12. Januar 2022 / 18:40 Uhr

1000 Fans erlaubt: Sächsische Vereine sehen „wichtigen ersten Schritt" - RB Leipzig unzufrieden

1000 Fans erlaubt: Sächsische Vereine sehen „wichtigen ersten Schritt" - RB Leipzig unzufrieden

Tilman Kortenhaus und Frank Schober
Leipziger Volkszeitung
Ulrich Wolter (RB Leipzig), Karsten Günther (SC DHfK Leipzig) und Jürgen Wehlend (SG Dynamo Dresden) äußerten sich unter anderem zu den neuen Corona-Regelungen.
Ulrich Wolter (RB Leipzig), Karsten Günther (SC DHfK Leipzig) und Jürgen Wehlend (SG Dynamo Dresden) äußerten sich unter anderem zu den neuen Corona-Regelungen. © Imago Images/Jan Huebner/Christian Modla/Steffen Manig
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Nicht nur RB hatte auf mehr Zuschauer gehofft: Angesichts der sich entspannenden Corona-Lage in Leipzig haben sich auch andere Vereine weitere Lockerungen erhofft - insbesondere was die Zuschauerkapazitäten angeht. Wir haben uns bei den Verantwortlichen umgehört.

Dresden/Leipzig. Als Schritt in die richtige Richtung, aber immer noch viel zu wenig, haben die Vereins- und Verbandsvertreter aus Leipzig und der Region die Lockerungen für den Sport in Sachsen bewertet. Diese waren am Mittwoch von Sozialministerin Petra Köpping (SPD) in Dresden vorgestellt worden, sie sollen am Freitag in Kraft treten. Die Geister scheiden sich vor allem an der Frage, wie viele Zuschauer im Profisport künftig erlaubt sind. Der Freistaat genehmigt in kleinen Hallen 50 Prozent Auslastung (bis zu 500 Fans), in großen Arenen und Stadien bis zu 1000 Fans (25 Prozent Auslastung).

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"Immerhin besser als 250"

Für Fußball-Bundesligist RB Leipzig sagte Ulrich Wolter, Director Club Competitions & Relations: "Dass wir zu den beiden kommenden Heimspielen jeweils lediglich 1000 Zuschauer zulassen können, enttäuscht uns. Unser Hygienekonzept ist belastbar, es hält einer größeren Zuschauerzahl bei einer Veranstaltung unter freiem Himmel und 2G-plus-Bedingungen problemlos stand. Wir sind zudem grundsätzlich der Meinung, dass wir Wege finden müssen, mit der Pandemie zu leben." Dazu wolle der Klub mit sicheren Stadionbesuchen auf Grundlage ausgeklügelter Konzepte beitragen. "Eine Kapazitätsbegrenzung auf 1000 Zuschauer angesichts einer Stadiongröße von über 47.000 Zuschauern hilft dabei jedoch keinem weiter. Wir verstehen, dass es schärfere Maßnahmen geben muss, wenn sich die Pandemie verschärft. Im Moment ist die Lage in Sachsen deutlich entspannter, so dass weitgehendere Öffnungen möglich und für die Gesellschaft ein wichtiges Signal gewesen wären.“

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Auch Jürgen Wehlend, kaufmännischer Geschäftsführer der SG Dynamo Dresden, ist mit dieser Entscheidung nicht glücklich. „Das kann nur ein erster Schritt sein. Während am Wochenende in Halle 7500 der 15.000 Plätze belegt werden dürfen, spielen wir vor gerade einmal 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Das kannst du kaum noch jemandem vermitteln“, sagte der Funktionär. Dennoch habe man sich dafür entschieden, die Stadiontore für besagte 1000 Zuschauer zu öffnen. „Das ist und bleibt eine ganz, ganz bittere Pille, die wir zugunsten der wenigen Fans im Stadion schlucken müssen“, erklärte Wehlend. Zum Auftakt des 19. Spieltags trifft die SGD am Freitag (18.30 Uhr/Sky) auf den Hamburger SV.

Hermann Winkler, Präsident des Nordostdeutschen sowie des Sächsischen Fußball-Verbandes, sagte dem SPORTBUZZER: „Ich hatte mir mehr Zuschauer erhofft. Wenn ich an die Spielstätten von RB oder vom Chemnitzer FC denke, da kann man wunderbar Hygienekonzepte mit hälftiger Auslastung umsetzen." Um die Regionalligisten mache er sich große Sorgen: "Sie machen wegen fehlender Zuschauer-Einnahmen je Heimspiel 35.000 bis 45.000 Euro Verlust.“

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Ähnlich argumentiert Thomas Löwe. Der Präsident des Regionalligisten 1. FC Lok Leipzig meint: „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir hatten uns allerdings wesentlich mehr Zuschauer gewünscht. Es ist unseren Fans schwer zu vermitteln, dass das Virus in Halle viel ungefährlicher zu sein scheint als in Leipzig.“ Frank Kühne, Vorstandsvorsitzender der BSG Chemie, hatte auf 3000 Zuschauer gehofft. Zur Zahl 1000 meint er mit Stirnrunzeln: "Immerhin besser als 250."

„Die neuen Regeln sind ein wichtiger erster Schritt"

Dies sieht auch Sven Gerike so. Der Trainer und Geschäftsführer der Icefighters sagt: „Die erst angedachten 250 Zuschauer wären eine mittelschwere Katastrophe gewesen. Dann hätten wir den Schwarzen Peter gehabt, wer außen vor bleibt. Daher sind wir froh, dass wieder Stimmung aufkommt und wir die VIP’s und Dauerkartenbesitzer in der Halle haben, die finanziell in Vorleistung gegangen sind. Ein paar Tickets können darüber hinaus in den freien Verkauf gehen.“

Der sächsische Innenminister Roland Wöller hatte auf der Pressekonferenz gesagt: „Die Sportvereine brauchen die Zuschauer, um sich überhaupt zu finanzieren. Deshalb freut es mich, dass wir hier zu dieser Einigung gekommen sind." Zu den existenziellen Problemen der Klubs sagte der Minister zudem: "Unser Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich beim Bund erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Hilfen für die Vereine weiter fließen sollen. Dieser Antrag liegt nun beim Haushaltsausschuss des Bundestags vor. Wir sprechen außerdem mit dem Landessportbund und Teamsport Sachsen über weitere Hilfen und darüber, die Darlehen in Zuschüsse zu verwandeln.“

Der Sprecher der Initiative Teamsport Sachsen Karsten Günther aus Leipzig sieht in den Lockerungen nur einen Teilerfolg: „Die neuen Regeln sind ein wichtiger erster Schritt. Es freut mich sehr, dass das Sporttreiben in Sachsen wieder für alle möglich ist und Nachwuchsmannschaften nicht mehr auseinandergerissen werden. Es ist auch ein gutes Zeichen, dass den Vereinen wirtschaftliche Hilfe in Aussicht gestellt wurde." Allerdings sagt der Handballmanager des SC DHfK auch: "Nun muss ein Stufenplan für die Zuschauerrückkehr her, damit sich die Vereine auf die nächsten Schritte vorbereiten können und wir langfristig wieder in relevante Größenordnungen kommen.“ mit dpa

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