Die deutsche Nationalmannschaft hat einen bitteren Start in die Weltmeisterschaft in Katar erlebt. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick gab zum Auftakt eine Führung gegen Japan aus der Hand und musste sich dem Außenseiter am Ende mit 1:2 (1:0) geschlagen geben. Damit steht die DFB-Auswahl vor ihrem zweiten Gruppenspiel am kommenden Sonntag (20 Uhr/ZDF und Magenta TV) gegen Angstgegner Spanien schon gehörig unter Druck, wenn der Einzug ins Achtelfinale noch gelingen soll. Ilkay Gündogan hatte vor der Pause das 1:0 per Foulelfmeter erzielt (33.). Nach zahlreichen ausgelassenen Chancen schlugen dann die Japaner zurück und kamen durch Treffer der beiden Bundesliga-Profis Ritsu Doan (76.) und Takuma Asano (83.) zum Sieg.
Der Nachmittag im Khalifa International Stadium begann aus deutscher Sicht symbolträchtig. Unmittelbar vor dem Anpfiff hielten sich Manuel Neuer & Co. beim Mannschaftsfoto den Mund zu und protestierten damit gegen das faktische Verbot der "One Love"-Binde durch die FIFA. "Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht", hieß es in einem Tweet des DFB: "Menschenrechte sind nicht verhandelbar." Der Weltverband hatte im Falle eines Tragens der Binde, die unter anderem für Diversität und Toleranz steht, eine Gelbe Karte für den Kapitän und weitere mögliche Sanktionen angekündigt. Ein Thema, das den DFB seit Montag auf Trab hielt.
Mit Beginn des Spiels stand dann zum ersten Mal wieder das sportliche Auftreten der Nationalmannschaft im Fokus. Flick ging mit einer zumindest in Teilen für manchen Beobachter unerwarteten Startelf ins Spiel. So fehlte Leon Goretzka in der Anfangsformation gegen Japan. Statt des Bayern-Profis begann Gündogan in der Mittelfeldzentrale neben Joshua Kimmich. Niklas Süle durfte wie zuletzt bei Borussia Dortmund als Rechtsverteidiger ran. Für Thilo Kehrer war damit kein Platz. In der Innenverteidigung setzte der Bundestrainer auf das Duo Antonio Rüdiger und Nico Schlotterbeck. Während der verletzte Leroy Sané fehlte, stand Thomas Müller in Flicks erster Elf.
Der Routinier und seine Teamkollegen erwischten einen nervösen Start und hatten in den Anfangsminuten durchaus Probleme mit dem engagiert auftretenden Gegner. Die Folge: Ein früher Schock. Nach acht Minuten zappelte der Ball hinter Neuer im Tor. Dann das Aufatmen – Daizen Maeda stand bei seinem Treffer im Abseits und das Tor wurde von Schiedsrichter Ivan Barton aus El Salvador zurückgepfiffen. Die deutsche Mannschaft schüttelte sich kurz und fand allmählich in ihren Rhythmus. Rüdiger hatte die erste Chance. Sein Kopfball segelte aber am Kasten vorbei (17.). Kurz darauf scheiterte Kimmich an Shuichi Gonda in Japans Tor (21.). Ähnlich erging es Gündogan (28.).
Nach gut einer halben Stunde hatte sich die DFB-Elf dann genug an den ersten Treffer herangetastet und konnte die Ernte einfahren. Kimmich setzte David Raum mit einem sehenswerten Chip in Szene. Der Leipziger schien seine gute Abschlussposition fast schon ungenutzt zu lassen, als er von Gonda zu Fall gebracht wurde. Barton zeigte auf den Punkt, Gündogan schnappte sich den Ball und verwandelte sicher. Die deutsche Mannschaft blieb dran und jubelte vor der Pause noch ein zweites Mal. Kai Havertz stand jedoch im Abseits, als er den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte (45.+4).
Auch nach dem Seitenwechsel drängte Flicks Team auf das 2:0. Gnabrys Schuss touchierte das Lattenkreuz (47.), Jamal Musiala zauberte sich mit einem bärenstarken Dribbling zu einer Großchance (51.), Gündogan traf den Außenpfosten (60.). Die ausgelassenen Chancen hielten Japan weiter im Spiel, die Asiaten witterten weiter ihre Chance und suchten ebenfalls den Weg nach vorn. Die weitaus besseren Möglichkeiten hatte aber die deutsche Mannschaft. Bei einer Doppelchance durch den für Müller eingewechselten Jonas Hofmann und Gnabry stand jeweils Gonda im Weg. Der Schlussmann entschärfte Sekunden später auch einen Kopfball Gnabrys (70.).
Ein Chancenwucher, der sich rächen sollte. Mit einer Weltklasse-Parade gegen Junya Ito bewahrte Neuer seine Kollegen zwar zunächst vor dem Ausgleich (73.), kurz darauf war aber auch der Kapitän machtlos. Eine Hereingabe von Takumi Minamino lenkte der Keeper in die Mitte ab, wo der Freiburger Bundesliga-Profi Doan goldrichtig stand und zum 1:1 abschloss. Flick reagierte. Er brachte Niclas Füllkrug und Mario Götze für Havertz und Musiala (79.). Das entscheidende Tor erzielte aber der Gegner. Dieses Mal war es Asano vom VfL Bochum, der Neuer aus spitzem Winkel überwand.
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