Zusammen gekracht wäre die ins Schwimmbecken gebaute Tribüne wohl nicht gleich. Aber besorgt sind Waspo 98 und der europäische Verband LEN doch gewesen. Mit einer solchen Flut an Fans von Olympiakos Piräus haben die Ausrichter nicht gerechnet. Rot-Weiß sind die dominierenden Farben gewesen beim Final-8-Turnier der Champions League. Am Freitag erhielten die Griechen aber Hüpf-Verbot, um die Einsturzgefahr zu bannen.
So beschränkten sich die Hellenen aufs Jubeln und Singen. „Verrückt, was hier los ist. Das hatten wir noch nie“, sagte Waspo-Vorsitzender Bernd Seidensticker. Er stand mit Coach Karsten Seehafer auf der Haupttribüne und genoss das vorweggenommene Endspiel zwischen den Griechen und Pro Recco. „Wir sind für das vermeintlich schwächere Team, und das ist eben Piräus.“ Außerdem hatte eine Waspo-Delegation im letzten Jahr schon mit Piräus deren Titel gefeiert. „Wir haben im selben Hotel, das war eine unfassbare Feier“, so Seidensticker.
Olympiakos-Fans aus ganz Europa angereist
Aus ganz Europa waren die Olympiakos-Fanatiker angereist, aus England, der Schweiz und Luxemburg. „Hauptsache, Piräus spielt. Alles andere ist uns egal“, sagte Nikolaos Liakos. Der Frankfurter ist Vize-Vorsitzender des Olympiakos-Fanklubs. „Wir ziehen jedes Tischtennisspiel unseres Vereins einem Champions-League-Finale der Fußballer vor“, bekräftigt Liakos und beziffert die Zahl der Anhängerschaft auf acht Millionen.
Da kommt der Halbfinal-Gegner aus Italien in Sachen Fans kleiner daher. Mit zehn Schlachtenbummlern ist das Starensemble von Pro Recco angereist. Das Städtchen Recco bei Genua hat nur rund 10 000 Einwohner. Dass Wasserball dort die Nummer eins ist, macht allein der Öl-Tycoon Gabriele Volpi möglich. „Gott schenke ihm ein langes Leben“, sagte einer der italienischen Fans lächelnd. Mehr wird von ihnen später im Lärm des fast ausverkauften Stadionbads nicht zu hören sein.
Bilder vom Champions-League-Spiel Waspo 98 gegen AN Brecia
Rot für Figari lässt Olymoiakos-Coach toben
Das Duell des Titelverteidigers Olympiakos gegen Pro Recco ist das Endspiel des vergangenen Jahres, damals schockte Piräus die Genuesen mit einem 9:7-Erfolg. Diesmal sind die Italiener wieder nervös, sie liegen mit bis zu drei Toren zurück – das kennen sie nicht.
Im zweiten Abschnitt dieser überharten Partie verliert Reccos Niccolo Figari die Nerven. Er lässt seinen Gegner nicht wieder auftauchen, drückt ihn mit aller Macht unter Wasser. Dafür sieht Figari Rot, Olympiakos-Coach Theodoros Vlachos ist kaum zu beruhigen. Das tun auch die übrigen Gemüter nicht mehr. Vor allem Piräus spielt nun knüppelhart.
Bilder vom Champions-League-Viertelfinale zwischen Waspo 98 Hannover und Pro Recco



"Es ist das, was wir wollten"
Die zweitgrößte Anzahl an Unterstützern aus dem Ausland tragen Seepferchen auf den T-Shirts. Das passt gut zum feinen Stil des spanischen Teams Zodiac Barceloneta. Blau-Gelb tragen die Fans, etwa 40 sind angereist. Im Vergleich sind sie leise zurückhaltend. Das lässt sich von den Ungarn nicht behaupten.
Der Trupp von 20 Personen hat die größte Trommel dabei und macht ordentlich Stimmung. Mit den Griechen kann zwar keiner mithalten, aber das hatte Seidensticker ohnehin nicht erwartet: „Es ist das, was wir wollten. Eine Wasserball-Party auf höchstem Niveau.“ Und die Tribüne hat zwar gewackelt, hielt aber stand.