Als Adrijana Mori im Sommer vorigen Jahres zum 1. FFC Turbine Potsdam kam, hatte der damalige Cheftrainer Matthias Rudolph mit der jungen Slowenin einen klaren Plan. Die „technisch sehr starke und robuste Offensivkraft“, wie Rudolph schwärmte, sollte auf lange Sicht zur Sturm-Nachfolgerin von Svenja Huth aufgebaut werden, die gerade zum VfL Wolfsburg abgewandert war. Doch für Adrijana Mori – wie auch für Rudolph – kam vieles anders als geplant.
Adrijana Mori braucht noch Zeit
Am Freitagabend (19.15 Uhr/Eurosport) ist Turbines Ex-Kapitänin Huth mit dem amtierenden Deutschen Meister wieder als Gegnerin im leeren Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast. Potsdams Sturmhoffnung aus Slowenien hingegen wartet immer noch auf ihren ersten Bundesliga-Einsatz. Und der Trainer heißt auch nicht mehr Matthias Rudolph, sondern Sofian Chahed. Dieser schätzt die Stärken der 20-Jährigen nicht minder als sein Vorgänger: „Sie ist technisch sehr versiert“, schwärmt er. Dass Mori über ein Jahr warten musste, um diese Qualitäten auch im Turbine-Trikot zeigen zu können, hängt mit einem Kreuzbandriss zusammen, den sie sich im Juli 2019 beim Testspiel gegen den FC Rosengard zugezogen hatte. „Das war hart“, sagt sie heute. „Ich war zum ersten Mal ins Ausland gewechselt, ohne Freunde und Familie, und dann konnte ich nicht lange bei der Mannschaft sein, weil ich mein Reha-Programm absolvieren musste.“
Am vergangenen Sonnabend, im DFB-Pokal-Zweitrundenspiel beim Magdeburger FFC (8:0), hatte Adrijana Moris Leidenszeit ein Ende. Eine Viertelstunde Spielzeit bekam die Angreiferin, erzielte in der Schlussminute den Treffer zum Endstand. „Das war unglaublich. Ich habe über ein Jahr auf diese Möglichkeit gewartet“, sagt sie. „Es wird noch eine Weile dauern, bis sie bei 100 Prozent ist. Ihr Einsatz im Pokal war aber eine erste Belohnung für ihr Engagement im Training“, erklärt Chahed.
In Bildern: Turbine Potsdam gewinnt mit 8:0 beim Magdeburger FFC.
Auch die Studentin, die zuvor bereits für die Turbine-Reserve in der 2. Liga zu einem Einsatz gekommen war, weiß, dass sie Geduld haben muss. Aber ein paar Minuten am Freitag unter Flutlicht gegen den Doublesieger aus Wolfsburg – das wär’s. „Ich freue mich jetzt so richtig auf die Bundesliga“, sagt Mori nach ihrem ersten Kurzeinsatz. Das Duell zwischen dem sechsfachen Meister aus Potsdam und den „Wölfinnen“ ist ein Spitzenspiel wie lange nicht mehr. Der Dritte empfängt den Zweiten, nur drei Zähler trennen beide Teams. „Wolfsburg ist ein großes Team mit vielen sehr guten Spielerinnen – aber wir werden keine Angst haben“, sagt die Slowenin.
Das hat Trainer Chahed seinen Spielerinnen vor der Partie eingeimpft. „Wir wollen mutig spielen“, sagt der Coach. Der VfL sei nach wie vor ein Spitzenteam, „aber ich glaube, dass Bayern in diesem Jahr bessere Karten auf die Meisterschaft hat“, so Chahed. Abgänge wie der von Top-Torjägerin Pernille Harder kurz vor dem Saisonstart, haben auch dem Serienmeister der letzten Jahre zugesetzt. Auch Verletzungen warfen das Team von Coach Stephan Lerch zurück: Ex-Turbine Pauline Bremer laboriert an einem Kreuzbandriss. Auch Ewa Pajor und Kapitänin Alexandra Popp werden weiterhin ausfallen. Fridolina Rolfö könnte hingegen zurückkehren. Trotzdem: Das Duell in Potsdam werde "kein Spaziergang" werden, weiß Lerch.
Länderspielreisen in Corona-Zeiten: "Risiko zu groß"
Auf Turbine-Seite steht Torhüterin Vanessa Fischer nach einer leichten Blessur wieder zur Verfügung. Die coronainfizierten slowenischen Nationalspielerinnen Sara Agrez und Zala Mersnik werden wohl noch mindestens über das Wochenende in Quarantäne bleiben müssen. Adrijana Mori zählte wegen ihrer frisch auskurierten Verletzung noch nicht wieder zum Auswahlteam. Überhaupt findet sie, dass Länderspielreisen in der aktuellen Zeit wenig Sinn machen. „Das Risiko ist einfach zu groß", so Mori. Ihr Trainer Sofian Chahed ist froh, dass die beiden betroffenen Spielerinnen nur leichte Symptome und nach ihrer Rückkehr von der Nationalmannschaft keinen Kontakt zu Turbine-Teamkolleginnen hatten. Auch er zweifelt am Nutzen solcher Länderspiele in Pandemie-Zeiten. Immerhin: Die Fifa habe es den Vereinen jetzt freigestellt, ob sie Spielerinnen für Reisen in Risikogebiete abstellen. Turbine jedenfalls werde das nicht mehr tun, betont Chahed.
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