Es gibt gute Gründe, sich vom Fußball abzuwenden. Viele Fans stören sich an der WM in Katar, der FIFA, dem Verkauf traditionsreicher Vereine an Investoren, dem Umstand, dass eine Kaste reicher Klubs immer reicher wird, was wiederum zum Verfall des Wettbewerbs führt. Gerade aus deutscher Sicht wirkt es so, als wäre der Fußball nie weiter weg gewesen von seinem Publikum als im Moment.
Es gibt allerdings Geschichten, die zeigen, welche Faszination der Fußball hat, und eine dieser Geschichten ist bei der WM zu beobachten: Der Halbfinaleinzug Marokkos ist eine Sensation, er ist ein Sieg über die Erwartbarkeit und verkörpert die Grundidee, dass jeder jeden schlagen kann.
Marokkos Triumphzug hat viele Helden, Torwart Yassine Bounou zum Beispiel, genannt Bono, Stürmer Youssef En-Nesyri, Schütze des entscheidenden Treffers im Viertelfinale gegen Portugal, oder Trainer Walid Regragui, der seinen Job keine drei Monate vor der WM angetreten hat. Es sind Helden, die der Welt nicht bekannt waren. Ihre Geschichten sind interessanter als die alten Erzählungen zu Messi, Ronaldo und Neymar.
Marokko ist nun das erste Team aus Afrika und dem arabischen Raum in einem WM-Halbfinale – eine Tatsache, die zu begrüßen ist. Und die marokkanischen Fans in Katar garantieren, dass die Partie gegen Frankreich eine feurige Angelegenheit wird. Anders als beispielsweise die Duelle zwischen europäischen Teams bei der WM, bei denen es oft bemerkenswert leise war im Stadion. Es wäre somit ein Fehler, die Franzosen schon im Finale zu sehen. Denn manchmal gilt es noch, dass der Fußball mit Überraschungen aufwartet. Marokko ist der Beweis.
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