Die Weltmeisterschaft in Katar ist nach dem denkwürdigen Finale zwischen Argentinien und Frankreich (4:2 im Elfmeterschießen) beendet. Es war ohne Zweifel das umstrittenste Turnier in der 92-jährigen WM-Geschichte – zuvorderst wegen der problematischen Menschenrechtslage im Gastgeberland, der in so mancher Hinsicht fragwürdigen Haltung der FIFA und der ersten Austragung einer WM im Winter. Auch sportlich war vieles anders: Italien war gar nicht dabei, Mitfavoriten wie Deutschland, Spanien, Brasilien oder England schieden vergleichsweise früh aus und mit Marokko schaffte es erstmals ein Team vom afrikanischen Kontinent in ein WM-Halbfinale. Nicht geändert hat sich ein Fakt: Schon immer ist die WM eine Bühne, auf der Stars geboren werden – und auf der sich bereits große Namen des Fußballs endgültig unsterblich machen können.
Der SPORTBUZZER, das Sportportal des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), wirft deshalb einen Blick auf die elf Spieler, die ganz besonders auf sich aufmerksam machen konnten. Dass so eine Auswahl angesichts von weit über 800 Spielern, die bei diesem Turnier den Sprung in die Kader schafften, stets eine subjektive ist, liegt auf der Hand. Auch, dass einige Spieler, die eine maßgebliche Rolle gespielt haben, den Sprung in die Top-Elf nicht geschafft haben. Dazu zählen beispielsweise Frankreichs Abwehrchef Raphael Varane sowie mit Antoine Griezmann einer der Top-Vorlagengeber. Auch Brasiliens Offensivstars um Richarlison und Vinicius Junior oder der argentinische Shootingstar Enzo Fernández, der von der FIFA als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, haben es nicht in die SPORTBUZZER-Topelf geschafft. Sie seien an dieser Stelle dennoch lobend erwähnt.
Tor: Dominik Livakovic (Kroatien)
Vor vier Jahren war der Torhüter noch Ersatzmann, seit 2019 ist er die Nummer eins des WM-Dritten – auch wenn er erst bei diesem Turnier seine Klasse so richtig unter Beweis stellte. Der 27-Jährige, der in der Heimat bei Dinamo Zagreb spielt, machte als Elfmeter-Killer im Achtelfinale gegen Japan und im Viertelfinale gegen Brasilien Schlagzeilen. Im Halbfinale verließ ihn das Fortune, als er Lionel Messi foulte; dessen Strafstoß-Tor war der Anfang vom Ende der Finalträume. Dennoch spielte Livakovic eine Top-WM - der Lohn könnte ein Transfer zu einem Topklub sein. Nicht zuletzt der FC Bayern soll ein Auge auf den Schlussmann geworfen haben.
Abwehr rechts: Achraf Hakimi (Marokko)
Der frühere Dortmund-Profi gehörte zu den auffälligsten Spielern bei den "Atlas-Löwen", die bis ins Halbfinale marschierten. Dort lieferte sich der 24-Jährige ein Privatduell mit seinem PSG-Kumpel Kylian Mbappé, den er nicht komplett aus dem Spiel nehmen konnte, aber mit eigenen offensiven Vorstößen immer wieder ärgerte. Emotional war für Hakimi auch das Achtelfinale gegen Spanien. Der in Madrid geborene Hakimi, der selbst einen spanischen Pass hat, verwandelte im Elfmeterschießen den entscheidenden Versuch – mit einem frechen "Panenka". Nach dem verlorenen Spiel um Platz drei gab Hakimi allerdings keine gute Figur ab. Laut Berichten soll er FIFA-Präsident Gianni Infantino im Kabinengang wegen der Leistung des katarischen Schiedsrichters beschimpft haben, entschuldigte sich später dafür.
Innenverteidiger: Nicolás Otamendi (Argentinien)
Die beinharte Defensivabteilung der Albiceleste wird seit vielen Jahren von Otamendi organisiert – auch bei dieser WM wieder mit großem Erfolg. Dass die Argentinier auf dem Weg ins Endspiel weniger Schüsse zuließen als jede andere Mannschaft des Turniers, war auch das Verdienst des mittlerweile 34 Jahre alten Abwehrchefs von Benfica Lissabon, der schon 2010 und 2018 im WM-Kader der Südamerikaner stand und im Finale sein 100. Länderspiel absolvierte.
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Innenverteidiger: Josko Gvardiol (Kroatien)
Die vielleicht größte WM-Entdeckung war der erst 20 Jahre alte Profi von RB Leipzig, der als technisch beschlagener und gleichsam kompromissloser Verteidiger von sich reden machte. Gvardiol, der das Turnier wegen einer Gesichtsverletzung, die er sich im Bundesliga-Spiel gegen Freiburg (3:1) zuzog, mit einer schwarzen Maske bestritt, etablierte sich nicht nur nach Meinung von Kroatiens Trainer Zlatko Dalic in der absoluten Weltspitze der Innenverteidiger. Für RB wird er perspektivisch kaum zu halten sein – angesichts von Summen jenseits der 100 Millionen Euro, die bereits gehandelt werden...
Abwehr links: Theo Hernández (Frankreich)
Der Linksverteidiger von der AC Mailand "profitierte" von einer schweren Verletzung eines Mitspielers. Als sein älterer Bruder Lucas Hernández beim Auftaktspiel der Franzosen gegen Australien (4:1) mit einem Kreuzbandriss passen musste, rutschte Theo in die Mannschaft. Seinen Platz auf der linken Abwehrseite der Equipe Tricolore gab der 25-Jährige nicht mehr her. Hernández, der beim Titelgewinn vor vier Jahren noch nicht zum Aufgebot gehörte, schaltete sich auf dem Weg ins Finale immer wieder auch offensiv ein – und belohnte sich mit dem Führungstor im Halbfinale gegen Marokko (2:0). Im Finale trug er mit einem wuchtigen Auftritt dazu bei, dass seine Mannschaft nicht komplett unterging.
Defensives Mittelfeld: Sofyan Amrabat (Marokko)
Der wahrscheinlich überragende Mann im Mittelfeld der Nordafrikaner war nicht etwa Kapitän Hakim Ziyech – sondern "Abräumer" Sofyan Amrabat. Den kahlköpfigen Italien-Legionär von der AC Florenz nur als Spielzerstörer zu sehen, wäre jedoch falsch. Schließlich war Amrabat, dessen älterer Bruder Nordin in Italien, den Niederlanden und England aktiv war, auch als Aufbauspieler gefragt und konnte sich somit als eine Art "Architekt" der vielfältigen und quirligen marokkanischen Angriffe begreifen.
Zentrales Mittelfeld: Jude Bellingham (England)
Auch wenn es für die Briten erneut nicht für den ganz großen Wurf reichte, bewies der BVB-Profi auf der großen Bühne, dass er zu den größten Talenten im Weltfußball zählt. Bellingham war im englischen Spiel überall – als Zweikampf-Bollwerk, Dauerläufer und emotionaler Antreiber des englischen Spiels. Bittere Tränen vergoss der Mittelfeldmann nach dem 1:2 im Viertelfinale gegen Frankreich. Was ihn trösten sollte: Mit seinen 19 Jahren hat er noch eine lange Karriere vor sich – und ohne jeden Zweifel auch eine große.
Zentrales Mittelfeld: Luka Modric (Kroatien)
Wie schon beim Vize-Titel 2018 war Luka Modric auch in Katar einer der Top-Spieler der Kroaten. Unaufgeregt, mit einer enormen Übersicht und großartigen Pässen führte der 37-Jährige Kroatien sensationell erneut aufs WM-Podium. Die Bronzemedaille ist auch der Verdienst des Mittelfeldspielers von Real Madrid – da waren sich alle Mitspieler nach dem 2:1-Sieg im Spiel um Platz drei gegen Marokko einig. "Wir können nur dankbar zu Gott sein, dass er Kroate ist", sagte Mateo Kovacic. Und die Kroatien-Ikone ist noch lange nicht satt: Kurz nach dem Platzierungsspiel kündigte Modric die Fortsetzung seiner Nationalmannschafts-Karriere an.
Angriff: Lionel Messi (Argentinien)
Was soll man zu Lionel Messi noch sagen? Der Argentinier hat dem Turnier bei seiner letzten WM-Chance komplett seinen Stempel aufgedrückt. Angetrieben vom großen Willen, im fünften Anlauf endlich den Titel zu gewinnen, gelang dem 35-Jährigen in Katar Großes. Mit fünf Treffern und drei Torvorlagen führte die lebende Legende Argentinien fast aus eigener Kraft ins Endspiel gegen Frankreich. Im Finale glänzte Messi schließlich mit zwei weiteren Treffern und zementierte seinen Status als einer der besten Fußballer der Geschichte. Eine Fußball-WM ohne ihn ist nur schwer vorstellbar, wird aber 2026 Realität. Auch wenn Messi seine Argentinien-Karriere nach dem WM-Titel und zahlreichen Rekorden fortsetzt, schloss er aus, nochmal bei einer WM aktiv zu sein.
Lionel Messi: Die Meilensteine seiner Karriere
Angriff: Kylian Mbappé (Frankreich)
Im Alter von 19 Jahren krönte sich Kylian Mbappé 2018 in Russland das erste Mal zum Weltmeister und wurde zum besten jungen Spieler des Turniers gewählt. In den vier Jahren seit seinem ersten Titel entwickelte sich der Außenstürmer zu einer globalen Ikone. In Katar stellte Mbappé sein Können einmal mehr unter Beweis. Auch dank seiner ungeheuren Schnelligkeit, mit der er fast jedem Gegenspieler davon lief, kam der PSG-Star am Ende auf acht Treffer und wurde Torschützenkönig.
Angriff: Julian Alvarez (Argentinien)
Der 22 Jahre alte Stürmer von Manchester City erwies sich bei der WM als kongenialer Partner von Superstar Lionel Messi. Mit vier Treffern und einer Vorlage stand er dabei nicht bloß im Schatten von Messi, sondern hatte selbst auch entscheidenden Anteil am Triumph der Albiceleste im Finale gegen Frankreich. Im zweiten Gruppenspiel gegen Polen (2:0) erzielte Alvarez sein erstes Turniertor und war fortan nicht mehr wegzudenken aus der argentinischen Startelf. Es folgte ein weiterer Treffer im Achtelfinale gegen Australien (2:1) sowie ein Doppelpack im Halbfinale gegen Kroatien (3:0).
Die Elf auf einen Blick
(Marktwerte in Euro. Quelle: transfermarkt.de)
Dominik Livakovic (27, Kroatien/Dinamo Zagreb, 8,5 Mio.)
Achraf Hakimi (24, Marokko/Paris Saint-Germain, 65 Mio.)
Nicolás Otamendi (34, Argentinien/Benfica Lissabon, 3 Mio.)
Josko Gvardiol (20, Kroatien/RB Leipzig, 60 Mio.)
Theo Hernández (25, Frankreich/AC Mailand, 55 Mio.)
Sofyan Amrabat (26, Marokko/AC Florenz, 10 Mio.)
Jude Bellingham (19, England/Borussia Dortmund, 100 Mio.)
Luka Modric (37, Kroatien/Real Madrid, 10 Mio.)
Lionel Messi (35, Argentinien/Paris Saint-Germain, 50 Mio.)
Kylian Mbappé (23, Frankreich/Paris Saint-Germain, 160 Mio.)
Julian Alvarez (36, Argentinien/Manchester City, 32 Mio.)
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