Pro: Ja, Kovac ist nicht das Problem
von Florian Wichert, Head of Fußball und Sport bei t-online.de
Niko Kovac war erst sechs Wochen da, da überschüttete ihn Uli Hoeneß bereits mit Lob. Der neue Trainer habe das Bayern-Gen, Erfolgshunger, vermittle genau die richtigen Werte und spreche die Sprache der Spieler. Wenn das so weiterginge, „wird Niko Kovac viele Jahre bei Bayern trainieren. Wir sind sehr, sehr zufrieden, dass wir diese Wahl getroffen haben.“ Weitere sechs Wochen später soll das überholt sein? Unmöglich!
Das Problem ist nicht Kovac, sondern Hoeneß. Der sagt über die Rotation seines Trainers plötzlich: „Das ist seine Sache. Am Ende muss er auch den Kopf dafür hinhalten.“ Druck statt Rückendeckung – das ist unnötig und stiftet Unruhe.
Schließlich ist es nicht Kovac, sondern die Vereinsspitze, die immer mal wieder uneins und offenbar planlos ist, wie sie dem Kohle-Irrsinn im europäischen Fußball begegnen und den Klub wieder an die Spitze Europas führen soll. Der FC Bayern sollte sich lieber nach Ersatz für schwächelnde Spieler wie Boateng, Müller oder Lewandowski umsehen – statt für Kovac.




Contra: Nein, Kovac zu holen war ein Fehler
von Heiko Ostendorp, SPORTBUZZER-Fußballchef
Selten hat man so einen blutleeren Auftritt des FC Bayern gesehen wie in den ersten 45 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach.
Das musste sogar Sportdirektor Hasan Salihamidzic zugeben. Er wirkte konsterniert – genau wie sein Trainer. Niko Kovac erweckt nicht den Eindruck, dass er der Mann ist, der das angeschlagene Starensemble wieder auf Kurs bringen kann. Auch während des Spiels fehlt ihm offenbar das Händchen, zu reagieren, den Gegner mit ein, zwei taktischen Handstrichen zu überrumpeln.
Wer wirklich ein guter Trainer ist, zeigt sich meist dann, wenn es mal nicht läuft. Dann muss er die richtigen Schlüsse ziehen, auch unbequeme Entscheidungen treffen. Aus der Kabine der Bayern ist zu hören, dass auch die Führungsspieler Zweifel haben, ob Kovac dafür der Richtige ist. Vieles scheint sich in den letzten Wochen verselbstständigt zu haben – und das ist oft der Anfang vom Ende.
Kovac zu holen war ein Fehler.
Der BVB hat mit Lucien Favre dagegen die richtige Entscheidung getroffen – und das ist doppelt bitter für den FC Bayern.
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