Nach dem schmeichelhaften Remis beim FC Augsburg kamen bei Schalkes Trainer Domenico Tedesco nun wirklich keine Glücksgefühle auf. „Es ist jetzt nicht so, dass ich über diesen Punkt Freudensprünge mache“, räumte er am Sonnabend nach dem 1:1 der Königsblauen ein. Lange Zeit hatten die Augsburger klare spielerische Vorteile. „In der ersten Halbzeit haben wir kaum Paroli bieten können, wurden regelrecht aufgefressen“, meinte Tedesco weiter.
Die nach dem 1:0 in der Champions League gegen Lokomotive Moskau auf fünf Positionen veränderten Schalker präsentierten sich weit von einer Königsklassen-Form entfernt. Tedescos im Aufbau schlampiger Elf gelang im Vorwärtsgang im Grunde nichts. Michael Gregoritsch (13. Minute) brachte die Gastgeber nach einer missglückten Faustabwehr von Torwart Ralf Fährmann in Führung, Daniel Caligiuri (53.) glich aus.
PRO: Ja, eine Trennung wäre fatal
von Florian Wichert, Head of Fußball und Sport bei t-online.de
Platz 13 mit nur 15 Punkten aus 15 Spielen – das ist zu wenig für Schalke. Deshalb aber die Nerven zu verlieren und sich von Trainer Tedesco zu trennen wäre ein fataler Fehler. Tedesco ist mit seinen 33 Jahren nicht nur ein Riesentalent, er ist auch der perfekte Trainer für Schalke. Er lebt Einsatz und Leidenschaft vor – die entscheidenden Tugenden bei diesem Verein. So hat er die Fans auf seine Seite gezogen. Nicht zu vergessen: In seiner ersten Saison machte er Schalke sensationell zum Vizemeister, sein Punkteschnitt von 1,73 pro Spiel ist immer noch top – und er steht im Achtelfinale der Champions League und des DFB-Pokals.



Sicher, spielerisch sind die Auftritte wie beim 1:1 gegen Augsburg oft überschaubar, aber das liegt an unzähligen Verletzten und teils misslungenen Transfers. Sportvorstand Heidel hat in Tedesco ein Potenzial gesehen, das ihm zuvor nur in Mainz bei Klopp und Tuchel begegnet ist. Die hatten ebenfalls schwierige Phasen und sind gestärkt aus ihnen hervorgegangen. So wird es auch bei Tedesco sein.
CONTRA: Nein, er bringt S04 nicht weiter
von Heiko Ostendorp, SPORTBUZZER-Fußballchef
Dass Domenico Tedesco Respekt verdient, hat er sich erarbeitet. Er hat es als No-Name-Trainer mit wenig Vorschusslorbeeren geschafft, Schalke in seiner ersten Saison zum Vizemeister zu machen und den stets brodelnden Klub endlich in ruhiges Fahrwasser zu führen. Doch wie es so ist in diesem brutalen Geschäft, zählen die Erfolge von gestern schon heute nichts mehr.
Wer sich die Entwicklung des S04 anschaut, dem muss angst und bange werden. Eine spielerische Linie ist nicht erkennbar. Der Tedesco-Fußball war bereits in der vergangenen Spielzeit mehr als überschaubar und fußte lediglich auf einer stabilen Defensive und gefährlichen Standards. Wie durchschaubar dieses System ist, zeigt die Gegenwart. Klar hat Schalke viele Verletzte, aber mit diesem Kader muss – gerade in Anbetracht vieler schwächelnder Topteams – mindestens ein Platz unter den ersten fünf drin sein. Es sieht so aus, als ob die Königsblauen spielerisch und in der Tabelle unter Tedesco keinen Schritt mehr weiterkommen.