*Sie sind diejenigen, ohne die wir als Fußballer kein Spiel bestreiten könnten: die Schiedsrichter. Ohne sie müssten 22 Kicker vergeblich auf einen Anpfiff warten. Deshalb stellen wir ab sofort einmal wöchentlich einen Unparteiischen vor – dieses Mal ist Norbert Koch vom SV Zernsdorf an der Reihe.
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Solch eine Erfahrung sucht man wohl sonst auf Landesebene vergeblich: 2003 gelang Norbert Koch der Aufstieg in die Landesklasse. Seitdem pfeift er auf Brandenburgs Landesebene und hat auch das Ende seiner Schiedsrichter-Karriere noch nicht im Blick. Wir haben mit dem 56-Jährigen über seine bisherige Laufbahn gesprochen.
Da Norbert Koch in Zernsdorf geboren wurde, war für ihn schnell klar, welchem Verein er sich als Fußballer anschließen sollte. So begann Kochs Engagement im Amateurfußball beim SV Zernsdorf und ist seit 1976 Mitglied im Verein. Im Jahr 1978 war kein Schiedsrichter im Verein gemeldet, sodass sich der damals 18-Jährige entschloss für den Verein die Pfeife in die Hand zu nehmen.
Bis in die Mitte der 1990er Jahre spielte er selber noch aktiv bei Zernsdorf, dann widmete sich Koch fortan nur noch der Schiedsrichterei. Dies genügte dem ehemaligen Verteidiger jedoch nicht, sodass er im Verein von 1997 bis 2008 eine Jugendmannschaft übernahm und diese von der E-Jugend bis zur A-Jugend trainierte. Viele Spieler aus dieser Zeit sind heute noch in der ersten Mannschaft des SV Zernsdorf aktiv. Auch im Vorstand seines Vereins saß Koch mehrere Wahlperioden, war unter anderem stellvertredender Vorsitzender.
Koch: "Ich bin froh noch im Land pfeifen zu dürfen"
Mit 43 Jahren folgte dann der Aufsteig in Brandenburgs Landesklasse, in der Koch auch heute noch pfeift und bereits etwa 200 Spiele leitete. "Eigentlich müsste ich aufgrund meines hohen Alters aus der Landesklasse absteigen, aber ich habe den Leistungstest auch dieses Jahr bestanden und der Schiedsrichterausschuss Dahme/Fläming hat sich entschieden mich für die kommende Saison zu melden", erklärt der 56-Jährige. Der Kreis kann schließlich auch ältere Schiedsrichter melden, wenn kein Nachwuchs verfügbar ist.
Norbert Koch sieht seine Landesklassen-Einstufung auch als Belohnung für seine Zuverlässigkeit: "Ich bin froh noch im Land pfeifen zu können." Dennoch ist ihm die Zusammenarbeit unter den Schiedsrichtern besonders wichtig: "Es macht Spaß, dass man jedes Wochenende mit anderen Schiedsrichtern unterwegs ist. Ich gebe gerne meine Erfahrungen an die jungen Kollegen weiter." Der Produktionsmitarbeiter einer Solarfirma sieht es als sein Ziel den Nachwuchs zu unterstützen, auch eine Partnerschaft mit neu ausgebildeten Schiedsrichtern ist vorgesehen.
Verständnis von der Familie
Aus seiner 38-jährigen Schiedsrichter-Laufbahn möchte der Zernsdorfer kein einzelnes Highlight herausstellen: "Ein spezielles Highlight habe ich nicht. Dafür war ich bei einigen besonderen Spielen dabei. Zum Beispiel stand ich schon bei den heutigen FIFA-Assistenten Stefan Lupp und Jan Seidel an der Linie." Auch bei einigen namenhaften Clubs durfte der erfahrene Schiedsrichter bereits in leitender Funktion mitwirken. So war er schon an Partien des BFC Dynamo und den A-Junioren von Union Berlin beteiligt. Ebenso erwähnenswert war der Einsatz als Assistent von Frank Heinze im C-Junioren-Pokalendspiel 2010 zwischen dem SV Babelsberg 03 und Energie Cottbus. Doch ein Ende ist für Koch dennoch nicht in Sicht: "Selbst wenn ich wieder auf Kreisebene pfeifen muss, werde ich nicht aufhören."
Einen Blick in die Zukunft verwehrt der Reise-Fan jedoch nicht: "Ich kann mir vorstellen irgendwann als Schiedsrichter-Beobachter zu arbeiten. Aber im Moment bin ich mir dafür noch zu schade, ich will mich noch bewegen." Dass Norbert Koch sein Hobby so frei ausleben kann, liegt auch an dem Verständnis seiner Familie. Seit 26 Jahren ist der Vater von zwei Jungs nun schon verheiratet und hat seine Kinder auch in den Verein integriert. Schließlich spielen seine Söhne, wie einst der Vater, beim SV Zernsdorf. Besonderer Dank gilt jedoch seiner Frau Beate, die ihn bei seinem Hobby unterstützt: "Meine Frau ist da sehr tolerant und großzügig, sie weiß genau, dass mir etwas fehlen würde, wenn ich aufhören würde. Von daher lässt sie mir den nötigen Freiraum."
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