Die Fußball-Bundesliga macht Länderspielpause. Zeit, um ein bisschen durchzupusten und Zeit für ein erstes Fazit beim VfL. Nach elf Spieltagen in der Liga steht der Champions-League-Teilnehmer mit 19 Punkten auf Rang vier. Und in der Königsklasse haben die Wolfsburger nach vier Spieltagen mit fünf Punkten und Platz drei nach dem Sieg gegen Salzburg noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Alles gut? Nicht ganz! Oder wie es Sportdirektor Marcel Schäfer sagt: „Gemischte Gefühle.“
Gemischte Gefühle, weil beim VfL in den ersten Wochen viel los war. Schlechte Vorbereitung, Pokal-Aus in der ersten Runde wegen eines Wechselfehlers, dann die ersten vier Liga-Spiele gewonnen, Bundesliga-Spitzenreiter. Aber eine wirkliche Weiterentwicklung im VfL-Spiel war nicht zu erkennen. Die einst viel gelobte Defensive wackelte, das Spiel nach vorn funktionierte nicht – und die im Zusammenhang mit dem VfL-Spiel viel zitierte Intensität war ebenfalls abhandengekommen. Acht Pflichtspiele in Folge wurden nicht gewonnen, vier Liga-Partien hintereinander verloren. Es war Zeit, um die Reißleine zu ziehen. Manager Jörg Schmadtke und Schäfer taten es, Mark van Bommel musste nach dem neunten Spieltag gehen, Florian Kohfeldt übernahm und machte in seinen ersten Tagen vieles richtig, gewann seine ersten drei Spiele in Folge mit dem VfL.



Und so stehen die Niedersachsen in der Liga in der letzten Länderspielpause des Jahres gut da. „Ja, das stimmt“, mag Schäfer nicht widersprechen. „Aber wenn man die bisherige Saison mal Revue passieren lässt, hätte es der eine oder andere Punkt mehr sein können, vielleicht sogar müssen.“ Schäfer will das nicht als Nachtreten an van Bommel verstanden wissen, wenn er betont: „Es ist nicht immer entscheidend, wie man in der Tabelle da steht, sondern wichtig ist die Art und Weise, wie man auftritt. Und da muss man sagen, dass unsere Tugenden, die wir uns hier auf die Fahnen geschrieben haben, für einen gewissen Zeitraum leider abhandengekommen sind. Wir definieren uns über Arbeit und Entwicklung – das müssen wir leben.“
So, wie in den vergangenen drei Partien. Schäfer weiter: „Im Moment sind wir wieder auf der richtigen Fahrbahn.“ Allerdings lässt der einst so ehrgeizige Meisterspieler des Klubs auch gleich ein Aber folgen: „Sollten wir nur ein paar Prozentpunkte nachlassen, wird es nicht mehr reichen. Dann wird es schwer, unsere Saisonziele zu erreichen. Wir müssen wissen: Es geht zum einen nur zusammen und wir müssen wissen, dass wir immer an unsere Grenzen gehen müssen!“
Erfreulich: Mit Lukas Nmecha hat sich ein Neuzugang in den Blickpunkt gespielt. Der Stürmer, mit sechs Pflichtspiel-Toren bester Wolfsburger Angreifer, wurde gerade erstmals für das DFB-Team nominiert. Sein Bruder Felix, der ebenfalls neu kam, wurde zuletzt regelmäßig eingewechselt. „Beide haben eine tolle Entwicklung genommen. Schön ist aber auch, dass jetzt Micky van de Ven gegen Augsburg sein Bundesliga-Debüt gefeiert hat und eine sehr ordentliche Leistung gezeigt ha. Und auch Aster Vranckx macht seine Sache bislang sehr gut“, so der Sportdirektor. Erfreulich: Van de Ven wurde nachträglich für die niederländische U21-Nationalmannschaft nachnominiert.
Am 20. November beginnt für die Wolfsburger der letzte Block vor der Winterpause. In der Liga heißen die Gegner Bielefeld, Dortmund, Mainz, Stuttgart, Köln und Meister Bayern; in der Champions League trifft der VfL auf Sevilla und Lille - es geht ums Überwintern in Europa. Was braucht es, um in der Liga in der Spitzengruppe bleiben zu können und in der Königsklasse weiterzukommen? Schäfer zögert nicht lange mit seiner Antwort: „Die unbedingte Gier und diesen unbedingten Willen, um Siege einfahren zu können. Denn Siege sind für uns Lebensqualität.“ Und: „Fußballerisch wollen wir immer wieder Akzente setzen können. Das will Florian zusammen mit der Mannschaft erarbeiten.“
Hoffnung bei Bornauw
Nach einer knappen Stunde musste Sebastiaan Bornauw am Samstag beim 1:0 gegen Augsburg ausgewechselt weden. Bei einer Rettungsaktion hatte sich der Innenverteidiger am rechten Fuß verletzt. Ob der Abwehrmann im nächsten Spiel in Bielefeld auflaufen kann? Offen! VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer zeigt sich vorsichtig optimistisch, sagt: "Wir müssen jetzt erst einmal abwarten. Aber ich denke, er kann dabei sein, weil er einfach einer ist, der auf die Zähne beißt.“ Doch zunächst einmal werde der Ex-Kölner aus dem Training genommen, um den lädierten rechten Fuß schonen zu können.
Bornauw hatte sich vor der Partie gegen den FCA mit einer Kapselverletzung herum geplagt, konnte dann aber doch den gesperrten Maxence Lacroix (sah in Leverkusen Rot, zwei Spiele Sperre) ersetzen. "Es war nicht so, dass Seb komplett schmerzfrei ins Spiel gegangen ist", hatte Trainer Florian Kohfeldt nach dem 1:0-Sieg über den Belgier gesagt. "Er hat sich zur Verfügung gestellt, weil wir mit Maxence schon einen Innenverteidiger nicht zur Verfügung hatten. Das nötigt mir Respekt ab und zeigt seinen Charakter."
Der VfL muss in Bielefeld noch einmal auf Lacroix verzichten. Sollte es für Bornauw nicht reichen, könnte Youngster Micky van de Ven zu seinem ersten Startelf-Einsatz kommen. Der Neuzugang vom FC Volendam hatte gegen Augsburg seine Bundesliga-Premiere feiern dürfen, er war für Bornauw eingewechselt worden.
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