17. Juni 2019 / 10:09 Uhr

Waldemar Anton von Hannover 96: „Die U21-EM ist für jeden Spieler eine große Bühne“

Waldemar Anton von Hannover 96: „Die U21-EM ist für jeden Spieler eine große Bühne“

Tim Lüddecke
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Bereits 2017 war Waldemar Anton Teil der deutschen U21-EM-Auswahl. Diesmal soll er eine tragende Rolle spielen.
Bereits 2017 war Waldemar Anton Teil der deutschen U21-EM-Auswahl. Diesmal soll er eine tragende Rolle spielen. © imago images / Christian Schroedter
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Waldemar Anton von Hannover 96 spricht im SPORTBUZZER-Interview über seine veränderte Rolle bei der U21, das Geheimnis von Trainer Stefan Kuntz und die EM als Bühne, sich zu präsentieren.

Bereits beim letzten EM-Titelgewinn der U21-Nationalmannschaft war Waldemar Anton dabei, er wurde für den verletzten Jonathan Tah nachnominiert und blieb ohne Einsatz. Inzwischen hat der 22-Jährige aber eine Führungsrolle im deutschen Team eingenommen. Wie ihm die Kapitänserfahrung bei Hannover 96 dabei geholfen hat, wie er über die Bemühungen des russischen Verbands denkt und warum er erneut ein gutes Gefühl hat, erklärt er im SPORTBUZZER-Interview.

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SPORTBUZZER: Herr Anton, hat sich Ihre Freundin schon bei Ihnen beklagt?

Waldemar Anton (22): Weshalb?

Weil Sie womöglich den gesamten Juni nicht zu Hause sein werden.

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Ja, sie hat sich ein bisschen beschwert, aber das kann sie ganz gut wegstecken. (lacht) Selbst nach dieser langen und schwierigen Saison spiele ich die EM gern. Vor der Saison habe ich mir einige Ziele gesetzt; ein paar habe ich leider nicht geschafft, ein paar schon – und die U21-EM gehörte dazu. Jetzt freue ich mich auch darauf!

Sie waren bereits bei der vergangenen EM dabei, haben aber nicht gespielt.

Für mich persönlich war es das erste Turnier. Klar, wenn man dabei ist, will man spielen. Aber ich bin erst relativ spät zur U21 gekommen und habe mich trotzdem wohlgefühlt. Bei einer EM muss man seine eigenen Interessen auch mal hintanstellen und für das Team da sein. Ich habe mich über jedes Tor und jeden gewonnenen Zweikampf meiner Mitspieler so gefreut, als wäre es meine eigene Leistung gewesen. Aus der Zeit habe ich viel mitgenommen.

Das ist der EM-Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft

Jonathan Tah, Maximilian Eggestein, Mahmoud Dahoud und Alexander Nübel stehen im finalen EM-Kader der U21-Nationalmannschaft.  Zur Galerie
Jonathan Tah, Maximilian Eggestein, Mahmoud Dahoud und Alexander Nübel stehen im finalen EM-Kader der U21-Nationalmannschaft.  ©

Unter anderem den Titel. Was war das Erfolgsgeheimnis?

Teamgeist, enormer Teamgeist! Nach Siegen haben wir in der Kabine immer einen von Julian Pollersbeck angestimmten und umgetexteten Fiderallala-Song (in Anlehnung an „Die Vogelhochzeit“, d. Red.) gesungen, das war verrückt. Und wirklich alle Spieler sind super miteinander klargekommen, wir waren wie eine große Familie. An freien Nachmittagen waren wir meistens alle zusammen unterwegs. Man hatte mit jedem was zu lachen. Das ist nicht selbstverständlich in einer Fußballmannschaft, da gibt es auch mal kleinere Grüppchen. Man hat gemerkt, dass wirklich alle den Erfolg wollten. Und noch etwas…

Bitte.


Als wir einmal mit der ganzen Mannschaft in der Stadt unterwegs waren und etwas aßen, sollten wir zu einer bestimmten Zeit wieder im Hotel zurück sein. Wir sind aber natürlich viel zu spät losgefahren, konnten eigentlich gar nicht mehr pünktlich sein. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, obwohl wir uns noch komplett umziehen mussten. Das war der Moment, in dem wir im Inneren gewusst haben: Mit dieser Disziplin können wir bei der EM etwas reißen.

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Wie lautet diesmal das Ziel?

Man hat in den Testspielen gegen England und Frankreich im März gesehen, dass wir mit den Spitzenteams mithalten können. Oder auch ein bisschen mehr. Von daher glaube ich schon, dass es von jedem der Traum und das Ziel sein muss, den Titel erneut zu holen. Man braucht natürlich auch Glück. Aber von der Leidenschaft, dem Willen und dem Teamgeist her sehe ich auf jeden Fall Parallelen zu 2017. Und mit Nadiem Amiri ist ein Spaßvogel von damals ja auch immer noch dabei. Ich habe wirklich ein sehr gutes Gefühl.

Im Vergleich zu vor zwei Jahren gehören Sie jetzt zu den „alten Hasen“.

Ich fand es damals sehr interessant, wie die älteren Spieler mit dem Druck umgegangen sind, gerade im Elfmeterschießen gegen England. Das saugt man alles auf. Und man sieht ja auch den Weg, den einige dieser Spieler seitdem gemacht haben – bis ins A-Team. Nun gehöre ich zu den Erfahrenen, die schon länger dabei sind. Und das will ich auch zeigen! Als Führungsspieler kann man auch schon mal das eine oder andere Wort mehr sagen – wobei das bei der U21 gar nicht nötig ist; da wird jeder von jedem ernst genommen.

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Im Trainingslager in Südtirol trugen Sie schon zum zweiten Mal die deutsche Binde. Hilft es Ihnen, dass Sie in der vergangenen Saison 24 Spiele lang jüngster Kapitän der Bundesliga bei Hannover 96 waren?

Natürlich. Man entwickelt sich in diesem Amt extrem weiter, gerade in der Persönlichkeit. Und das war mit ein ausschlaggebender Punkt, warum sich Stefan Kuntz in diesem Spiel für mich entschieden hatte.

Was ist der Trainer für ein Typ?

Wenn es zur Sache gehen muss, kann er auch mal lauter werden. Wenn Spaß gemacht werden muss, kann er auch das. Er hat stets einen guten Spruch auf Lager, sodass es nicht langweilig, aber auch nicht zu angespannt wird. Er kann eigentlich immer den Druck von jedem Spieler wegnehmen – ich weiß auch nicht, wie er das macht. (lacht)

Thema A-Nationalmannschaft: Sie standen auch schon mit der russischen Nationalmannschaft in Kontakt.

Das war zuletzt im April letzten Jahres, als ich verletzt war – da ging es aber allein um meinen Gesundheitszustand. Eine Einladung habe ich noch nicht bekommen.

Hängt Ihre Entscheidung davon ab, welcher Verband seine Einladung zuerst abschickt?

Das muss man dann sehen. Aktuell mache ich mir wenig Gedanken darüber. Ich kann nur sagen, dass meine Großeltern aus dem Land kommen – und ich mich sowohl dort als auch in Deutschland zu Hause fühle.

Als deutscher Junioren-Nationalspieler wissen Sie bereits, was Sie beim DFB erwarten würde.

Das stimmt. Aber wer weiß, was die russische Nationalmannschaft zu bieten hat… (lacht)

Auch Ihre Vereinszukunft ist noch unklar. Dient so eine U21-EM als Bühne?

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Natürlich wird auf so ein Turnier zusätzlich zur Bundesliga noch mal besonders geguckt. Das ist für jeden Spieler eine große Bühne, auf der er sich zeigen und beweisen kann. Aber ich habe ja noch einen gültigen Vertrag bei 96.

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