Torun. Die frühere Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz hat sich nach ihrer Bronzemedaille bei der Hallen-EM im polnischen Torun für eine erneute Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio bis ins Jahr 2024 ausgesprochen. So könne man die Vier-Jahres-Periode wiederherstellen, sagte Schwanitz im Deutschlandfunk. „Dann hat die Welt Zeit, mit Corona zu leben. Und dann geht es nicht mehr um Angst, sondern dann geht es tatsächlich wieder um den Sport“, sagte Schwanitz. Die Spiele in Paris (2024) und Los Angeles (2028) sollten laut Schwanitz jeweils vier Jahre später abgehalten werden, um Tokio noch eine Chance zu geben, Spiele vor Publikum auszurichten.
Schwanitz hatte zuletzt wiederholt ihre Vermutung geäußert, dass die Spiele in diesem Sommer nicht ausgetragen werden können. Sollten sie doch stattfinden, „wird das nie so werden, wie ich das kennenlernen durfte“. Die Skepsis vieler Menschen könne sie verstehen. „Corona ist ja kein Pappenstiel, das ist nicht bloß ein Husten und ein Schnupfen“, sagte Schwanitz.



Zuvor hatte Schwanitz das Hygienekonzept bei den Hallen-EM gelobt. „Es ist alles super. Noch sicherer geht es vielleicht nur in der Klinik“, sagte die 35-jährige Chemnitzerin, die 19,04 m gestoßen hatte. „Man ist fast zu viel fokussiert, weil wir das Hotel nicht verlassen haben. Man beschäftigt sich nur mit sich selbst. Da bekommt man schon eine Meise, wenn man nur im Hotelzimmer ist.“ In der Arena waren 730 Leichtathleten am Start, darunter 48 deutsche.
Reuther erwischte langsamen Lauf
Trotzdem war sie glücklich, sich nach der Pause wegen eines Bandscheibenvorfalls in der Spitze zurückgemeldet zu haben. „Das war ein krasser Weg in meinem zarten Alter von 35 Jahren und auch nicht selbstverständlich, so eine Leistung abzurufen“, sagte die Mutter von Zwillingen. Dass sie mit einem Tapeverband an der Schulter startete, sei ihrer Vorbereitung „mit 110 Prozent Training und Wettkampfeifer“ geschuldet gewesen. „Ich bin ja keine 18 mehr. Da braucht man schon Hilfe von einem Pflaster.“
Ebenfalls Bronze holte der Chemnitzer Dreispringer Max Heß, der sich im letzten Versuch auf 17,01 m verbesserte und von Silber träumen konnte. Doch Alexis Copello aus Aserbaidschan gelang der erneute Konter auf 17,04 m, souverän Gold holte Pedro Pichardo aus Portugal mit 17,30 m. Heß meinte: „Klar freue ich mich. Dennoch ist das von meinen drei Hallen-EM-Bronzemedaillen die ärgerlichste. Leider hatte ich viele ungültige Versuche, mit denen ich um Gold hätte mitspringen können. Das ärgert einen umso mehr.“
Für die beiden Starter vom Bundesstützpunkt Leipzig platzten die Finalträume. Marc Reuther belegte in seinem 800-m-Vorlauf Platz vier. Zum Weiterkommen fehlte eine winzige Hundertstel. Da er einen langsamen Lauf erwischte, steht im Protokoll Rang 31 vor seinem Namen. Der 24-Jährige meinte: „Es war im Vorfeld ein bisschen Unsicherheit da, weil die Saison nicht so lief, wie wir es uns vorgestellt haben. Das war auch der Grund, dass mir hier in Torun Fehler passiert sind, aus denen wir lernen müssen.“
Bebendorf nicht unzufrieden
Besser lief es zunächst für Erik Balnuweit. Der aus Gera stammende und seit vielen Jahren in Leipzig trainierende Hürdensprinter startete in 7,71 s als Zehnter aller fünf Vorläufe vielversprechend ins Turnier. Für das Finale wären dann 7,70 s nötig gewesen, doch die minimale Steigerung gelang dem 32-Jährigen nicht. In 7,74 s wurde es Rang zwölf. Ich wollte den Start deutlich besser machen, das hat leider nicht geklappt. Dann wird es auf der kurzen Distanz superschwierig. Es war eigene Dummheit, ich habe einen schlechten Job gemacht.“
Karl Bebendorf war mit seinem 17. Platz über 1500 Meter in 3:41,29 min nicht unzufrieden – zum Finale der Top 12 fehlten dem Mann vom Dresdner SC nur drei Zehntel. Der 24-Jährige meinte: Ich habe ein solides Rennen gemacht, es war eine Zugabe zur Hallensaison. Die Zeit war ordentlich. Ich habe Motivation getankt, auch mit so großen Namen zu laufen. Jetzt freue ich mich, dass die Hindernisse wiederkommen."
Marvin Schlegel vom LAC Erdgas Chemnitz überstand über 400 Meter die erste Runde in 46,77 s locker, war im Halbfinale in 47,02 aber nahezu chancenlos und meinte nach Rang zwölf: „Zwei 400-Meter-Rennen innerhalb von sechs Stunden zu absolvieren, war sehr hart. Ich bin gerade kaputt und unzufrieden, nehme aber viel Positives aus der Hallensaison mit.“
Mit dpa
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