Schon im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Katar hat sich der ehemalige Augsburger und Schalker Bundesliga-Trainer Manuel Baum intensiv mit den beim Turnier im Wüstenemirat antretenden Mannschaften auseinandergesetzt. Mit einem insgesamt neunköpfigen Team von Analysten beleuchtet der 43-Jährige die taktischen Kniffe der WM-Teilnehmer aus allen erdenklichen Blickwinkeln. Beim SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), erklärt er zu den Top-Spielen des Turniers, was die Teams ausmacht, wo es haken könnte und worauf man achten sollte. Abschließend sagt Baum ein mögliches Spielszenario voraus. Heute: der Blick auf das Viertelfinale zwischen Niederlande und Argentinien (20 Uhr/ARD und Magenta TV).
Manuel Baum, ehemaliger Bundesliga-Trainer, ist während der WM für Magenta TV als Analyst und Kommentator aktiv. Magenta TV zeigt alle WM-Spiele live [Anzeige].
NIEDERLANDE
Die Niederlande begannen mit Ball in der Grundordnung 3-4-1-2 mit einer breit stehenden Dreierkette im Spielaufbau und wurden hoch von den USA angelaufen. Wenn sie es schafften, sich aus dem Druck der anlaufenden Stürmer zu lösen, ging es sehr schnell im Spiel durch das Mittelfeld und so fiel auch das 1:0 durch Depay (10.) nach sechs direkt gespielten Stationen. Auch das 2:0 entstand nach dem Muster Einwurf - direkte Kombinationen - Abschluss aus dem Rückraum. Die Bedeutung der beiden Schienenspieler Blind und Dumfries zeigt sich im gesamten offensiven Spiel, in dem Dumfries sehr hochschiebt und für Hereingaben und Nachrücken in die Box (drittes Tor) sehr gefährlich ist und Blind aus dem Rückraum kommt oder flankt. Gegen den Ball lenkten die Stürmer ins Zentrum, um Ballgewinne in der Mitte zu erzeugen und schnell umzuschalten (61 Prozent der Angriffe). Bei Balleroberungen steht Oranje dann aber tief in der eigenen Hälfte, so dass der Weg zum gegnerischen Tor lang ist. Hier waren sie zeitweise nicht konsequent genug im Durchspielen der guten Kontermöglichkeiten, so dass das Spiel noch bis zum 3:1 (81. Dumfries) offenblieb.
ARGENTINIEN
Das erwartet schwere Spiel gegen Australien konnte Argentinien mit 2:1 gewinnen. Mit dem Ball im 4-1-2-3 gegen den 4-4-2 Riegel der sehr hoch stehenden Australier, tat sich Argentinien schwer, eine Lücke zu finden und wurde bei Ballverlusten sofort mit langen Bällen der Australier überspielt. Dadurch, dass Australien das Zentrum geschlossen hielt, brauchte es einen Messi-Moment für das 1:0, wo es Australien einmal nicht schaffte zu blocken. Dadurch, das Australien die technischen Defizite mit Laufleistung und Kampfkrampf kompensierte, hatte Argentinien wenig Ideen aus dem Spiel heraus und musste ungewöhnlicherweise auch körperlich viel einstecken. Durch den individuellen Patzer vom australischen Torwart Ryan fiel das vorentscheidende 2:0 und Argentinien stellte daraufhin auf die kompaktere Dreierkette um. Auffällig ist die spielerische Abhängigkeit in der Offensive von Messi (67% erfolgreiche Aktionen), neben dem nur noch der eingewechselte Martínez mit Torabschlüssen auffiel. Zum Ende der Partie zeigte Argentinien noch einen fahrlässigen Umgang mit Konterchancen.
Mögliches Spielszenario:
Die Niederlande sind ins Rollen gekommen und haben mit ihrem System Erfolg, den Schienenspieler Dumfries hochzuziehen. Die offensiven seitlichen Hereingaben waren bisher meist flach und in den Rückraum und Oranje hätte mit der Hereinnahme eines klaren Neuners wie Weghorst, auch später im Spiel, einen Zielspieler mit Größenvorteil. Dahinter wäre Platz für Gakpo in den Halbräumen für Abschlüsse aus der zweiten Reihe mit seiner besonderen Schusstechnik. Coach van Gaal muss sich entscheiden, ob er Messi mannorientiert oder im Raum durch herausstechende Kettenspieler verteidigt. Argentinien könnte die Räume hinter den niederländischen Schienenspielern nutzen, um in Umschaltmomente auf den Außenbahnen zu kommen. Hier wird besonders Dumfries in den Angriffen gebremst und mehr in die Defensive gezwungen. Die Achse di María und Messi könnte versuchen, die mangelnde Geschwindigkeit von Blind auszunutzen und die Seite zu überladen. Dadurch muss die Kette durchschieben und es könnten Räume auf der ballfernen Seite z.B. für Martínez frei werden
Zentrale Duelle: Nehmen die Argentinier de Jong im Spielaufbau durch de Paul aus dem Spiel? Wo wird sich Messi positionieren? Nach rechts Richtung Blind und weg von der Kette?
Unser Tipp: Wahrscheinlich nach 90 Minuten ausgeglichen. Verlängerung.
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