Freitagabend treten die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg bei Bayer Leverkusen an, neben dem Platz wird es dann ein Wiedersehen geben – mit Isabel Kerschowski. Zum Saisonende 2018 war sie vom VfL nach Leverkusen zurückgekehrt, dem Verein, von dem sie 2014/15 zum VfL gekommen war. Kaum in Leverkusen angekommen, dann der herbe Rückschlag: Kreuzbandriss im linken Knie – gleich im dritten Spiel.
Da sich die Heilung zunächst verzögerte, fällt die 31-Jährige nun schon seit über einem Jahr aus, konnte ihre Mannschaft nur von der Seitenlinie aus unterstützen. „Es war insgesamt eine lange Leidenszeit. Ich hatte irgendwann einfach keine Kraft mehr, auch der Wille wurde schwächer. Es kam viel zusammen und alles hat zu lange gedauert. Da bin ich meiner Frau Jeanny und meiner Familie sehr dankbar. Ohne deren Unterstützung hätte ich es nicht geschafft.“
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Jetzt aber sei alles auf bestem Wege. Seit vier Wochen ist die Ex-VfLerin wieder fit. „Ich bin komplett im Mannschaftstraining dabei“, sagt sie, „individuell mache ich natürlich dazu noch ein bisschen Krafttraining. Mein Ziel ist es, im Februar gleich die ersten Spiele nach der Winterpause wieder mitzunehmen.“
Das Team kann ihre Erfahrung im Abstiegskampf brauchen. Kerschowski kommt auf 21 A-Länderspiele und 279 Bundesliga-Partien. Während ihrer Zeit beim VfL holte die Mittelfeldspielerin zweimal das Double und schaffte die Rückkehr ins Nationalteam, 2016 holte die gebürtige Berlinerin mit der DFB-Auswahl in Rio Olympia-Gold. Damit ist sie eine von nur acht Sportlern und Sportlerinnen in der Geschichte der Olympischen Spiele, die Gold für Wolfsburg holten.
„Fußballerisch hat mich die Zeit beim VfL sehr weitergebracht, da bin ich dem Verein auch dankbar. Dort konnte ich Champions League spielen, früher in Potsdam habe ich zwar auch schon Champions League gespielt, aber das Niveau ist mittlerweile ein anderes.“
Mit einigen der ehemaligen VfL-Team-Kolleginnen und Mitgliedern des Betreuerstabs ist Kerschowski auch noch in regelmäßigem Kontakt, kennt Babett Peter (ebenfalls Ex-VfLerin) bereits aus der Zeit in Potsdam, wo beide sechs Jahre zusammenspielten. „,Babs’ ist mir sehr wichtig“, sagt sie, und „mit einer Es-Mitspielerin habe ich mich sogar letztens erst in Wolfsburg zum Tätowieren getroffen“. Auf ein Wiedersehen mit ihrem Ex-Team freut sich Kerschowski deshalb sehr: „Wir werden uns wahrscheinlich alle erst einmal umarmen.“
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Dass der VfL in dem Flutlicht-Spiel Favorit ist, versteht sich von selbst. Kerschowski ehrlich: „Ich denke, drei Punkte werden wir nicht einplanen können. Wir möchten uns aber dennoch gut präsentieren.“ Insgesamt sieht Kerschowski ihr Team jedoch auf einem guten Weg. „Ich sehe uns als Team gereift, wir sind stark gestartet, das hat man ja gegen Bayern gesehen.“ In der Tat: Beim Vizemeister und VfL-Rivalen hatte Bayer einen sensationellen 2:1-Sieg gefeiert.
Ansonsten aber, so Kerschowski, sei in den letzten Liga-Spielen auch viel Pech dabei gewesen. So musste Leverkusen etwa wichtige Punkte beim engen Spiel in Potsdam (0:1) Ende Oktober liegen lassen. Und am vergangenen Wochenende gab’s ein 3:4 gegen den Keller-Konkurrenten und Nachbarn 1. FC Köln, als Neunter liegt Bayer drei Punkte vor den Abstiegsrängen. In der Vorsaison war es ein langer Abstiegskampf, als Zehnter blieb Leverkusen gerade so drin. „Aber jetzt“, ist Kerschowski sicher, „sind wir eine klar bessere Mannschaft geworden.“



