Xabi Alonsos Beruf ist zugleich seine Berufung – und wurde ihm in die Wiege gelegt. Papa Periko trainierte einst Real Sociedad San Sebastián in Spaniens La Liga. 1981 und 1982 wurde er mit den Basken Meister und mittendrin – im November 1981 – Vater von Xabier, von allen Xabi gerufen. Der spielte in seiner Profikarriere für den Jugendverein von Real Sociedad, den FC Liverpool, Real Madrid und den FC Bayern München, hatte Lehrmeister wie Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, José Mourinho, Manuel Pellegrini und Rafael Benítez. Unter Nationalcoach Luis Aragonés wurde er mit "La Roja" 2008 Europameister, unter Vicente del Bosque 2010 Weltmeister und zwei Jahre darauf noch einmal Europameister.
Der Weg von Alonso in den Trainerjob war also vorgezeichnet. Sein Weg zurück zum FC Bayern, für den er ab 2014 drei Jahre als Herrscher des Mittelfelds durch das selbige stolzierte, ebenfalls? Karl-Heinz Rummenigge, bis 2021 Vorstandsboss beim FC Bayern, sagte im April 2019: "Meiner Meinung nach müssen wir uns bemühen, dass er irgendwann nach München zurückkehrt." Das Kuriose daran: Damals hatte Alonso gerade in seiner Premierensaison als Trainer die U14 bei Real Madrid übernommen, anschließend coachte er drei Jahre die zweite Mannschaft von San Sebastián in Spaniens 3. Liga – inklusive Aufstieg und Wiederabstieg.
Xabi Alonso galt bereits 2021 als Trainer-Kandidat beim FC Bayern
Den ersten Versuch, den Spanier zurückzuholen, gab es bereits: "Wir haben mal versucht, ihn als Co-Trainer zu Bayern München zu holen. Unter Niko Kovac, glaube ich", verriet Rummenigge jüngst in der Bild. Als man an der Säbener Straße im Frühjahr 2021 dann einen Nachfolger des scheidenden Erfolgstrainers Hansi Flick suchen musste, fiel in den ersten Überlegungen auch wieder der Name Alonso. Doch anders als Julian Nagelsmann konnte der heute 41-Jährige damals keine Erfahrung als Coach im Profibereich vorweisen. Ein Engagement bei Borussia Mönchengladbach scheiterte im Sommer 2021, dafür bekam er im Oktober letzten Jahres den Job bei Bayer Leverkusen, beim Tabellen-17. Doch Alonso ist kein Feuerwehrmann. "Ich war Mittelfeldspieler, das steckt in mir", sagt er über sich. Mit anderen Worten: ein Stratege.
Alonso steht für Spielkontrolle. Laut Rummenigge sei Alonso "der klügste und beste Stratege, den ich je bei uns im Mittelfeld gesehen habe". In der Sport Bild erklärte der 67-Jährige nun: "Ich habe wenige Spieler erlebt, die so sympathisch und intelligent waren wie Xabi. Wenn Bayer Leverkusen ihm die Zeit gibt, werden sie davon profitieren. Er muss die Mannschaft stabil bekommen, das sieht langsam gut aus."
Alonso hat Bayer Leverkusen stabilisiert – reicht das zum Coup gegen den FC Bayern?
Tatsächlich. "Es ist eine Herausforderung für uns, konstant zu spielen. Aber wir sind auf einem guten Weg", sagt Alonso und blickt zurück: "Als ich herkam, war es eine Achterbahnfahrt." Erst fünf Siege in Folge, dann vier Niederlagen in fünf Partien, aktuell sechs Pflichtspiele ungeschlagen – vom Abstiegskandidaten zum Aspiranten auf einen Europa-League-Platz, der zudem in der aktuellen Europa-League-Saison im Viertelfinale steht: Alonsos Werk. An diesem Sonntag soll der Lauf gegen den FC Bayern fortgesetzt werden (17.30 Uhr, DAZN). Reicht Alonso mit einem Erfolg indirekt Bewerbungsunterlagen bei den Münchnern ein? Der Spanier selbst äußerte sich über eine mögliche Zukunft beim FCB zurückhaltend. "Das ist kein Thema für mich. So weit schaue ich nicht in die Zukunft", sagte Alonso.
Rummenigge hat noch Drähte in den Verein. Andererseits wird Nagelsmann von Sportvorstand Hasan Salihamidzic, Vorstandsboss Oliver Kahn und Ehrenpräsident Uli Hoeneß gestützt. Nach dem Weiterkommen gegen Paris Saint-Germain sitzt Nagelsmann wieder fester im Sattel, kann seine zweite Saison noch mit reichlich Titeln (sogar das Triple ist drin!) krönen, aber auch alles verlieren. Für die Bayern eine Win-win-Situation, wie Rummenigge gern sagt, dass Alonso die Bundesliga als Coach kennenlernt und sein Deutsch weiter verbessert. Der besonnene Weltmann Alonso als Trainer der Zukunft? Ein spanischer Ottmar Hitzfeld? "Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Xabi keinen Erfolg als Trainer hat", glaubt Rummenigge. Alonso müsse "seine Erfahrungen machen, und es ist klug, dass er sie nicht gleich bei Real Madrid macht, sondern ein, zwei Stufen darunter." Und das unter Beobachtung der Bayern.
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