19. November 2022 / 17:24 Uhr

Zoff um WM-Kapitänsbinden spitzt sich zu: FIFA stellt eigene Kampagne vor – Infantino warnt Abtrünnige

Zoff um WM-Kapitänsbinden spitzt sich zu: FIFA stellt eigene Kampagne vor – Infantino warnt Abtrünnige

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Die FIFA stellt eine eigene Kampagne für WM-Kapitänsbinden vor.
Die FIFA stellt eine eigene Kampagne für WM-Kapitänsbinden vor. © IMAGO/Schüler/Agencia MexSport (Montage)
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Die FIFA hat einen Tag vor dem WM-Eröffnungsspiel klare Vorgaben zu den Kapitänsbinden während des Turniers gemacht. An jedem Spieltag soll eine neue Botschaft an den Ärmeln der Spielführer zu lesen sein. Deutschland will aber wohl trotzdem auf die eigens für die WM kreierte "One Love"-Binde setzen – und wohl auch eine FIFA-Strafe in Kauf nehmen.

Nur einen Tag vor WM-Start in Katar hat die FIFA eine neue Runde im Kapitänsbinden-Zoff eingeleitet. Am Samstag stellte der Weltverband in Zusammenarbeit mit der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine eigene Kampagne für die Beschriftung der Kapitänsbinden während der Weltmeisterschaft vor. Demnach sollen an jedem Spieltag neue Botschaften auf ihnen zu lesen sein: "#FootballUnitesTheWorld" ("Fußball vereint die Welt") soll etwa am ersten Vorrundenspieltag auf allen FIFA-Binden stehen. Im Viertelfinale sollen die Kapitäne der Teams dann beispielsweise mit "#NoDiscrimination" ("Keine Diskriminierung") auflaufen. Damit stellt sich die FIFA offenbar gegen die unter anderem vom DFB entwickelte "One Love"-Binde quer.

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Deutschland hatte sich vor der WM mit den Verbänden der Niederlande, Belgien, Schweiz, Dänemark, Wales, England und zunächst auch Frankreich auf den Einsatz der Binde, die ein buntes Herz mit der Aufschrift "One Love" darstellt, geeinigt. Frankreich zog seine Zusage kurz vor Turnierstart zurück und wird mit der offiziellen FIFA-Binde auflaufen. Ob die "One Love"-Binde vom Weltverband genehmigt wird, stand auch am Samstag noch nicht fest. FIFA-Präsident Gianni Infantino merkte bei seiner vielbeachteten Pressekonferenz am Samstagmorgen jedoch an, dass der Verband "klare Regeln für die Kapitänsbinden" habe und politische Botschaften auf den Binden verboten seien. Zudem müssten die Kapitänsbinden von der FIFA gestellt werden.

Laut FIFA gibt es während der WM folgende Kampagnen auf den Kapitänsbinden:

Gruppenphase, Runde 1: #FootballUnitesTheWorld 

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Gruppenphase, Runde 2: #SaveThePlanet

Gruppenphase, Runde 3: #ProtectChildren #ShareTheMeal

Achtelfinale: #EducationForAll #FootballForSchools

Viertelfinale: #NoDiscrimination 

Halbfinale: #BeActive #BringTheMoves 

Spiel um den dritten Platz und Endspiel: Fußball ist Freude, Leidenschaft, Hoffnung, Liebe und Frieden - #FootballUnitesTheWorld


Deutschlands Kapitän Manuel Neuer will ungeachtet möglicher Sanktionen durch die FIFA im WM-Auftaktspiel gegen Japan am kommenden Mittwoch (14 Uhr, ARD und Magenta TV) die Kapitänsbinde mit dem "One Love"-Symbol tragen. Auf eine entsprechende Frage antwortete der Torwart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Samstag bei der DFB-Pressekonferenz in Al-Shamal kurz und bündig: "Ja." DFB-Direktor Oliver Bierhoff reagierte erstaunt auf am Samstag von der FIFA vorgestellte alternative Aufdrucke für die Spielführerbinden mit gesellschaftlichen Botschaften. "Ich habe auch das eine oder andere gehört. Natürlich ist die Kurzfristigkeit überraschend. Es wirkt, als ob die FIFA keine klare Haltung hat", sagte Bierhoff.

WM-Kapitänsbinden: DFB will mögliche Geldstrafe zahlen

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte am Freitag klargemacht, an der Aktion auch festzuhalten, wenn eine Geldstrafe als Sanktion verhängt werde. Auch Dänemark-Star Christian Eriksen hatte am Samstag angekündigt mit der alternativen Kapitänsbinde spielen zu wollen. "Wir spielen mit der 'One Love'-Armbinde. Und dann müssen wir sehen, ob wir mehr tun als das", sagte Eriksen bei einer Pressekonferenz im dänischen WM-Quartier in Ar-Rayyan. "Wir tun, was wir können."

In Katar ist unter anderem Homosexualität strafbar. Kaum ein anderer der 32 teilnehmenden Verbände bezog im Vorfeld der Weltmeisterschaft so deutlich Stellung gegen die Menschenrechts-Situation im Gastgeberland wie die Dänen. So stellten sie bei der FIFA unter anderem den Antrag, während des Turniers in Shirts mit der Aufschrift "Menschenrechte für alle" zu trainieren. Der Weltverband untersagte das jedoch als "politische Botschaft".

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