Bundesliga

Bayern-Probleme, Moukoko-Plädoyer und ein Rat an den BVB: So blickt Lothar Matthäus auf den Klassiker

Lothar Matthäus analysiert das Topspiel am Samstagabend.

Lothar Matthäus analysiert das Topspiel am Samstagabend.

Vor dem Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München an diesem Samstag (18.30 Uhr, Sky) stand Rekordnationalspieler Lothar Matthäus dem SPORTBUZZER; dem Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), Rede und Antwort. Der heutige Sky-Experte äußerte sich vor dem brisanten Spiel erwartungsfroh.

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SPORTBUZZER**: Lothar Matthäus, als Bayern-Profi haben Sie nur zwei Ihrer 17 Spiele gegen den BVB verloren. Was sind Ihre Erinnerungen?**

Lothar Matthäus (61): Es war früher nicht unbedingt der Klassiker, wie man ihn jetzt nennt. Das hat sich erst in den vergangenen zehn, zwölf Jahren ergeben. Früher war Dortmund auch nicht auf Dauer fast auf Augenhöhe mit den Bayern, wie man es jetzt ist. Der BVB hat mittlerweile eine Mannschaft, die immer oben mitspielt. Das ist nicht vergleichbar mit der Zeit vor 20, 30 Jahren, als Dortmund einige gute Jahre hatte, aber dann auch immer wieder im Mittelfeld war. Da war in jeder Saison eine andere Mannschaft an den Münchnern dran, mal Bremen, mal Kaiserslautern, vielleicht auch mal der Hamburger SV oder Leverkusen.

Beide Mannschaften sind holprig in die Saison gestartet. Warum?

Die Bayern haben in den letzten Jahren meist erst dann Punkte hergegeben, wenn sie schon Meister waren. Den Dortmundern hat häufig die Konstanz gefehlt. Die vier Spiele der Bayern ohne Sieg waren keine schlechten, es war eine Ergebniskrise – bis auf das 0:1 beim FC Augsburg. In den übrigen drei Partien hatten die Bayern immer Torchancen, sind meist nur an sich selbst oder wie gegen Mönchengladbach am überragenden Torhüter gescheitert. Gerade gegen Leverkusen und gegen Pilsen haben sie aber gezeigt, welche Qualität in diesem Kader steckt.

Matthäus-Rat an BVB: "Einfach das Ding durchziehen"

Wie kann der BVB Aussetzer wie beim 2:3 gegen Werder Bremen oder zuletzt beim 2:3 in Köln vermeiden?

Einfach das Ding durchziehen. Hätten die Dortmunder zumindest eines dieser beiden Spiele gewonnen, hätten sie nun drei Punkte Vorsprung auf München. Da würdest du mit einer ganz anderen Ausgangslage in dieses Spiel gehen, dann wären die Bayern noch stärker unter Druck. Dann hätte der BVB vielleicht mal eine Duftmarke setzen können und sie auf sechs Punkte Abstand halten können. Die Borussia hat in der Bundesliga bislang ähnlich wie die Bayern noch nicht so performt, wie man das eigentlich bei dem Kader erwartet hätte. Ein bisschen muss man die Dortmunder aber in Schutz nehmen, sie hatten viele Verletzte – vor allem die Neuzugänge, die sich eigentlich hätten integrieren müssen. Ich denke da an Niklas Süle oder Karim Adeyemi.

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Süle konkurriert im Abwehrzentrum mit Mats Hummels. Ohne Hummels kassierte der BVB schon neun Gegentore, mit ihm nur eines. Ist Hummels für Sie noch WM-Kandidat?

Schwierige Frage. Es kommt darauf an, wem der Bundestrainer vertraut. Ich sage: Süle wird bis zur WM in Topform sein. Dann steht Hansi Flick auf Süle, dann steht er auf Antonio Rüdiger – die beiden würden spielen. Für Hummels wäre kein Platz mehr, weil Flick keine Dreierkette auflaufen lässt. Hummels säße also auf der Ersatzbank. Dort hast du aber einen Schlotterbeck, einen aufstrebenden Spieler. Ginter präsentiert sich zudem riesig in Freiburg. Eigentlich gibt es also kein Problem auf dieser Position. Deswegen sehe ich es nicht als dringend nötig an, dass Hummels mit nach Katar kommt. Aber es würde mich nicht wundern, wenn der Bundestrainer ihn mitnehmen würde.

Ist Edin Terzic der Richtige, um das vermeintliche Mentalitätsproblem beim BVB in den Griff zu bekommen?

Ich traue es ihm auf jeden Fall zu, weil ich weiß, dass er im Verein, bei den Spielern, Fans und Verantwortlichen einen hohen Stellenwert genießt. Er kennt Dortmund in- und auswendig. Er ist jemand, der die nötige Mentalität immer wieder fordert. Es sind ja auch Mentalitätsspieler geholt worden, Salih Özcan oder Nico Schlotterbeck zum Beispiel. Ich gehe davon aus, dass auch Süle, wenn er in Form ist – und das war er am Anfang der Saison nicht –, nicht nur eine Verstärkung für den BVB, sondern auch bei der Weltmeisterschaft gesetzt ist.

Lewandowski-Abgang beim FC Bayern: "Ich glaube, Julian Nagelsmann war gar nicht so böse"

Erstmals seit November 2014 trifft Bayern ohne den zum FC Barcelona gewechselten Robert Lewandowski auf den BVB. Welche Rolle spielt das für das Duell am Samstag?

Lewandowski hatte gegen Dortmund eine gute Quote (23 Tore in 16 Ligaspielen, Anm. d. Red.). Ich glaube, Julian Nagelsmann war gar nicht so böse, dass die Nummer neun gegangen ist. Die Bayern haben nicht mehr den einen Torjäger, der aus drei Chancen zwei Tore gemacht hat. Das auf viele Schultern zu verteilen ist jedoch auch schwierig. Das System hat sich verändert.

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Dortmund hat ganz vorne aktuell die Wahl zwischen Anthony Modeste und Youssoufa Moukoko. Mit wem rechnen Sie gegen die Bayern von Beginn an?

Nach dem Spiel in Sevilla und vielleicht auch aufgrund der Zuneigung der Fans mit Moukoko. Er wird mit seiner Geschwindigkeit meiner Meinung nach den Bayern mehr wehtun können als Modeste. Dieser war in Köln der absolute Fanliebling, der Star dieser Mannschaft, weil auf ihn sehr viel zugeschnitten war. Dortmund spielt einen anderen Fußball, deshalb hat Modeste nicht die Bälle, die er in Köln bekommen hat. Modeste war in den vergangenen Wochen ein bisschen ein Fremdkörper bei den Dortmundern, er ist noch nicht ganz angekommen.

Matthäus: Modeste "ist nicht der Stürmer, der dem Spiel des BVB entgegen kommt"

Haben Sie den Eindruck, dass Modeste nicht nach Dortmund passt?

Wie erwähnt: Die Spielweise in Köln war anders, und da hat er besser hingepasst. Überhaupt nicht nach Dortmund passen? Das wäre übertrieben. Aber er ist nicht der Stürmer, der dem Spiel des BVB entgegen kommt.

Moukokos Vertrag in Dortmund läuft aus. Glauben Sie an eine Verlängerung oder würde er zu einem anderen, vielleicht kleineren Verein besser passen?

Warum? Er ist 17 Jahre alt, Jamal Musiala war auch mal 17 – jetzt ist er nicht mehr wegzudenken beim FC Bayern und bei der Nationalmannschaft. Man sollte einem so talentierten und ehrgeizigen Spieler wie Moukoko Vertrauen schenken. So ein Spieler macht Spaß, nicht nur wegen der Rekorde, die er aufgestellt hat. Aber er braucht Rhythmus, wie jeder andere auch. Wenn er wechseln sollte, gehe ich auch nicht davon aus, dass er zu einem kleineren Verein geht. Das hat er gar nicht nötig, weil er die Qualität mitbringt, auch bei einem Klub, der Champions League spielt, seine Stärken zu zeigen.

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