Deutschland-Kapitän Julian Real saß auf der Bank und schaute versteinert in die Gegend. Über dem Kopf des Waspo-Stars schwebte eine Gedankenblase:
„Wie konnten wir dieses Spiel denn bitte noch verlieren?“
Teamkollege Timo van der Bosch pfefferte gefrustet seine Kappe auf den Boden. Neben Real saß Torwart Moritz Schenkel. Der Blick des Waspo-Kollegen sprach ebenfalls Bände. Schenkel runzelte die Stirn. Auch er konnte das 16:17 (3:3, 3:3, 3:2, 3:4, 4:5) gegen Olympiasieger Serbien bei der WM in Gwangju nicht fassen.
Auf Riesen-Chance folgt Riesen-Enttäuschung
Das deutsche Team hatte das erste Platzierungsspiel im Fünfmeterwerfen gegen den hohen Favoriten verloren und so wie schon im Viertelfinale gegen Weltmeister Kroatien (8:10) die Sensation verpasst. „Bitterer geht’s jetzt gerade gar nicht“, sagte der zweifache Torschütze Dennis Eidner. Sein Team hatte 85 Sekunden vor Schluss noch mit zwei Toren geführt. Ben Reibel hatte in Überzahl sogar die Chance, auf 13:10 zu erhöhen. Doch der serbische Torwart parierte.
„Zwei-Tore-Führung, Überzahl, Time-out – da muss der Todesstoß kommen“, haderte Bundestrainer Hagen Stamm, „aber die Mannschaft hat es nicht geschafft. Vielleicht sind wir noch zu grün dafür.“

"Jungs, 30 Minuten hui, zwei Minuten pfui“
Es sei „eigene Dummheit“ gewesen, sagte Eidner, „wir hätten das am Ende ruhiger spielen müssen“. Sein Team habe in den letzten zwei Minuten „genau die Fehler gemacht, die wir nicht machen wollten“, erklärte Stamm. Aber „wir brauchen jetzt nicht Trübsal zu blasen. Wir müssen sagen: Jungs, 30 Minuten hui, zwei Minuten pfui.“
Die abgeklärten Serben hatten eiskalt die unverhoffte Chance genutzt, ausgeglichen und sich ins Fünfmeterwerfen gerettet. „Das Spiel war auf unserer Seite vor den letzten zwei Minuten“, sagte Eidner, „und dann hauen wir uns so selber ins Gesicht, brechen uns das Genick und verlieren das am Ende im Fünfmeterschießen.“
Alle Schützen trafen - nur Lucas Gelen nicht
Schenkel, der zuvor 13 Paraden gesammelt hatte, konnte keinen serbischen Wurf im Shootout parieren, gleich den ersten deutschen Wurf hatte Lucas Gielen versemmelt. Danach trafen alle Schützen, leider auch alle Serben. „Wir sind zweimal mit zwei Toren weg, stecken nicht auf. Aber dann sind wir einfach, auf gut Deutsch gesagt, zu blöd“, gab Schenkel zu, „es ist einfach sauärgerlich. Wir wollten zeigen, dass wir um Platz fünf spielen können.“



Das deutsche Team hatte bei dem ersten Weltmeisterschaftsauftritt seit 2013 ganz starke Spiele hingelegt. Schon bei der knappen Niederlage gegen den Olympiadritten Italien (7:8) und beim Viertelfinalaus gegen Kroatien spielte Deutschland auf Augenhöhe mit den internationalen Schwergewichten des Wasserballs.
Deutschland trifft auf Griechenland
Die Serben, die bei dieser WM in Südkorea nicht in Bestbesetzung angetreten sind, wären zu knacken gewesen. Am Samstag (7 Uhr deutscher Zeit) spielt Deutschland gegen Griechenland, das 8:9 gegen Australien verlor, um den siebten und achten Platz.
Im Finale stehen Spanien, das Titelverteidiger Kroatien mit 6:5 ausschaltete, und Italien, das 12:10 gegen Ungarn gewann.