Leipzig/Dresden. Dresdens Fußball-Epizentrum ist heute eindeutig das Rudolf-Harbig-Stadion, wo Dynamo Dresden vor allem ab den 1970er Jahren mit technisch feiner Klinge für volle Ränge sorgte und bis 1990 immerhin acht DDR-Meistertitel erspielte. Doch bevor sich Dynamo ab den 50ern in die Herzen der Fans spielte, war der Dresdner SC alias SG Friedrichstadt Platzhirsch in der Elbestadt, und zwar im Ostra-Gehege. Doch dazu später mehr.
DURCHKLICKEN: Vom alten zum neuen Harbig-Stadion
Wo Dynamo heute in einem modernen Fußballtempel für 32.000 Zuschauer kickt, überließ 1903 die Güntz’sche Stiftung der Stadt Dresden ein Areal. Daneben befand sich ein Ausstellungsgelände, weshalb der Sportplatz zunächst Ausstellungsstadion genannt wurde. Die Stiftung hatte zum Ziel, sogenannte Spielplatzanlagen zu fördern. Am 30. November 1922 beschloss die Stadt, auf den Güntzwiesen ein echtes Stadion zu errichten. Das Geld dafür kam aus der Stiftung des Geheimrates Ilgen, der damit eigentlich einen Zierbrunnen bauen wollte. Da die Landeshauptstadt davon jedoch schon reichlich besaß, konnten sie den edlen Spender überreden, das Kapital ins geplante Stadion zu lenken.
Die größere Arena stand im Ostra-Gehege
So wurde schließlich 1923 ein Stadion für 20.000 Zuschauer mit Laufbahn errichtet und erhielt den Namen Ilgen-Kampfbahn. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie in Rudolf-Harbig-Stadion umbenannt. Der Dresdner Leichtathlet hatte 16 Jahre lang den Weltrekord im 800-Meter-Lauf gehalten, war aber im Krieg gefallen. Da er Wehrmachtsoffizier war, passte er trotz seiner sportlichen Vita nicht recht ins Bild der DDR-Oberen, weshalb das Stadion 1971 in Dynamo-Stadion umbenannt wurde. Zeitzeuge Manfred Lohse schilderte den verklemmten Vorgang so: „Uns Journalisten wurde vor einem Oberliga-Spiel einfach gesagt, dass wir ab sofort den Namen Dynamo-Stadion zu verwenden hätten. Eine Erklärung oder offizielle Umbenennung gab es nicht. Man wollte kein weiteres Aufsehen, Harbig war wohl noch zu populär.“
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Im Januar 1957 hatte die Sportvereinigung Dynamo, gesponsert vom DDR-Ministerium des Innern, sprich der Polizei, die Trägerschaft des Stadions übernommen. Die größere Dresdner Arena war allerdings das im Krieg beschädigte DSC-Stadion, das als Heinz-Steyer-Stadion (benannt nach einem Antifaschisten) am Ostra-Gehege stufenweise aufgepeppt wurde. Davor hatten hier zuweilen bis zu 60.000 Zuschauer miterlebt, wie der DSC zu seinen deutschen Meistertitel von 1943 und 1944 strebte.
Nach dem Krieg war das dortige Oval für 45.000 zugelassen, besaß immerhin gleich zwei überdachte Tribünen und erlebte unter anderem das Länderspiel DDR gegen Wales (16. April 1969, ein 2:1 vor überfüllten Rängen). Ansonsten war es von 1950 bis 1957 Dynamos Heimstatt, danach jedoch die der Leichtathleten des SC Einheit und der Zweitliga-Kicker des FSV Lok Dresden. Mehrfach gab es zudem umjubelte Etappenankünfte der Friedensfahrt.

46 Millionen Euro für ein neues Stadion
Das Harbig-Stadion wurde derweil nach und nach auf bis zu 38.500 Plätze erweitert, weil Dynamo mit den Ballzauberern um Dixie Dörner, Hansi Kreische und Reinhard Häfner die Massen anzog. Auch große Europacup-Schlachten wie gegen den FC Bayern, den FC Liverpool oder den VfB Stuttgart wurden hier unter den markanten Flutlichtmasten, den berühmten 60 Meter hohen „Giraffen“, geschlagen, wenngleich es Dynamo nie in ein EC-Finale schaffte.
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Nach vielem Nachwende-Auf und Ab bauten Dynamo und die Stadt Dresden von 2007 bis 2009 an alter Stelle für 46 Millionen Euro ein neues, reines Fußballstadion. Wo es früher fast nur unüberdachte Plätze gab, finden nun ohne Zwischenrang 32.000 Besucher komfortabel überdachten Platz.
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Das Ostra-Gehege nutzt heute der Dynamo-Nachwuchs, weil der Platz an der Lennéstraße neben dem Harbig-Stadion nicht reicht. Im erst teilweise modernisierten Steyer-Stadion tummeln sich vor allem die DSC-Leichtathleten und haben dabei vielleicht Vorbilder wie Renate Stecher und Rosemarie Ackermann vor Augen, die hier Weltrekorde aufstellten. Auch DSC-Kicker sind hier wieder zuhause, wenngleich unterklassig.