Bundesliga

Bayern-Boss Rummenigge lobt Katar - und erntet Spott

Laut Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge steht WM-Ausrichter Katar in Sachen Menschenrechte besser dar als zuvor. Doch es hagelt Kritik.

Laut Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge steht WM-Ausrichter Katar in Sachen Menschenrechte besser dar als zuvor. Doch es hagelt Kritik.

Zum neunten Mal ging es am Freitag für den FC Bayern ins Trainingslager nach Katar. Trainer Niko Kovac und sein Team stiegen in einen Sonderflieger nach Doha, wo sich die Münchner auf die Rückrunde und die Aufholjagd in der Liga vorbereiten. Mit Qatar Airways haben die Bayern einen finanzstarken Sponsoren. Vielleicht wundert es deshalb nicht, dass Rummenigge vor dem Abflug zu einem kleinen Loblied auf Katar, den Gastgeber der Fußball-WM 2022 anstimmte.

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Rummenigge lobt Menschenrechtslage in Katar - und erntet harte Kritik

„Die Menschenrechtsorganisation der UN, internationale Gewerkschaften und NGOs attestieren heute, dass Katar auf öffentliche Kritik reagiert und Änderungen realisiert hat. Dazu zählen die positive Entwicklung der Rechtslage für Wanderarbeiter und Verbesserungen der Arbeitsrechte in Katar“, sagte er in der tz und Abendzeitung. „Wir stehen mit unseren Partnern in Katar in regelmäßigem Austausch über Entwicklungen in unseren Gesellschaften, der das Thema der Menschenrechte und die Rechte von Arbeitern bzw. Arbeitnehmern einschließt.“

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Prompt setzte es Kritik: „Das ist schon interessant, dass Herr Rummenigge sich jetzt auch als Menschenrechtsexperte sieht“, spöttelt Wenzel Michalski, der Deutschlanddirektor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Auch er sieht zwar Fortschritte in Katar, aber dem Emirat deshalb gleich eine Unbedenklichkeitsbescheinigung auszustellen, „das kann man so nicht stehen lassen“. Arbeitsrecht, Minderheitenschutz, Meinungsfreiheit – „der Fortschritt steht vor allem auf dem Papier“.

An WM-Baustellen hat sich viel verändert - an anderer Stelle nichts

Die Diskriminierung von Minderheiten ist Katar noch immer alltäglich; Homosexualität ist gesetzlich verboten; Internet, Nachrichten, Kunst sind rigoroser Zensur ausgesetzt; Gotteslästerung ist mit Haftstrafen belegt. Aber, räumt Michalski ein, „für die Tausenden von Wanderarbeitern auf den WM-Baustellen hat sich tatsächlich viel verändert“. Aber sie werden von der Welt auch genau beobachtet.

An anderer Stelle aber, etwa im Straßenbau, herrschten nach wie vor Arbeitsbedingungen, die noch lange nicht einmal an die Mindeststandards der Internationalen Organisation für Arbeit (ILO) heranreichten. Auch die ILO selbst beklagt, dass es keine Transparenz gebe; vor allem aber seien die Zigtausenden von Hausangestellten aus Asien oder dem benachbarten Pakistan nach wie vor der Willkür ihrer Arbeitgeber ausgeliefert.

Große Kritik an Bayern-Reise nach Katar

„Sie werden vielleicht nicht mehr misshandelt, aber sie werden nach wie vor als Arbeitssklaven missbraucht“, sagt Michalski. Das Schicksal dieser Menschen werde in Ländern wie Deutschland kaum wahrgenommen. Genauso wenig wie die Unterdrückung von Meinungs-, Presse- und Glaubensfreiheit. „Das gehört aber alles zusammen, wenn man die Lage der Menschenrechte in einem Land beurteilen will.“

Schon in den vergangen Jahren hatte es immer wieder Kritik an der Bayern-Reise in den Wüstenstaat gegeben. „Der FC Bayern ist eines von vielen deutschen Mittelstandsunternehmen, die mit einem Partner aus Doha kooperieren. Wie andere Fußballvereine und Sportfachverbände auch beteiligen wir uns dabei an einem Dialog in der Golf-Region“, sagte Rummenigge dazu.

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FC Bayern: Auch Frauen hatten Trainingslager in Katar

Doch auch Sylvia Schenk von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International sagt: „Ohne die WM-Vergabe nach Katar wären viele Prozesse nicht so schnell in Gang gesetzt worden.“

Immerhin geben sich die Bayern, die bis zum 3. Februar in Katar sind, bemüht. Um den Frauensport zu fördern, hatte der Klub im Januar 2018 ein Trainingslager seiner Bundesliga-Frauenmannschaft in Katar organisiert. „Es hat gute und sichtbare Begegnungen mit katarischen Fußballerinnen und weiblichen Vertretern der katarischen Gesellschaft gegeben“, so Rummenigge.

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