02. Dezember 2022 / 19:31 Uhr

WM-Taktikcheck von Manuel Baum: Was der Schlüssel für einen Schweizer Erfolg gegen Serbien ist

WM-Taktikcheck von Manuel Baum: Was der Schlüssel für einen Schweizer Erfolg gegen Serbien ist

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
 Für Taktik-Experte Manuel Baum hat die Schweiz vor allem über die Flügel Chancen gegen Serbien.
Für Taktik-Experte Manuel Baum hat die Schweiz vor allem über die Flügel Chancen gegen Serbien. © IMAGO/Sven Simon/Agencia MexSport (Montage)
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Die Schweiz kämpft gegen Serbien um einen Platz im Achtelfinale. Den Eidgenossen reicht ein Punkt fürs Weiterkommen. Der frühere Augsburger und Schalker Bundesliga-Trainer Manuel Baum ist während der WM im Wüstenstaat als Taktik-Experte im Einsatz. Für den SPORTBUZZER erklärt er, wo die Schweizer ihre Stärken ausspielen müssen.

Schon im Vorfeld der Weltmeisterschaft in Katar hat sich der ehemalige Augsburger und Schalker Bundesliga-Trainer Manuel Baum intensiv mit den beim Turnier im Wüstenemirat antretenden Mannschaften auseinandergesetzt. Mit einem insgesamt neunköpfigen Team von Analysten beleuchtet der 43-Jährige die taktischen Kniffe der WM-Teilnehmer aus allen erdenklichen Blickwinkeln. Beim SPORTBUZZER, dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), erklärt er zum jeweiligen Topspiel des Tages, was die Teams ausmacht, wo es haken könnte und worauf man achten sollte. Abschließend sagt Baum ein mögliches Spielszenario voraus. Heute: der Blick auf das Gruppenfinale zwischen der Schweiz und Serbien (20 Uhr/ZDF und Magenta TV).

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Manuel Baum, ehemaliger Bundesliga-Trainer, ist während der WM für Magenta TV als Analyst und Kommentator aktiv. Magenta TV zeigt alle WM-Spiele live [Anzeige].

SERBIEN

Serbien ist eine der wenigen Mannschaften im Turnier, die ihre Grundordnung im 3-4-3 immer beibehalten. Das heißt, dass die Schienenspieler nicht auf die Dreierkette aufschließen und sich die Serben auf ihre Körpergröße und Kompaktheit defensiv verlassen.

Die Serben bauten das Spiel häufig mit einem abkippenden Sechser auf, wurden aber immer wieder im Angriffspressing von Kamerun mit vier Spielern hoch angelaufen. Serbien konnte sich meist rausspielen oder wählte den langen Ball auf Mitrović, um das Pressing zu brechen. Bei einer Ecke Mitte der ersten Halbzeit zeigte Serbien Schwächen bei der Verteidigung des zweiten Pfostens und Kamerun konnte einschieben. Im Glauben der sicheren Führung war Kamerun schon in der Pause, als Serbien mit einem Doppelschlag (45.+1, 45.+3) das Spiel drehte. In der zweiten Halbzeit zeigte Serbien, dass sie nicht viele Chancen brauchen und verwerteten einen Angriff im Stile einer Straßenmannschaft zum 1:3.

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Die große defensive Schwäche wurde bei den zwei Gegentoren von Kamerun deutlich, als die Abseitsfalle bei hochstehender Dreierkette zweimal nicht funktionierte und Kamerun noch zum 3:3 ausglich.

SCHWEIZ

Die Schweiz zeigte über weite Strecken gegen Brasilien eine sehr disziplinierte, geschlossene Mannschaftsleistung in der Verteidigung. In der Grundordnung mit Ball im 4-2-3-1 schafften es die Schweizer bei 46 Prozent Ballbesitz, alle Räume weitestgehend geschlossen zu halten und wenig zuzulassen.

Natürlich lag der Schwerpunkt auf der Torverhinderung, aber die Schweizer hatten durchaus Szenen in Umschaltmomenten auf den Flügeln. Hier fehlte aber der Mut, ins Eins gegen Eins zu gehen, um zu Flanken zu kommen, es wurde zu häufig abgekappt. Mit Embolo als Zielspieler wäre aber durchaus ein Abnehmer vorhanden gewesen.

In der zweiten Hälfte erhöhte Brasilien den Druck, aber die Schweizer schafften es, die Kompaktheit zu erhalten und die Gegner gut zu markieren, sodass Brasilien nicht ins Tempo an der Box kam. Die Aktionsqualität der Südamerikaner erkennt man daran, dass ein defensiver Mittelfeldspieler das einzige Tor erzielte. Dadurch, dass die offensiven Kräfte gut gebunden waren, ging für Casimiro der Raum in der Box einmal auf und er konnte hervorragend abschließen.

Mögliches Spielszenario:

Der Schweiz reicht ein Unentschieden, um Serbien auf Abstand zu halten, sofern Kamerun nicht gegen Brasilien gewinnt. Insofern werden die Schweizer etwas vorsichtiger agieren, müssen aber aufpassen, weil Serbien aus jeder Situation in der Lage ist, Tore zu erzielen. Der Schlüssel wird das Flügelspiel sein, da die serbische Dreierkette zwar das Zentrum abdeckt, aber mit der Breite Probleme hat. Außerdem haben sie ein großes Problem bei tiefen und langen Bällen, da den Spielern die Geschwindigkeit fehlt. Die Abstimmung der Abseitsfalle ist auch eine Schwachstelle. Hier hätte die Schweiz Chancen mit schnellen Kontern.

Serbien hat eine der körperlich größten Mannschaften und ist dadurch bei Standards, etwa durch Pavlović mit schon zwei Toren, gefährlich. Außerdem ist der zentrale Stürmer Mitrović gut im Turnier und im Strafraum schwer zu verteidigen. Der Vorteil der Serben ist ihre Unberechenbarkeit, mit der sie aus dem Nichts wie eine Straßenfußballmannschaft zuschlagen und fast alle Spieler auch ein Tor erzielen können. Sie werden aber in der Defensive besser stehen müssen.


Unser Tipp: 1:1

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