartenthema für das Fußball-Sachsenpokalfinale hohe Wellen schlägt, bereitet sich die BSG Chemie auf das ausverkaufte Ortsderby gegen Lok am Sonnabend (15.30 Uhr, MDR) im Alfred-Kunze-Sportpark vor. Fast unbemerkt werden die letzten Trainingseinheiten abgespult, ohne jede Aufregung naht der Tag X.
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Letztes Heimspiel des Kapitäns
Das war nicht immer so, wird aber als durchaus angenehm empfunden. „Auf dem Spielfeld wird es heiß genug. Das reicht aber auch“, findet Frank Kühne, Vorstandsvorsitzender der BSG Chemie. Man kann es nicht abstreiten: Da die Punktspiel-Saison für beide Vereine gelaufen ist, taugt das Derby kaum zum Aufreger. Dennoch arbeitet es bereits bei den Beteiligten.



„Derby ist immer was Besonderes, das ist doch klar“, sagt Kapitän Stefan Karau, der gegen Lok sein unwiderruflich letztes Heimspiel für die BSG Chemie bestreiten wird, bevor er seine Karriere beendet. „Das wird seltsam, das weiß ich schon, aber ich verdränge das bis nach dem Schlusspfiff“, sagt der 36-Jährige, der in seiner Karriere schon immer die Spiele gegen Lok als ganz Spezielle ansah.
Vertrag mit Horschig verlängert
Noch nie ein Derby bestritten hat hingegen der junge Abwehrspieler Paul Horschig. „Die Teamkollegen haben schon einiges erzählt, deswegen freue ich mich schon ganz schön darauf. Die Stimmung wird grandios sein wie eigentlich immer, aber das wird das i-Tüpfelchen sein“, sagt der Innenverteidiger. An echte Derbys in seiner aktiven Fußballerzeit erinnert er sich nicht. „Im Männerbereich war bis jetzt immer Corona, so kam es nie zu einem Derby. Und in Auerbach, wo ich vorher war, gabs auch keine“. Aufgeregt sei er nicht, nur „positiv gestimmt“.
Passend dazu vermeldet die BSG Chemie die Vertragsverlängerung mit dem 22-jährigen Kicker. Der Kontrakt wird um ein weiteres Jahr, erneut mit Option, verlängert. Daniel Heinze von der sportlichen Leitung: „Paul ist ein junger Spieler, der bereits sehr erfahren wirkt. Er hat sich das ganze Jahr durch seine Einsatzbereitschaft und seinen unbedingten Willen ausgezeichnet. Am Anfang fehlte ihm etwas die Geduld, aber er hat sich durchgebissen.
Vor einigen Wochen hat er seine Chance ergriffen und Leistung überzeugt. In dieser Saison kam er bislang zu 32 Einsätzen (28 in der Liga, 4 im Pokal), seit der Winterpause immer öfter auch über die vollen 90 Minuten – damit hat er sich immer mehr in das Regionalligateam hineingespielt. Beim VfB Auerbach und dem FC Erzgebirge Aue sammelte er vorher die Empfehlung von 23 Regionalligaspielen und einem Kurzeinsatz in der 2. Bundesliga.


Für viele andere aus der grün-weißen Familie wird das Spiel trotzdem ein besonderes. Gerade Daniel Heinze, der seit kurzem als Teammanager für Chemie fungiert, ein unbekanntes Gefühl: „Das wird mein erstes Derby, das ich von draußen betrachte. Ich bin sehr optimistisch, dass wir es positiv gestalten können.“ Sein Kollege aus der „Quadriga“, die die sportlichen Zügel in Leutzsch in der Hand hält, ist Uwe Thomas: „Meine Bilanz ist positiv: Wir hatten bei fünf Derbys drei Siege und nur eine unglückliche Niederlage. Das Derby ist immer wichtig für die Fans, das Pokalfinale ist für mich persönlich genauso wichtig.“ Thomas war zwischen 2001 und 2004 als Manager in Leutzsch tätig.
„Der Rasen wird brennen“
Co-Trainer Christian Sobottka meint: „Wir werden Leidenschaft, Willen und Talent auf den Platz bringen, 90 Minuten lang wird der Rasen brennen. Die Jungs sind heiß, ich denke, es wird 2:0 für uns ausgehen.“ Optimistisch ist auch Trainer Miro Jagatic: „Wir werden alles raushauen. Im Hinspiel hatte Lok das Quäntchen Glück. Das muss man sich erarbeiten, in der Situation sind wir jetzt. Ich habe Bock aufs Derby, aber einen Tipp gebe ich nicht ab - schon aus Respekt vor meinem Trainerkollegen, den ich seit 30 Jahren kenne.“
Egal, wie es ausgeht: Ein Sieg im Ortsderby ist natürlich wichtig, schon allein, weil das Hinspiel für Chemie unglücklich verloren ging. Entscheidender wird der 21. Mai 2002 – da geht es um den Sächsischen Landespokal. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat inzwischen die Endspiele um die Landespokale zeitgenau angesetzt. Das sächsische Pokalfinale zwischen Chemnitz und Chemie Leipzig wurde für 16.15 Uhr terminiert. Alle Finals des Tages werden in Konferenz in der ARD live übertragen.
Von Jens Fuge und Frank Schober
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