13. Dezember 2022 / 14:59 Uhr

Marokko in guter Gesellschaft: Die fünf größten WM-Sensationen in der K.o.-Runde

Marokko in guter Gesellschaft: Die fünf größten WM-Sensationen in der K.o.-Runde

Sebastian Harfst
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Südkorea 2002 (l.), Bulgarien 1994 (r.) oder Uruguay 1950 zählen zu den größten WM-Sensationen.
Südkorea 2002 (l.), Bulgarien 1994 (r.) oder Uruguay 1950 zählen zu den größten WM-Sensationen. © Imago/Ulmer/AFLOSPORT/PanoramiC (Montage)
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Mit dem Einzug ins WM-Halbfinale hat Marokko bei der Weltmeisterschaft in Katar bereits Geschichte geschrieben. Folgt gegen Frankreich der nächste Coup? Der SPORTBUZZER blickt zurück auf die fünf größten Sensationen der WM-Geschichte in K.o.-Runden.

Eigentlich kann Marokko am Mittwoch (20 Uhr, ZDF und Magenta TV) im WM-Halbfinale nicht gegen Frankreich gewinnen. Das sagt zumindest der inoffizielle Vergleichsrechner des Fußballs auf dem Internetportal transfermarkt.de. Demnach sind die 26 Spieler der französischen Mannschaft gut viermal so viel wert (1,03 Milliarden Euro) wie die 26 Marokkaner (241,1 Millionen).

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Und nun? Halbfinale abschenken? Natürlich nicht. Marokko-Coach Walid Regragui verwies nach dem Viertelfinale gegen Portugal, gleichzeitig der erste Einzug eines afrikanischen Teams unter die besten vier, auf den großen Coup: "Warum sollten wir nicht davon träumen, eine WM zu gewinnen?"

Träumen darf auch Kroatien, das – obwohl Vizeweltmeister – an diesem Dienstag (20 Uhr, ARD und Magenta TV) als Außenseiter ge­gen Lionel Messis Argentinien antritt. Auch hier fällt der Marktwertvergleich deutlich aus – 645,20 Millionen Euro (Argentinien) zu 377 Millionen (Kroatien). Und trotzdem wird auch auf kroatischer Seite darauf verwiesen, dass manche Geschichten nur der Fußball schreiben kann. "Die stärkste Botschaft unseres Teams ist: Alles im Leben ist möglich", sagt Trainer Zlatko Dalic.

Er hat es mit seinem Team vorgemacht, als er es 2018 ins Finale schaffte. Und in der WM-Geschichte finden sich weitere Sensationen, die als Vorbild für Marokko und – wegen des prominenteren Personals mit Abstrichen – Kroatien dienen können. Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), blickt auf die Top 5 in der entscheidenden Turnierphase.

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Platz fünf – Bulgarien 1994

"Völlig wurscht, mit welcher Taktik Berti Vogts spielen lässt. Das deutsche Team ist stark genug", hatte Franz Beckenbauer vor dem Viertelfinale der DFB-Elf gegen Bulgarien festgestellt. Dann wird alles anders: Erst egalisiert Hristo Stoitschkov die Führung des Weltmeisters, dann gewinnt HSV-Profi Jordan Letschkov das Kopfballduell gegen Thomas Häßler – 2:1. Bulgarien steht im Halbfinale, scheitert dort 1:2 an Italien und wird nach einer 0:4-Pleite gegen das ebenfalls überraschend weit vorgerückte Schweden Vierter.

Platz vier – Südkorea 2002

Der Heimvorteil reicht 2002 nicht, um Südkoreas Halbfinaleinzug zu erklären. Immerhin haben die Asiaten bei fünf Endrunden nicht ein Spiel gewonnen. Dann besiegt das Team erst Polen und Portugal, im Achtelfinale Italien (Torschütze Ahn Jung-hwan wurde danach die Rückkehr zu seinem italienischen Verein AC Perugia verweigert) und im Viertelfinale Spanien. Erst gegen Deutschland ist im Halbfinale Schluss. Es bleibt das weiteste Vorrücken eines asiatischen Teams.

Platz drei – Deutschland 1954

Das "Wunder von Bern" mag aufgrund des international hohen Renommees von Stars wie Fritz Walter und Jupp Posipal nicht als Wunder durchgehen. Eine Überraschung bleibt das 3:2 gegen Ungarn dennoch. Immerhin haben die Ungarn zuvor vier Jahre lang kein Spiel verloren – und setzen diese Serie nach der WM zwei Jahre lang fort. Im alles entscheidenden Spiel sind allerdings Bundestrainer Sepp Herberger und seine elf Freunde cleverer.

Platz zwei – Kamerun 1990

Die Bilder, wie der 38 Jahre alte, aus der Fußballerrente zurückgeholte Roger Milla nach seinen Toren an der Eckfahne tanzt, gehen um die Welt. Angefangen hat der Höhenflug Kameruns im Eröffnungsspiel gegen Argentinien. Der Außenseiter gewinnt 1:0 gegen den von Diego Maradona angeführten Titelverteidiger. Am Ende tanzt Kamerun als erstes afrikanisches Team ins Viertelfinale. Erst die Marokkaner brechen 2022 den Afrikarekord.

Platz eins – Uruguay 1950

Ein Unentschieden hätte Brasilien vor 200.000 Zuschauern – und damit der größten Besucherzahl bei einem Fußballspiel in der Geschichte – im heimischen Maracanã für den Titel gereicht. Das 1:2, das Uruguay zum Weltmeister macht, sorgt für ein nationales Trauma. Seit dem „Maracanaço“ („Schock von Maracanã“) spielt Brasilien nicht mehr in Weiß. Uruguays Torschütze zum 2:1, Alcides Ghiggia, sagt den Satz "Nur drei Personen brachten das Maracanã zum Schweigen: Papst Johannes Paul II., Frank Sinatra und ich".

Klar ist: Am Mittwoch würde ein Siegtor Marokkos für eine weitere Sensation sorgen. Entscheiden Sie, wo Sie diese in der oben stehenden Rangliste platzieren würden. Und würde darin auch ein Sieg Kroatiens gegen Argentinien Platz finden?


Unser Autor hat sich in seiner Promotion unter anderem mit der historischen Einordnung des Wunders von Bern 1954 beschäftigt.

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