12. August 2021 / 22:03 Uhr

Weniger Superstars, horrende Schulden und noch mehr Probleme: La Liga startet mit Sorgen ins "Jahr 1 nach Messi"

Weniger Superstars, horrende Schulden und noch mehr Probleme: La Liga startet mit Sorgen ins "Jahr 1 nach Messi"

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Die La Liga steht vor einer schweren Saison nach dem Abgang von Lionel Messi.
Die La Liga steht vor einer schweren Saison nach dem Abgang von Lionel Messi. © Getty Images (Montage)
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Die Schwächung des Top-Klubs FC Barcelona durch Messis Weggang erfreut sicher die Konkurrenz - sollte man meinen. Denkste! Vor dem Liga-Start blicken nicht nur die Katalanen in eine düstere Zukunft ohne Superstars, mit horrenden Schulden und vielen Problemen.

Gerard Moreno ist wohl derjenige, der in Spanien am meisten vom Weggang von Superstar Lionel Messi profitieren könnte. Der Nationalstürmer von Europa-League-Sieger FC Villarreal wurde vergangene Saison mit 23 Treffern nur deshalb nicht Torschützenkönig der Primera División, weil Messi (mal wieder) noch häufiger zugeschlagen hatte - und sich zum achten Mal den "Pichichi"-Titel holte. Nun darf Moreno mehr denn je auf die Krone hoffen, weil Messi nach 17 Erstligajahren den FC Barcelona verließ und ins Ausland zu Paris Saint-Germain wechselte - doch der 29-Jährige ist vor dem Liga-Start an diesem Freitag alles andere als glücklich.

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Nach dem Weggang des Argentiniers gebe es nichts zu feiern, sagte er. "Wir alle verlieren, nicht nur der FC Barcelona", betonte Moreno, am Mittwochabend beim verlorenen Supercup-Spiel gegen den FC Chelsea Schütze des 1:1 für Villarreal. Die Fachzeitung AS schrieb, der Start in die 91. Saison der Ersten Liga werde von "bedrückenden Gefühlen" begleitet. Trauerstimmung herrscht ob des Abschieds des letzten wirklich großen Stars nicht nur in der Fußball-Szene. Tennis-König Rafael Nadal machte aus seiner Wehmut keinen Hehl. "Es wird sehr traurig sein, Messi nicht mehr jedes Wochenende genießen zu können." Wichtiges Detail: Nadal ist kein Barça-Fan, sondern Anhänger von Erzrivale Real Madrid.

Die "Galaktiker" bei Real Madrid

Die Primera División galt noch vor wenigen Jahren als die stärkste und auch attraktivste Liga der Welt. Zeitweilig hatte sie mit Cristiano Ronaldo, Neymar und Messi - neben anderen "gesprächswertigen" Stars wie Zlatan Ibrahimovic, Mesut Özil & Co. - die drei namhaftesten Kicker. Davor war die Zeit der Real-"Galaktiker" um David Beckham, Brasiliens Ronaldo, Luis Figo und Zinedine Zidane plus Ronaldinho, Samuel Eto'o und viele mehr. Dass nun neben Messi auch der ehemalige Real-Kapitän Sergio Ramos nach Paris umzog, macht den mit den Abgängen von Neymar (2017) und Cristiano Ronaldo (2018) begonnenen Niedergang komplett.

Dass es sportlich bergab geht, zeigen schon wenige Fakten. Zum Beispiel diese: Nachdem spanische Klubs zwischen 2014 und 2018 fünf Mal in Serie die Champions League gewannen, schaffte man es in den vergangenen drei Jahren nicht einmal ins Finale. Auch finanziell sieht es infolge von sportlicher Malaise, Misswirtschaft und Pandemie düster aus. Allein Barça hat Schulden von insgesamt ca. 1,2 Milliarden Euro. Eine Consulting-Firma schätzt, dass die Klub-Einnahmen ohne Messi um 171 Millionen Euro pro Jahr zurückgehen werden. Die Einbußen von La Liga dürften um ein Vielfaches höher liegen, denn in wichtigen Märkten wie China oder den USA dürfte das Interesse an Spielen wie Deportivo Alavés gegen Real am Samstag oder Barcelona gegen San Sebastián am Sonntag weiter sinken.

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La Liga deutlich hinter den anderen Top-Ligen

Dass die Klubs kein Geld haben, zeigt auch ein Bericht der Zeitung El País: Demnach haben alle La-Liga-Vereine in diesem Sommer nur 127 Millionen Euro für Verstärkungen ausgegeben. Damit liegt man deutlich hinter der englischen Premier League (935 Mio), der italienischen Serie A (373), der Bundesliga (318) und sogar hinter der französischen Ligue 1 (287), obwohl PSG für Messi und auch für Ramos keinen Cent ausgeben musste. Stichwort Misswirtschaft: Im Sommer 2019 shoppte La Liga trotz hoher Schulden noch für 1,5 Milliarden.

Liga-Boss Javier Tebas ist sich der bedrohlichen Lage bewusst und erreichte deshalb mit einem Investor aus Luxemburg ein umstrittenes Abkommen, das am Donnerstag von den Klubs der 1. und 2. Liga mit 38 zu 4 Stimmen gebilligt wurde, darunter auch von Titelverteidiger Atlético Madrid. Der ehemalige Formel-1-Besitzer CVC wird für knapp 2,7 Milliarden Euro einen Anteil von 10,95 Prozent am spanischen Profifußball für die nächsten 50 Jahre übernehmen.

Barcelona und Real stimmten derweil mit zwei weiteren Klubs dagegen. Die Königlichen hatten sogar rechtliche Schritte zur Verhinderung des Deals angedroht. Aufgrund einer laut Medien kurz vor der Abstimmung erreichten Kompromisslösung wird es aber wohl keinen Streit geben: Die beiden Topckubs bleiben demnach vom Deal unberührt. Sie bekommen kein Geld, treten aber auch keine Rechte ab. Verwunderlich? Keinesfalls. Die beiden Großclubs setzten trotz des Widerstandes der UEFA und vieler Fans weiterhin auf die Gründung der umstrittenen Superliga, die die Zweiklassengesellschaft im Fußball weiter zementieren würde. Zoff und neue Probleme sind also programmiert.

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