Fünfmal hat der OSC Potsdam schon am Wasserball-Europapokal teilgenommen. Immer tauchten die Orcas als Amateurverein gegen hauptsächlich Profiteams in internationale Gewässer. Wenn die Mannschaft von Trainer Alexander Tchigir nun von Freitag bis Sonntag bei der Euro-Cup-Qualifikation im italienischen Savona antritt, dann wird die Diskrepanz noch stärker ausfallen. „Die anderen sind alle voll im Saft und wir nicht“, betont der sportliche Leiter André Laube. Was Wettkämpfe betrifft liegt der OSC seit dem letzten September-Wochenende wie Wale an Land.
Sechs Corona-Testreihen rund um das Turnier
Damals hatten die Potsdamer mit Platz drei im Pokalwettbewerb das nationale Bronze-Double perfekt gemacht. Der Bundesliga-Saisonstart einen Monat später wurde dann coronabedingt ausgesetzt – ein neuer Versuch soll frühestens im März erfolgen. „Für die Mannschaft ist das sehr schwierig“, sagt Laube. Auch im Teil-Lockdown ist ihr zwar als Bundesligist das Training, das aktuell nicht im blu-Bad sondern im Luftschiffhafen stattfindet, erlaubt. „Aber bisher fehlte die Überprüfungsmöglichkeit, ob das, was trainiert wurde, auch in einem Spiel funktioniert.“ Die Liga pausiert. „Sparring“, wie er es nennt, also die sonst üblichen Testpartien gegen Spandau und Neukölln, sind wegen der Pandemie auch nicht möglich. „Deshalb wollten wir die Chance mit dem Euro-Cup nutzen und dem Team etwas bieten.“


Doch das ist mit einem hohen organisatorischen Aufwand verknüpft. Und noch größerer Verantwortung. Der Verein sei sich darüber bewusst, dass der Trip an die Küste des Ligurischen Meeres mit dem allgegenwärtigen Covid-19-Risiko einhergeht, bekräftigt Laube. „Daher versuchen wir alles, um das Gefahrenpotenzial möglichst gering zu halten.“ Der europäische Verband LEN schreibt im Zuge der Turnierteilnahme zwei Corona-Testreihen für die Clubs vor. Der OSC führt selbst noch vier weitere durch – es begann am vergangenen Samstag und wird sich bis zum Mittwoch nach der Rückkehr fortsetzen. Vor Ort in Savona werde die Tchigir-Truppe in einer „Blase“ unterwegs sein, sich nur in Hotel und Schwimmhalle sowie auf direktem Weg dazwischen aufhalten.
Allerdings geht die Anreise nach Savona nur über einen Umweg. Viele Verbindungen stehen aktuell nicht zur Verfügung. Daher müssen die Orcas am Donnerstag zunächst mit dem Zug nach Hamburg fahren und fliegen von dort nach Mailand – der Veranstalter sorgt dann für den Transfer in den mehr als 200 Kilometer entfernten Austragungsort.
Ein Lebenszeichen in der Pandemie
Trotz aller Hinder- und Wagnisse sei das Team dankbar für die Teilnahme, sagt Hannes Schulz stellvertretend. „Angesichts der Tatsache, dass wir noch weitere Monate nicht Bundesliga spielen können, ist das jetzt ein wichtiges Zeichen, dass Wasserball in Potsdam noch lebt“, meint der Kapitän. Seine Mannschaftskollegen würden nach Spielpraxis lechzen. Gerade für ihn sowie Rückkehrer Reiko Zech, der sich nach zwei Jahren beim amtierenden Deutschen Meister Waspo Hannover wieder dem OSC angeschlossen hat, und Ferdinand Korbel ist der Wettkampf wertvoll. Sie gehören zum Kreis der deutschen Nationalmannschaft und wollen sich für das im Februar geplante Olympia-Qualifikationsturnier empfehlen. „Wir wollen uns zeigen und die anderen mitreißen“, sagt Schulz.
Neben Gastgeber RN Savona trifft Potsdam bei dem Qualifikationsturnier noch auf VK Radnicki Kragujevac aus Serbien sowie CE Mediterrani Barcelona. Die beiden besten dieser Gruppe ziehen ins Achtelfinale ein. Sehr unwahrscheinlich, dass die Orcas dazu zählen werden. Das mit italienischen Olympiastartern gespickte Savona gewann den Euro-Cup schon dreimal, Kragujevac indes einmal und präsentierte sich auch auf Champions-League-Level gut. „Gegen Mediterrani könnten wir am ehesten ein achtbares Ergebnis schaffen“, schätzt Laube ein. „Wir haben insofern wieder Losglück, dass wir uns mit attraktiven Teams messen dürfen“, sagt er. Aber das sei gleichsam Lospech. Bei den Kräfteverhältnissen zuzüglich der Umstände wird der OSC wohl auch nach seiner sechsten Europapokal-Teilnahme noch auf den ersten Sieg warten.